Saarkalender für das Jahr 1929
Weihe des 70er-Denkmals in Saarbrücken.
17. Juni 1928.
Seit der Jahrtauſendfeier hat Saarbrücken nicht einen so farbenprächtigen, reichen
Fahnenſchmuck gesehen wie an dem Tage, der den gefallenen Helden unserer Siebziger
geweiht war. Eine Feier, denkwürdig auch durch die herzliche Teilnahme der gesamten
Bürgerschaft. Seit dem 1. April 1887, da unter dem Obersten Bolte das Regiment unter
dem Jubel der Bevölkerung einzog, wob sich durch die Jahre ein Band gegenseitigen Ver-
trauens zwiſchen Bürgerschaft und Siebzigern, eine Zuneigung, die uns die tapferen Ver-
teidiger der Heimat nie vergessen läßt. Die Verbundenheit iſt geblieben und in Freud
und Leid sind sich beide Teile einer feſten Freundſchaft bewußt geworden. Mit dieser An-
hänglichkeit lebt das Gefühl des Dankes, die Ehrfurcht vor dem Ruhm und der ſittlichen
Größe derer, die für uns ihr Leben dahingegeben haben. Wir senken unser Haupt vor der
selbſtloſen Hingabe, vor dem Aufgeben des eigenen Ich zum Schutze und für die Ehre des
Vaterlandes. Das Regiment 70 und Reserve 70 ließ auf dem Felde der Ehre 3648
Mann und 146 Offiziere. Wir ehren diese Helden in dankbarer. Erkenntnis des vater-
ländiſchen Vermächtnisses ihres Sterbens, das wir allezeit in Ehren bewahren wollen.
Ihre Tugend soll unseren Stolz bilden: treu und deutsch! Ueber die Schlachten und Ge-
lechte. an denen die Siebziger teilzenommen haben, bringt der Saarkalender 1923 nähere
Angaben.
Von nah und fern waren ſie herbeigeeilt, die alten Siebziger, wohl 6000 an der Zahl.
Ein Fesſtkommers im Saalbau am 16. Juni leitete die Feier ein. In den Ansprachen
1uurde auf die ſymboliſsche Bedeutung der beiden Saarbrücker 70er-Denkmäler hingewiesen.
Das Denkmal im Ehrental sei ein Bild von Kraft und Vorwärtsdrang inmitten einer
stillen Natur, das Denkmal an der Hindenburgstraße ſtehe in lebhaftem Verkehr wie ein
einsamer Schwurfinger in unerbittlicher Ruhe und Strenge. Er drücke das Pflichtbewußt-
ſein aus, das die Helden in den Tod gehen ließ und die seeliſche Stimmung der Bevölke-
det hieuen Zeit angepaji unis die U hett ruhte hetien fo te quer Setteter
aft umgesetzt.
Die Weihe des Denkmals brachte ergreifende Momente. Sie gipfelten in dem Worte:
Her qt zie Deihwig! hält treue Kameradſchaft Wacht, so lange an der Saar noch
ein deutſcher Mann fe
Auf ein Telegramm an den Reichspräsidenten erfolgte nachſtehende Antwort:
„In treuem Gedenken an die Gefallenen des Regiments 70 und Reserve 70
entbiete ich Ihnen allen den besten Dank für das freundliche Meingedenken. Kame-
radſchaftliche Grüße. v. Hindenburg.“
Aus der Geſchichte des Infanterie-Regiments Nr. 70.
Am 15. Mai 1859 wurde aus dem Landwehr-Stammregiment Nr. 30 das 8. rheinische
Infanterie-Regiment Nr. 70 gebildet und als erster Kommandeur desselben Oberſtkeutnant
v. Brösſike ernannt. Das Regiment gehörte ſtets zum 8. Armeekorps und zwar zur
16. Division und zur 32. Brigade. Die Fahnen wurden dem Regiment mit 31 anderen am
18. Januar 1861 verliehen.
Im Kriege 1866 marſchierten die 70er mit der Main-Armee (Division Beyer), zunächſt
nach Kassel (20. Juni); die 7. Kompanie kam nach Wilhelmshöhe zur Bewachung des ge-
fangenen Kurfürſten. Am 23. Juni ging es weiter. Nach anstrengenden Märſchen folgten .
die Gefechte bei Hammelburg, Hochhauſen und Werbach, Helmſtadt und Mädelhofen. Das
Regiment hatte elf Tote und einen Offizier und 64 Mann Verwundete. ;
. dIJnm Feldzug 1870/71 beteiligte sich das Regiment an der Belagerung von Metz, kämpfte
in den Schlachten bei Amiens und an der Hallue, Longpres, Arras, St. Quentin. Im
gz! Zeldzug yatte das Regiment an Verluſten 7 Offiziere, 87 Mann tot; 10 Offiziere,