Full text: 1929 (0007)

Saarkalender für das Jahr 1929 
  
Schluſzwortlt. 
D as Saargebiet darf ſich nicht in 
Sicherheit wiegen und etwa glauben, Frankreich habe nach Locarno die Ge- 
waltpolitik gegen die deutſche Weſtſchanze aufgegeben. Das wäre ein ver- 
hängnisvoller Irrtum. Don neuem wird dort der Angriff organiſiert. Um Mittel 
zum Zweck ſind die weſtlichen Herrſchaften nie verlegen gewesen; geht es 
nicht auf geraden Wegen, dann auf krummen, wenn sie nur zum Ziele 
führen. Die heute mächtige franzöſiſche Induſtrie und mit ihr die Chauviniſten aller 
Schattierungen ſind am Werke, die Welt über die Lage an der Saar zu vervirren, 
zu täuſchen und die zahlreiche, für blinkendes Gold gefügige Preſſe mit ganz horren- 
dem Schwindel zu überſchwemmen. Ich verzichte hier darauf, die einzelnen Der- 
einiqungen gegen uns Saarländer zu charakteriſieren. Es mag ein Beispiel aus den 
lezten Tagen den verlogenen Geiſt kennzeichnen, der heute in Frankreich erneut 
ſein Unwesen treibt. 
Jean Rérvire, der ſattſam bekannte franzöſiſche Saarpubliziſt, ſchreibt in seiner 
Broſchüre „La Sarre“ u. a.: „In allen Wahlgesetzen der ziviliſierten Länder wird 
die Korruption als ein Derbrechen betrachtet und zieht Ungültigkeitserklärung nach 
ſich. Deutschland arbeitet auf die fürchterlichſte Wahlverfälſchung im Saargebiet hin, 
die man je erlebt hat. Welchen Wert kann eine Dolksabſtimmung ohne Freiheit 
und Aufrichtigkeit haben! Keinen. Weder Frankreich noch der Dölkerbund noch 
irgend ein anständiger Menſch auf der ganzen Erde kann anderer Ansicht sein. 
Es würde durchaus falſch ſein, die Lage für Frankreich an der Saar als ver- 
zweifelt zu betrachten. Die terroriſierten Saarländer schweigen und warten. Wie 
Elsaß-Lothringen in der Vorkriegszeit, kannte das Saargebiet unter der preußiſchen 
Fauſt den Frieden des Kirchhofes. Dieſe preußiſche Fauſt iſt in der Tat furchtbar. 
Wer irgendwie autonomiſtiſcher oder frankophiler Geſinnung verdächtig ist, 
wird einem Schreckensregiment unterworfen: Die Lehrer in den Schulen fügen ihren 
Kindern Leid zu, ſind unsere Freunde Kaufleute, jo kommen ſie auf schwarze CLiſten. 
Ein außerordentliches Spionage- und Angeberſyſtem iſt im Saargebiet eingerichtet.“ 
Soweit Monſieur Révire. Man könnte über solchen widerlichen Schwindel herz- 
lich lachen, wenn uns nicht der Krieg die Erkenntnis gebracht hätte, welch’ ein Un- 
heil Druckerſchwärze in unverantwortlichen Händen anrichten kann. Gewissenlos 
wird hier das franzöſiſche Dolk getäuſcht und die Welt belogen, wir aber dürfen dem- 
gegenüber die Waffen der Derteidigung noch nicht an den Nagel hängen, für uns gilt 
das Wort des Alten Fritz: toujours en vedettel! 
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