Full text: 6.1928 (0006)

Saarkalender für das Jahr 1928 
  
Im bunten Rock an der Saar vor 100 Jahren. 
Von R. Rudolf Rehänehk. 
(Nachdruck verboten.) 
Bis zum Ausgang des Weltkrieges war unser kleines Saarland — wie jede Grenz- 
mark :\ Lin Hauptſtandort der Söhne Mars’. Wie das „Kommisleben“ gehandhabt 
wurde, wiſſen wohl die meiſten von uns aus eigener Anschauung. Im Nachfolgenden 
möchte ich nun den Leser zurückführen in Urväter Zeiten und eine kleine Auslese ernster 
und heiterer Blüten aus alter Soldatenzeit der Fülle des Materials entnehmen. 
Durch die politische Zerrissenheit bis zur französischen Revolution bzw. endgültigen 
Uebernahme durch Preußen 1815 kannte man hier kein eigentliches Militär. Wohl hatten 
einzelne Gebietsherren ihre kleine „Garniſon“, die aber mehr oder weniger nur Parade- 
truppen waren. Unter den Saarbrücker Fürsten zeigte besonders der lettte Fürst, Ludwig, 
(176591793) eine große Vorliebe für die Soldaten. Außer zwei nassauiſchen Regimentern, 
die im französiſchen Dienst standen, 54 Mann, einem Oberleutnant und einem Kapitän, 
welche die Saarbrücker Grafschaft für das zum deulschene Heere zöhlende Oberrheinische 
Regiment stellte und der Kreiskompagnie in einer Stärke von 80 Mann, hielt sich der 
Fürst ein Bataillon Infanterie, genannt das Leibgrenadiercorvs, und eine Schwadron 
Leibhusaren. Ueber dieses Militär enthalten die Briefe des Freiherrn v. Knigge, der 
1792 das Saarland bereiſte, folgende amüsante Schilderung: 
„Außer dem Kreis-Contingente unterhält der Fürſt eine Garde, die aus ſchönen 
Leuten besteht und geschmackvoll gekleidet iſt und einige Reuter. Was mich, der ich 
nichts vom Soldatenwesen verſtehe, am meiſten dabey interesirt, iſt die vorzüglich gute 
türkiſche Music auf der Parade. Sie ist besser und vollständiger besetzt, wie die, welche 
die franzöſiſchen Schweizer-Regimenter ehemals hatten. Unter anderm sind Posaunen 
und Serpents dabey, die herrliche Würkung (!) machen. Warum wird wohl, besonders 
in Teutschland, das letztere Instrument so wenig gebraucht? . . ." 
Die ziemlich hohen Unterhaltskosten dieser Liebhaberei zwangen den Fürsten bald, die 
Zahl der Truppen zu vermindern, die dann zuletzt nur noch aus einer Kompagnie Leib- 
grenadiere und einer Schwadron Dragoner bestand. 
Unter der französiſchen Verwaltung wurden die waffenfähigen Männer unserer 
Heimat zu französischen Diensten verpflichtet und eine nicht geringe Anzahl Saarländer 
verbluteten unter dem Imperator Napoleon auf den verſchiedenen Schlachtfeldern des 
Kontinents. Im Nachfolgenden eine Zuſammenſstellung der vermißten Soldaten aus dem 
Kreiſe Saarlouis, die auf dem ſchmählichen Rückzuge anno 1813 in den Eisfeldern 
Rußlands liegen geblieben ſind, um dann in ruſſiſchen Spitälern für „Frankreichs 
Ruhm“ fern der Heimat ihr Leben zu lassen. Nachstehende Bekanntmachung fand ich in 
einem alten Band des „Saarlouiser Kreisblattes“: 
„Gesammelte Nachrichten über das Schickſal der seit dem Feldzuge vom Jahre 1812 in 
Rußland zurückgebliebenen und vermißten Königl. Preuß. Unterthanen.“ 
  
  
  
  
  
  
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Becker Joh. Gem. | 36. frz. Inft.-Reg. Werbeln geſt. im Hoſp. zu Orel 
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Hauck Peter Gem.. |33: „. g. p Bettingen gest. zu Kasan 
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Nicola Joh. p 33.4 %;. js Wallerfangen §uuccu tk. 
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Schwartz Joh. rr 33. .' 'r 't Ihn gest. zu Kaluga 
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Telinge L. Joſ. Wachlm. [Il p „» if v. .Kurjſk 
  
  
§8 
 
	        
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