Saarkalender für das Jahr 1928
Die Queckenwurzeln welche zu diesem Gebrauch im Keller aufbewahrt werden,
werden rein gewaſschen, klein zerschnitten und in einem Mörser ganz zerquetscht, dann
in einem Topfe mit 2 Maaß siedendem Wasser übergosſen und wohl bedeckt.
Wenn man nun um ein Uhr essen will, sſo wird die Grütze nebſt dem klein
zerschnittenen Speck und den Zwiebeln in einem eisernen Topf ohne Wasser, um halb
zwölf Uhr aufs Feuer gethan, und solange geröstet bis die Grütze samt dem Zwiebel
eine gelblichhraune Farbe hat. Das stete Umrühren darf nicht vergessen werden. Nun
werden die Rüben und Möhren ebenfalls hineingethan, eine Maaß Wasſſer darauf
gegossen, und bei mäßigem Feuer recht weich gekocht, welches bald geschehen iſt. Nun
nimmt man 8 Pfund Kartoffeln, die mit den Schalen gekocht und nachher geschält
werden, zerſtößt sie recht klein, und gießt, während dem Zerſtoßen, vor und nach ein
Maaß abgerahmter Milch dazu, daß die Masse recht breiartig wird. Nachdem nun auch
die Rüben und Möhren wohl zerſtoßen werden, werden die Kartoffeln dazu gethan,
noch zwei Maaß Waſſer und die erkalteten Queckenbrühe darüber gegossen, auch das
Salz und der Pfeffer zugesetzt, der Topf verschloſſen, und das Feuer verstärkt. Hat
nun die Suppe bei öfterem Umrühren noch eine viertel Stunde gekocht, so schöpft man
4 Maaß derselben aus, und hebt sie für den Abend auf. In die im Topfe gebliebene
wird nun das Brod fein verbrockelt, und dann ist sie zum Verspeisen fertig.
Statt der Rüben und Möhren dienen auch: Kohlrabi, die Ri p p e n und das Mar k
der Slrünke von jeder Kohlart, die Blätter selbſt; ja im Frühling jedes eßbare Kraut,
als: junge Br enn ess eln, Ge d ul dam p f er (Weltkrieg), jung er Klee, die eben
aufgeſchlosſenen Kn o sp en d er Birken, und im Nothfalle sogar jun g e Di st e In
uſw. Alles wird so klein als thunlich zerhackt, und anstatt der Rüben und Möhren
zuerſt, vor dem Zuthun der Kartoffeln, weich gekocht und wohl zerſtoßen; übrigens
auf vorbeschriebener Art verfahren. Beim Mangel an Kartoffeln kann man mit 5 Pfund
gut auskommen, jedoch muß alsdann der Zusatz von Kräutern verstärkt werden und
alle anderen Zuthaten die nämlichen bleiben.“
Ein findiger Gutsbesitzer riet sogar, winzige, noch nicht fingerdicke Kartoffeln,
in gut gedünkten Gartenboden zu setzen und dieselben, wenn sie getrieben, auf ein
schlechtes Feld zu versetzen. Wem diese Arbeit aber zu umständlich sei, der möge ruhig
die Kellerk eim e der Kartoffeln und Zweige des Kartoffelkrauts im
Juni in den umgefahrenen Boden stecken, sie werden allerwegen wachſen und viele
Saatkarloffeln für den Haushalt retten. Ferner rieten die Landräte den Bauern,
Brot von Queckenmehl (Feldunkraut) zu backen, das sehr schmackhaft sei. Fürwahr,
kuriose Mittel, – aber die Not macht erfinderisch.
Der Herbſt 1817 brachte eine gute Ernte und schraubte die hohen Fruchtpreise auf
ein erträgliches Maß zurück. Auf Betreiben der preußischen Regierung geſtattete
der ruſſiſche Staat nur mehr solchen Auswanderern, die ein Barvermögen von 300 Gulden
besaßen, die Einwanderung und sperrte die Uunterſtützungsgelde. In den Kreis-
dokumenten des Jahres 1818 sind die Auswanderungsgeſuche verſchwunden, ein Zeichen,
daß sich die Verhältnisse gebessert und die Entscheidung der ruſsischen Regierung das
Auswanderungsfieber geheilt hatte. Claus Schmauch.
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Gemütvoll.
Es iſt der 7. März 1926. Lehrerkollegium
und Schüler des Ludwigsgymnasiums sind
in der festlich geſchmückten Aula verſam-
melt, um in einer würdigen, tiefernsten
Feier der Lehrer und Schüler zu gedenken,
die im Weltkrieg für Heimat und Vater-
land ihr Leben gelaſſen haben. Es herrscht
lautloſe Stille. Weihevolle Stimmung liegt
über dem Raum. Da tritt der saarländiſche
Ministerialdirektor Notton, ein bekannter
Französling, ein und spricht zu dem ihn
hegrihenden Direktor die denkwürdigen
orte: ;
„Na, wie lange dauert denn die Ge-
schichte ?“
EHE KC CCE LG G C IGS s RCT G G C Ä CH GET E FGG NGG