Full text: 1928 (0006)

Saarkalender für das Jahr 1928 
REC I T E T Ems y V 
zuſammengehäuft, die für die gegenwärtige Zahl allenfalls ausreichen, aber bei der künftig 
eintretenden Vermehrung in keiner Weise zulangen werden. Bei so vielen ordenllichen 
Gebäuden wird es nicht ſchwer sein, ein ſchickliches auszumitteln. Wollten E. Hw. zu 
diesem nun auch noch das hinzutun, daß sie den Herren Direktor der Anltalt seiner 
Berrichtungen als Bürgermeiſter enthöben und ihn ganz und ungeteilt seinem Berufe 
wiedergäben, dann würden Sie das allerdings wichtige Verdienst sich erwerben, einen 
feſten Grundstein zu einer besseren Ordnung der Dinge geleqt zu haben, auf den ſich 
alsdann .leicht und gut fortbauen läßt. 
Trier , am 17ten April 1816. 
Der Direktor des öffentlichen Unterrichts 
J. Görres. 
Das Schicksal dieſes edel freiheitlichen Mannes sei hier noch mit wenig Worten 
geſtreift. Der Reaktion nach den Freiheitskriegen war er ein erklärter Feind. Wilhelm 
Grimm nannte ihn einen Deutſchen, „in dem die Wahrheit recht siegend und alles Schlechte 
niederwerfend erscheint“. Ein solches Urteil läßt es begreiflich erscheinen, daß er der da- 
maligen Staatsraisſon zum Opfer fiel. Er büßte seinen Freimut und Gerechtigkeitsſinn 
mit der Verbannung. Seltsames, tragiſches Los, er mußte in das von ihm bekämpfte 
Frankreich fliehen, wo er. in Straßburg freundlich aufgenommen, wie A. v. Arnim urteilte, 
„die Periode der Dummheit bequem abwarten kann.“ : 
Heute errichtet die dankbare Nachwelt in Koblenz dem ſtreitbaren Deutschen ein 
Denkmal; es stellt einen Genius dar, der Görres hohe Bedeutung symbolisch wiedergibt. 
–- 
Bismarckworte. 
„Das war ein Cäſar, wann kommt ſeinesgleichen?" 
Shakespeare (Iulius Caeſar 3,2). 
„Ich begreife nicht, wie ein Menſch, der über sich nachdenkt, und doch von Gott nichts 
weiß oder wissen will, sein Leben vor Verachtung und Langeweile ertragen kann, ein 
Leten: das dahinführt wie ein Strom, wie ein Schlaf. gleichwie ein Gras, das bald 
welk wird.“ 
„Es darf nicht Aufgabe der Gesetzgebung sein, das, was dem Volke heilig iſt, zu 
ignorieren . . . .“ „Das Recht ist ein solidariſches Ganzes für a Ill e im Lande, sowohl 
fur dit Höchtten wie für die Niedrigsten . . . .“ „Wir wollen alle mit gleichen Schultern 
„Iti dem Kampf zwischen Arbeit und Kapital hat die Arbeit die meiſten Siege er- 
rungen, und das wird überall der Fall sein, wo der Arbeiter eine Wahlſtimme hat. Wenn 
es einmal zu einem endgültigen Siege kommt, so wird er auf Seite der Arbeiter sein.“ 
„Alles kommt darauf an, den Reichstag zu stärken; das kann aber nur dadurch 
geschehen, daß man ganz unabhängige Männer hineinwählt. Er iſt ins Rutschen ge- 
hottest es iſt ja das reine Wettkriechen. Geht das so fort, so sehe ich in eine düſtere 
Zukunft.“ 
„Die bewundernswerte, urwüchſige Kraft, Arbeitsſamkeit und Hingabe des braven 
und tüchtigen deutschen Volkes hat es zu des Vaterlandes Größe geführt.“ (Bismarck 
in einer Unterredung mit Karl Schurgz.) 
„Der Parteigeiſt iſt es, den ich anklage vor Golt und der Geschichte!“ (13. März 1885 
im Reichstag. 
reich 159. den Fraktionen den Vorwurf, daß ihre Kämpfe untereinander hauptſsäch- 
lich schuld daran sind, daß das Reich nicht besser vorwärts kommt, daß man zweifelhaft 
wird an dem, was man errungen hat, daß eine gewisse Abſpannung und Versſtimmung 
eintritt. Das Volk iſt es müde, sich mit hoher Politik und Fraktionspolitik zu befassen. 
Es will seine praktischen Intereſſen wahrgenommen ſehen, die Streitigkeiten der Frak- 
tionen halten es davon ab und sind ihm langweilig.“ (Rede vom 5. Mai 18381.) 
Geibel schließt sein Gedicht „Zum Himmel bete mit den heute wieder zutreffenden 
Worten: 
„Ein Mann ist not, ein Nibelungenenkel, 
Daß er die Zeit, den tollgeword'nen Renner, 
Mit eh' rner Fauſt beherrſch und eh rnem Schenkel.“ 
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