HSaarkalender kür das Jahr 1928
Jojeph Görres über die Schulen von Saarbrückeni. J. 1816.
Von A. Z.
Joſeph Görres, der rheiniſche Herold deutschen Volkstums, lebi noch heute als einer
der edelſten Vaterlandsfreunde in aller Herzen. Das Gedenken seines 150. Geburtstages
feierte das deutsche Volk und in besonderer Verehrung das Rheinland. Die Preiſſe ge-
dachte des uneigennützigen und freimütigen Charakters, der Kampfnatur dieses seltenen
Mannes, der freudig und feurig alles Fremdländisſche geiſtvoll bekämpfte. Der Preſsſse
allerdings ſteht Görres noch durch einen beſonderen Umstand nahe, denn er war nach
meinem Dafürhalten der erſte, der die Bedeutung von der Wirkung einer Zeitung auf
weite Kreise richtig einzuſchätzen wußte. Die Presse jener Zeit war bis zu seinem Auf-
ireten im wesentlichen eine Sammlung von Nachrichtenmaterial, er lehrte ſie kämpfen
für alles Edle und Gute und wurde damit der Schöpfer ihrer Seele. Viele seiner Aus-
ſprüche können unserem Gedächtnis nie entſchwinden, sie leben noch heute in ihrer
zündenden Gestaltung. Wer könnte es vergessen, wenn er (1814) sagte: „Jetzt wird nie-
mand einfallen, anderswo Heil zu ſuchen, als beim Vaterland. Nein, iſt es wirklich alſo
beſchieden, daß es nie zu Glück und Ruhe gelangen mag: dann wollen wir lieber mit
unſerem Volke untergehen, als daß wir bei den Fremden betteln um Wohlstand und
Sicherheit.“ Kann man treffender die heutige Stimmung des Saarvolkes kennzeichnen,
als mit diesen wie in Stein gemeißelten Worten?
Im „Rhein. Merkur“ trat der glühende Patriot wiederholt für das Saarrevier mit
glänzend geschriebenen Artikeln ein, aber über seine perſönlichen Beziehungen zu Saar-
brücken war mir bisher nichts bekannt Ich war daher überraſcht, als mir von befreun-
deter Seite nachſtehendes Schreiben zur Verfügung gestellt wurde, das Görres in seiner
kurzen Amtszeit als „Direktor des öffentlichen Unterrichts für das Gouvernement
àNtitielrpetn an den Appellationsrat Simon in Saarbrücken über unsere ſtädtiſchen
Schulen richtete:
Trier, am 17ten April 1816.
Sr. Hw. dem Herren Landescommisſsarius und Appelationsrat
Simon in Saarbrücken.
Ich habe bei meiner Anwesenheit in Saarbrücken den Zuſtand der ordentlichen Unter-
richtsanstalten unterſucht und gefunden, daß bei viel löblicher Bemühung von Seiten
der dabei Angestellten doch das Ganze hauptsächlich durch das gänzlich Unzureichende in
den dazu verwendeten Mitteln niedergehalten wird. Eine Gemeinde wie Saarbrücken,
tujeke "Geſättathe 'zr"tinenr "s tttlülser 'üchiktekte zcictgk tes ſüieſccbirß
nichl weniger als eine höhere Schule von fünf Klassen haben, wenn sie in dem Wichtigsten
nicht auf eine ihr unwürdige Art zurückbleiben soll. Damit aber dies möglich werde,
muß vor allem für die Verbesserung des Fonds Sorge getragen werden. Dies kann auf
zweierlei Weise geschehen. Einmal indem auf die Verwaltung und Verwendung der
ſchon beſtehenden Einkünfte eine strengere Aufsicht als bisher gewendet wird. Diese
Aufsicht iſt, wie bei so vielen ähnlichen Anstalten in der Verwirrung der letzten Zeit ganz
und ausſchließlich in die Hände der Geiſtlichkeit gekommen, die dem Unterricht be-
ſtimmten Fonds haben sich mit denen des Kultus vermiſcht, und unter der gemeinſchaft-
lichen Verwaltung hat dann jedesmal der ſchwächere, nicht oder ſchlecht vertretene Schul-
ſtand am meisten gelitten. Diesem Uebelſtande müßte vor allem abgeholfen und beide
Art Fonds wieder streng getrennt und jeder seiner ursprünglichen Bestimmung zugewendet
werden. Eine Kommission von unbefangenen, vorurteilsfreien, verſtändigen, dem Guten
zugetanen Leuten, von E. Hw. zu dieſem Zweck ernannt, würde am fuüglichſten und
ſchnellſten zum Ziele führen. Schwerlich würde indessen die dadurch gewonnene Ver-
ſtärkung des Fonds zu dem vorliegenden Bedürfnisse ausreichen, hier muß nun die Stadt,
allenfalls auch der Bezirk, zwiſchentreten, und wie es andere, weit ärmere Gemeinden
getan, aus ihren Mitteln eine jährliche Zulage machen. 5000 Franken auf dieſe Weise
in das Budget aufgenommen, würden dasselbe weder allzu sehr beſchweren, noch auch
von den einsichtigen Vorständen geweigert werden, und sie würden vollkommen für den
geforderten Zweck ausreichen. Wollten E. Hw. eine solche Maßregel veranſtalten, dann
könnten leicht noch einige geschickte Leute hingezogen und alsdann ein durchgreifender
umfassender Schulplan eingeführt werden. Alsdann müßte aber auch vor allem für
ein schicklicheres und geräumigeres Lokal Sorge getragen werden. Die Jugend befindet
sich in einem Hause mitten in dem Lärm des Marktes in drei nicht sehr weiten Stuben
S