Full text: 1928 (0006)

  
Saarkalender für das Jahr 1928 
ULC S LEE) 
kannscht du saufe!“ — Dr Filipp loßt sichs net zweimol heſche, setzt an un trinkt; wier 
ſchun bal die Halbſcheid une gehat hat, reißt 'm 's Miedi die Flaſch aus dr Hand un 
ſchleckt mol dran; un weil des gar so ſüß war, trinkts die anri Halbſcheid aus. -–9 A Weil 
war alles ruhich un gut; wie die Medizin awr im Leib warm is gin, hat dr Filipp die 
Hoſe nimmi in Zeite nunrgebrung; un wann'’r se nuf hat ziehe wille, hatr ſich müsse 
tummele, for se wieder nunrſtrippe, un do denktr ſich: For was ſoll ich se dann immer 
nuf un nunr ziehe, ich loß’ se glei ganz unne! 
Han jo die Spitzbuwe vun Muſikante in dn Himbeerſaft a bißl Fuchſelewr eningin 
un "im Filipp gesaat, 's wär Medizin! 
Was 's Miedi no erſcht noch gſaat hat üwr die Medizin, des will ich euch net verrote, 
awr denke könntr euchs ſchun! 
Wo gehſcht dann hin ? 
Dr Vettr Niklos is früh Morjets grad am Gewl gſchtan un hat ſsei Pheif gschtoppt, 
wie dr Schinagl Franze Sepp mit 'm Sack ufm Buchkl langscht gang is, un er froot de 
Sepp: „Na wo gehſcht dann du ſchun so früh mit 'm Sack hin?“ „Im Hund ſei 
Loch, Bohneroppe“, git der korz zur Antwort un geht ruhich sei Wech weiter. 
De alte Mann hat die Antwort doch a bißlche gfuchſt un er geht zum Marjan, 'm 
Sepp seim Weib un beklaat ſich üwr de Sepp, daß ’r so a Growian is un wann des 
nei bal anrſcht werd, no hat ach die Freundſchaft bal a End. 's Marjan is a verſchrock, 
wie es ghört hat, was d'r Sepp gesaat hat un hat getiſcht an dem alte Mann un hat 
geſaat: „Jhr wüßt jo doch, daßr a großer Sraßvogl is; wer wees, wasm wiedr dorch 
de Kopp gang is? Er werd 's halt gar nit so g’ment han wie Ihr 's uffaßgt!“ Dr 
Vettr Niklos hat sich mit dem a ſschun so halwr zefriede gin un is wiedr hem gang. 
Wie dr Sepp ze Mittach hem kumm is, hat 's Marjan ihm glei vorgehal, daß ’r de 
Ee!!: Niklos beleidicht hat, weil 'r ihm gesaat hat, er geht „im Hund Fei Loch, 
ohneroppe“. 
„Geh, loß dich doch net auslache“, saat dr Sepp. „Wie kann mr sich nur üwr so was 
noch beleidiche?r Des kummt anr alles nor, weil die Leut alles anrſcht uffasse als wies 
is! — Du weeſscht doch ganz gut, daß unſ’r Krumbirefeld newrm Klumpe-Hanſe May ſseim 
Feld leit. Wie ich im Frühjohr draus war, hat dr Matz in seim Feld grad newr uns 
in dr Urtiefting Bohne gsetzt. 's Leni is a nauskumm un du, weeſcht doch, daß des Hoor 
uf de Zehnt hat un so wüſcht sſchenne kann, un weil 'm des gar net recht war, daß dr 
Mat dort Bohne gsetzt hat, ſaats: „Du dummer Hund du, was du biſcht! In des Loch 
gehſcht du Bohne setze? Hätſcht se liewr in . . . . gſettt! Do werd jo doch sei Lebtach 
nix draus!“ 
Ich han des alles mit anghorcht, ſin nüwr gang, han glei 's Gschäft g'macht un han 'm 
des Stückl Feld mit de Bohne abkaaft. Un wann ich heunt Morjet geſaat han: „Ich geh 
im Hund ſei Loch, Bohneroppe“, so is doch da gar nix dabei, als wie die klori Wohrheit! 
Wie dr Vettr Niklos des ſspätr ghört hat, hat 'r ſich a Herzhaftiches g’lacht, un die 
alti freundſchaftlichi Nochbrschaft war wiedr hergſchtellt! 
net bal anrſcht werd, no hat ach die Freundſchaft bal a End. 's Marian is a verſchrock, 
Dieſe kleinen Mundartproben geben uns einen Beweis, wie treu die Saarländer 
heimische Sprache und die derbe Art bewahrt haben. Mehr als 200 Jahre unter einem 
uns wesensfremden Stamme haben nicht vermocht, den Charakter unserer Stammes- 
genoſſen zu wandeln. Der „Saarkalender“ wird nunmehr verſuchen, näheres über dieſen 
verſprengten Teil unserer Bevölkerung in Erfahrung zu bringen, von dem wir bis jetzt 
nichts wußten. Familiennamen und die Benennung der Ortſchaften dieser Kolonien 
werden gewiß noch manchen Aufschluß bringen, der uns allen willkommen sein wird. 
Ich wurzle endlos tief in meiner Scholle, die mir der Väter Schweiß 
zum Erb gegeben; 
Aus ihren Tiefen sauge ich das volle, das übervolle Leben. 
hans Dörfler.
	        
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