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3] .
. Augult:
Saarkalender für das Jahr 1928
Juli: Der Sechzehner-Ausſchuß des Gewerkver-
eins chriſtl. Bergarbeiter tagt. Zur Sprache
kommt die erbitterte Stimmung der Bergleute
über die ſchlechte Löhnung, einmütiger Ruf nach
wertbeſtändiger Bezahlung und energiſcher Proteſt
gegen das provozierende Dorgehen von Gruben-
ingenieuren.
Iuli: Das Amtsgericht Saarbrücken verurteilt die
franzöſiſche Zollverwaltung wegen Erhebung der
franzöſiſchen Einfuhrumſsatzſteuer (Luxussteuer) zur
Zahlung des zu Unrecht erhobenen Steuerbetrages
nebſt 5 Prozent Zinſen und den Koſten des Rechts-
ſtreites. Dies Steuergeſetz wird nicht als Beſtand-
teil des Zollſyſtems anerkannt und iſt im Saar-
gebiet nicht anwendbar.
Iuli: Der Landesrat lehnt die von der Regie-
rungskommisſſion vorgelegten neuen Steuern ab
(Erhöhung der Umſatz- und Stempelſteuer ſowie
die in Ausſicht genommene Benzolſteuer). Weiter
wird genauer Aufſchluß über die Finanzlage aus-
geſprochen, die Wiedereinführung der Reichsmark
und die Aufhebung der Zollgrenze gewünſcht. Ge-
fordert wird aus dem Gremium die Erhöhung
der Dermögensſteuer und vor allem die Heran-
ziehung der franzöſiſchen Grubenverwaltung zur
Steuer nach Maßgabe ihrer wirklichen Leiſtungs-
kraft und die Einſchränkung der Derwaltung. Be-
ſonders bemerkenswert iſt der Hinweis, daß die
Regierungskommission Kapitalien, die aus ſaar-
ländiſchen Steuern herrühren, ausschließlich fran-
zöſiſchen Banken zuführe, um diese eingewanderten
Inſtitute gegen die deutſchen zu ſtärken und
letztere zu unterdrücken.
Juli: Handelskammer, der Wirtſchaftliche Derein,
Handwerkskammer und Handwerksbund richten
Eingabe an die Regierungskommission und Gene-
ralſekretariat des Dölkerbundes um eine möglichst
baldige Stabiliſierung der ſaarländiſchen Wäh-
rungsverhältniſſe. Beſonders leide das Saar-
gebiet, abgeſehen von der allgemeinen Schädigung
durch die Inflation, noch dadurch, daß die Banque
de France es als Währungsausland behandelt und
UKreditmöglichkeiten abſchneide.
Juli: Die Heil- und Pflegeanſtalt Merzig begeht
in ſchlichter Feier den Tag des Z50jährigen Be-
ſtehens.
Iuli: Neunkirchen zählt Ende Juli 41 000 Ein-
wohner. – 1 Reichsmark gleich 9,88 Fr.
Anguſt 1926.
. Auguſt: Zum erſten Male gelangen die Unter-
ſtüßungen des Reichsknappſchaftsvereins an die
Rentenempfänger zur Auszahlung. 12,4 Million
Goldmark, die in 12 Monaten verteilt werden
ſolen. Die Regierungskommiſſion hat die vom
Reiche überwieſenen Goldmarkbeträge an die
Kriegsinvaliden, -Penſionäre und -Hinterbliebenen
unnötig in Franken umgewechſelt, wodurch Kurs-
verluſte entſtanden. Großer Unwille macht ſich
geltend.
Die franzöſiſche Fremdenlegion wirbt weiter im
Saargebiet. Entführt wurden zwei junge Leute,
Drumm aus Wadgaſſen und Adams-Rehlingen. Das
„Saarbrücker Abendblatt“ meldet, daß 24 junge
Saarländer in der Fremdenlegion ſeien.
In Oillingen Hauptverſammlung des
Kreisverbandes Saargebiet der Freiwilligen Sani-
tätskolonnen vom Roten Kreuz. Bezirksinſpektor
Dr. Kalefeld teilt mit, daß im Saargebiet dem
Derband angehören 47 Kolonnen, wovon 4 dem
Bayeriſchen Landesverein. Der Saarverband zählt
. Augufſt: 900
2500 aktive Mitglieder, mit den inaktiven über
5000. Dorhanden find 400 ausgebildete Kranken-
pfleger, 20 Rettungsſchwimmer und 40 Hilfsdes-
infektoren. 16 000 Einzelhilfeleiſtungen wurden
gemeldet.
. Auguſt: Deröffentlicht wird ein Aufruf mit der
Bitte an alle Saarländer, im Intereſſe der Dolks-
geſundheit (aus rechtlichen, moraliſchen, sozialen
und hygieniſchen Gründen) für eine Abſchaffung
oder wenigſtens Milderung der unerſchwinglichen
Zollbelaſtung der Arzneimittel einzutreten.
. Auguſt: Hamburgs Senat ſtiftete dem Saar-
Sänger-Bund einen Ehrenpokal und ein Banner.
Der Pokal trägt die Inſchrift: „Don der Maas
bis an die Memel, von der Etſch bis an den Belt.“
. Auguſt: Eine Abordnung des Landesrats hat
Unterredung mit der Regierungskommiſſion und
fordert ſtabile Währung durch Wiedereinführung
der Reichsmark. Die Regierungskommiſssion ver-
ſpricht, ſich nächſtens damit zu beſchäftigen.
Erſte Heimatfahrt von 800 Saarländern aus
dem Ruhrgebiet.
. Auguſt: Am Sonntag, 8. Auguſt, wurde wieder
die Totenfeier im Ehrental abgehalten, erneut ins
Leben gerufen durch den Saarbrücker Kriegerver-
ein und den Kriegerverein der Städte Saarbrücken
und St. Johann.
. Auguſt: Abgeſandt wird vom Zentrum und der
Deutſch-Saarländiſchen Dolkspartei eine Eingabe
an den Dölkerbund, in der die ſchädigende Arbeit
der franzöſiſchen Mehrheit der Regierungskom-
miſſion klargelegt wird. Beſonders wird darauf
hingewieſen, daß Frankreich als gegenwärtiger
Eigentümer der Saargruben nach dem Saarſtatut
wenigſtens ein Drittel der geſamten Ausgaben des
Haushalts des Saargebiets und der Kommunen
zu tragen hätte. Frankreich zahlt aber weniger
als ein Diertel. Noch eine Reihe von Uebelſtänden
wird weiter berührt, dann heißt es: „In allen
dieſen Dingen wird kein Wandel eintreten, ſolange
die Mehrheit in der Regierungskommiſsion franzö-
ſiſch orientiert iſt, ſtatt wahrhaft neutral zu ſein.
Deshalb bitten wir den Hohen Rat des DVölker-
bundes, dieſen Zuſtand baldigſt zu beseitigen.“
. Auguſt: Der Rechenſchaftsbericht trifft in Genf
verſpätet ein. Nach ihm belief ſich die Kohlen-
förderung im April auf 1 972 235, im Mai auf
1 054 780 Tonnen. Die Bevölkerung des Saar-
gebiets habe 1925 eine Zunahme erfahren und be-
trage 773 764 Perſonen.
Kinder aus dem Saargebiet zum
Aufenthalt in den Oſtseebädern treffen in Ber-
lin ein.
. Auguſt: 6. Tagung des Bundes der Saarvereine
in Köln (14. und 15. Auguſt). Es erſcheint vom
„Saar-Freund“ eine glänzend ausgeſtattete Feſt-
nummer mit Beiträgen zahlreicher Daterlands-
freunde und hervorragendem Bildſchmuck. Dieſe
Feſtnummer kann heute noch bezogen werden von
der Geschäftsſtelle „Saar-Derein“ Berlin S. W. 11,
Königgrätßerſtraße 94. Preis 50 Pfg. Dem Tätig-
keitsberichte des Bundes durch Derwaltungsdirek-
tor Theodor Vogel entnehmen wir, daß der Bund
ſich über das ganze Reich erſtreckt. (94 Orts- bzw.
Landesgruppen mit über 15 000 Mitgliedern, 1500
Einzelmitglieder.) Gefordert wird ein Wiedergut-
machen des Unrechts an der Saar, reſtloſe und
baldmöglichſte Wiedervereinigung des ausgeſsogenen
Gebietes mit dem nMutterlande. Eine Ent-
ſchließung wendet ſich auch an den Dölkerbund und
die Regierungskommission um gewiſsſenhafte Ein-
haltung der durch den Friedensvertrag geftechten
Grenzen.
C A C EER ERG RC G T .
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