Saarkalender für das Jahr 1927.
Am 12. Auguſt, vormittags gegen 11 Uhr, fand die feierliche Beiſekung der Opfer des Fliegerangriffs
ſtatt. In der Friedhofshalle des Ehrenfriedhofes ſtanden 11 reich mit Blumen und Kränzen und je mit
einer von der Stadi gewidmeten Schleife in den ſtädtiſchen Farben geschmückten Särge. Dort verſammelten ſich
zunächſt die Angehörigen der Opfer. Zu der Trauerfeier waren unter anderem erſchienen der Oberpräſident
der Rheinprovinz, v. Rheinbaben, der Regierungspräſident des Bezirkes Trier, v. Balz, der Landrat
v. Miquei, der Oberbürgermeiſter Mangold, Beigeordnete und Mitglieder des Stadtverordnetenkollegiums,
ebenſo der Eiſenbahndirektion, der Bergwerksdirektion und des Gerichts, die Militärbehörde war vertreten
durch Generalmajor v. Stuckrad und Generalmajor Hildebrand. Seitens der Evangeliſchen richtete zuerſt
Superintendent Nold eine Ansprache an die Derſammelten und danach seitens der Katholiken Herr Dechant
Echelmeyer. Er verlas ein Telegramm des Biſchoſs Michael Felix von Trier: „Tief erſchüttert durch das
Aufnahme von Gebr. Eichacker-Saarbrücken.
Abwehrgeſchüß auf dem Petersberg.
Dem am Telephon stehenden Artilleriſten wird ein herannahendes Fliegergeſchwader gemeldet am 16. Nov. 1916.
freventliche Attentat, das friedliche Bürger Saarbrückens ſo meuchlings betroffen hat, bitte ich Sie, Herr
Dechant, gelegentlich der Beiſetzungsfeier den Angehörigen der ſchwer geprüften Familien den Ausdruck meiner
herzlichſten Anteilnahme zu übermitteln, mit der Derſicherung, daß ich im Gebete und am Altare der un-
ſchuldigen Opfer gedenke.“
Unter den Klängen des Chorals ,„„Jeſus meine Zuversicht“ wurden die Särge von Soldaten zur gemeinsamen
Gruft getragen.
Das 12. Opfer des Fliegerangriffs, der Unteroffizier Wegener, wurde unter militäriſchen Ehren zur Bahn
getragen, um in seine Heimat Schleſien übergeführt zu werden. In den Parkanlagen des Bezirkskommandos
hatten die Schweſtern ſeine Leiche aufgebahrt und Pfarrer Müller gedachte ſeiner in ſchlichten, ernſten Worten.
Auch dieſer Sarg war mit einer Reihe von Kränzen geschmückt.
Brebach und Umgegend am 9. Auguſt 1915. Der erſte unheilvolle Tag für die Belegſchaft und die Um-
wohner der Halber g er h ü tt e zu Br e ba < war der 9. Auguſt 1915. Die Bevölkerung war nicht
informiert, ſie ſah nicht den Tod, der auf dem Rande jedes am Horizont dahingleitenden Flugzeuges ſaß.
Voller Ueugierde ſtand ſie auf der Straße und ſchaute nach den metallenen Luftſeglern. Aber unter das Volk
ſprang der Tod mit mordender Senſe. Dier Tote und acht mehr oder weniger Derlette war ſeine Ernte am
9. An.guſt 1915, morgens 8 Uhr. Wie war dies möglich? Die Bewohner der nach Brebach führenden Straße
auf der Schafbrücke, angelockt durch die Fabrikſirenen, ſtanden vor den Häuſern und ſchauten nach den ſich vom
blauen Himmel herrlich abhebenden ſilberglänzenden Flugzeugen des Feindes, die über Saarbrücken kreiſten.
Da kam der Tod von anderer Seite. Ein aus der Richtung Halbergerhütte kommender Flieger, der bereits
im Hütlenwerk unheilvolle Spuren hinterlaſſen hatte, warf eine Bombe, die mitten auf der Straße explodierte
und den Tod des Hüttenarbeiters Iakob Michel Diener, des Penſionärs Ludwig Barth, des Kindes Diener,
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