10.
6.
. März:
Saarkalender für das Jahr 1927.
März: Der franzöſiſche ſozialiſtiſche Abg. Uhry
bemerkt in der „Ere nouvelle“ u. a.: Es ſei
erwünſcht, daß auch im Saargebiet der Geiſt von
Locarno zur Anwendung komme. Eine Politik
der Klugheit und der Derſöhnung sei vor allem
an der Saar notwendig. Er empfiehlt ſeinen alten
Dorſchlag des Derkaufs der Saargruben, ſonſt
laufe man Gefahr, am Tage der Abſtimmung
Gruben und Land unter den Schmähungen der
Bevölkerung verlaſſen zu müſſen.
Die Regierungskommiſſion erläßt im
Amtsblatt eine Derfügung, nach der im Saar-
gebiet Deranſtaltungen anläßlich des Geburts-
tages Bismarcks in jeder Form verboten werden.
Entrüſtung der Bevölkerung, die hierin einen
unberechtigten Eingriff in die politiſchen Frei-
heiten der deutſchen Bevölkerung erblickt und ſJich
in ihren nationalen Gefühlen aufs tiefſte ver-
lezt fühlt. Gegen das Derbot wird auf das
ſchärfſte proteſtiert.
. März: Die „Saarbrücker Landeszeitung“ (Nr. 65)
veröffentlicht einen Brief, datiert DVerſailles,
11. Iuni 1924, in dem der franzöſſiſche Senator
und General Hir ſ\ < au er den Präſidenten
R a u l t erſucht, den Nachlaß oder die Nieder-
ſchlagqung der Steuer für ungeſetzliche Sprit-
ausfuhr in Höhe von 500 000 Franken zu er-
wirken. Nach Eingang dieſes Schreibens wurden
Schick von dieſer Summe 400 000 Fr. erlaſſen,
obwohl der Finanzminiſter in einer Entſcheidung
vom 26. 4. 1924 feſtgelecet hatte, daß die
Genehmigung der Rückvergütung der Steuer
gegen das Geſet verſtoße. Rault hat ſich alſo
zum Nachteil der ſaarländiſchen Finanzen
zugunſten des franzöſiſchen Spritſchiebers ein-
geſett. Dieſe Angelegenheit greift zurück auf die
Aufsehen erregenden Enthüllungen der ,, Saarbr.
Landesztg.“ vom 8. März 1925 über große Sprit-
ſchiebungen des Schickkonzerns, durch die das
Saarland und das Reich um Millionen Franken
geſchädigt wurden. Derwickelt hierin waren auch
Deutſche, an deren vaterländiſchem Sinn bisher
niemand gezweifelt hatte. Oeffentlich wurde ange-
kündigt, ſich vor Gericht von jeglichem Verdacht
zu reinigen. Der Antrag auf öffentliche Anklage,
alſo ſtaatsanwaltliches Vorgehen, wurde ab-
gelehnt, Privatklage iſt nicht erhoben worden.
. März: Nach dem Jahresbericht des Verbandes zur
Förderung der Leibesübungen in der Stadt Saar-
brüchen gehörten dem Verbande an 58 Vereine
und 22 000 Mitalieder.
. März: Die Blätter machen Front gegen Raults
lezten Streich, die unſinnige, volksfeindliche
Uebertragung der französiſchen Cuxusſteuer auf
das Saargebiet. Dieſer Hieb gegen die Bevölke-
rung soll am I. April in Kraft treten. Zur reſt-
loſen Auspowerung des Saargebiets ſoll das Land
auch ſteuerlich in die franzöſiſche Uniform ge-
zwängt werden. Man will die weirrtſchaftlich
Schwachen mit einer Steuer, die natürlich der
Derbraucher tragen muß, belegen, während man
die Bergverwaltung möglichſt von einer gerechten
Beſteuerung befreit.
März: In dem ,,Treudeutſchen Hultſchiner“, der
Zeitſchrift der tapferen, gegen die Unterdrückung
durch die Tſchechen ringenden Hultſchiner, erſcheint
an die Bewohner des Saargebiets folgender
Freundesgruß: „Es iſt eine Freude zu ſehen,
wie feſt auch im Weſten die deutſchen Brüder auf
der Wacht ſtehen. Möge es der tapferen Saar-
bevölkerung recht bald vergönnt ſein, wieder in
der großen deutſchen Volksfamilie für die Er-
ſtarkung unseres Vaterlandes zu arbeiten. In
dieſem Sinne grüßen wir Hultſchiner die treu-
deutſche Saarbevölkerung.“
. März: Es dämmert, die „Lothringer Dolkszeitung“
ſagt zum Rücktritt Raults u. a.: „Der Abgang
Raults hat für uns Franzoſen eine gewiſſe Be-
deutung: der enthält nichts anderes als die amt-
liche Beſtätiqung des völligen Fiaskos der fran-
zöſiſchen Politik an der Saar . . . ." „„Bei der
Beurteilung Raults darf nicht vergeſſen werden,
daß ihm von einer unfähigen Politikerclique bei
der Saarregierung ſelbſt und bei der Bergwerks-
direktion die Hände gebunden waren.“ Stimmt!
. März: Biſchof Dr. Bornewaſſer von Trier feiert
ſeinen 60. Geburtstag.
. März: 210 Prozent Umlage für 1925 vom Stadt-
ratskollegium Saarbrücken einſtimmig beſchloſſen.
Klargelegt wird in der Sitzung, daß die Urſache
der Finanzmiſere in der ſtaatlichen Steuerpolitik
liege, die durch ein rückſtändiges Deranlagungs-
ſyſtem und durch einseitige Steuerverteilung zu
ihren Gunſten Kommunen und Steuerzahler in
große Schwierigkeiten bringe. Einhellig geht der
Ruf nach einer Steuerreform. Ebenso einhellig iſt
der Stadtrat bei einem Antrag, die R.-K. zu er-
ſuchen, die Gewerbesteuer ſozialer zu geſtalten und
auf die Luxusſteuer zu verzichten. (Allgemeine
Umſatzſteuer von 1,1 Prozent auf 1,3 Prozent er-
höht, die Luxusſteuer von 10 auf 12 Prozent,
große Vermehrung luxussſteuerpflichtiger Gegen-
ſtände.)
. März: Die Preſſe bringt über eigenartige Mani-
pulationen der franzöſiſchen Handelskammer Ent-
hüllungen, die beweiſen, daß dieſes Inſtitut gegen
sie g rtereset des Saargebiets und für Frankreich
. März: Beamtenabbau auf den Saargruben Alten-
wald, Sulzbach, Dudweiler, Brefeld und Friedrichs-
thal. Diesmal nicht allein deutſche Beamte, ſon-
dern viele Micumleute.
. März: Die Bewohner der Gemeinden Dilsburg,
Hilſchbach und Walpershofen leiden unter dem
leichtfertigen Grubenabbau der Franzoſen, die zu
der ſonderbarſten Ausflucht greifen, um ſich der
Entſchädigung zu entziehen.
. März: Das Saarhandwerk macht Front gegen die
von der R.-K. beabſichtigten neuen Steuergesetze;
ſo ſol u. a. erhöht werden die Bierſteuer um
75 Prozent, die Branntweinſteuer um 50 Prozent,
die Tabakſteuer um 100 Prozent und die Zünde
warenſteuer um 250 Prozent. Das Handwerk for-
dert Beſeitiqung der Umsatz- und Luxusſteuer, es
: wünſcht das alte preußiſche Einkommenlteuergeſetz.
17. März: Zuſammenbruch der Genfer Tagung. Abreiſe
H.
der deutſchen Delegierten.
März: Das , Saarbrücker Abendblatt" meldet, daß
Forbacher Truppen ungeniert über die Grenze
kommen und zu den Schießſtänden im Saarbrücker
Wald marſchieren, um dort ihre Schießübungen