Saarkalender für das Jahr 1927.
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. Auguſt: Die Wochenſchrift
Kriegsgerichte verfügten Ausweiſungen ſind un-
gültig, mindeſtens ſind ſie mit der Regierungs-
übernahme durch die Regierungskommiſſion rechts-
unwirkſam geworden. 5. Die Derordnung über
die Saareinwohnerſchaft iſt ungültig.
. Auguſt: Trotz ſchwieriger Wirtſchaftslage nimmt
das Saargebiet 400 erholungsbedürftige Kinder
auf, die durchſchnittlich 6 Wochen hier weilen.
. Auguſt: An dem heute ſtattfindenden H er-
m ann s l a uf d er D e ut ſ < en Turner -
ſ < a f t nach dem Hermannsdenkmal bei Detmold
beteiligte ſich die Deutſche Turnerſchaft aus dem
Saargebiet mit zwei Nebenläufen, die in Han-
weiler und im Ehrental bei Saarbrücken beginnen.
In Urkunden, die dieſen Staffeln übergeben wor-
den sind, bekennen ſich die Saarturner erneut zum
deutſchen Daterlande.
. Auguſt: Wie die Saarbrücker haben auch die
Turner von Saarlouis der Staffel zum Her-
mannsdenkmal eine Urkunde mitgegeben, in der
es u. a. heißt: „Die treudeutſche Stadt Saar-
louis an der gefährdetſten Stelle der deutschen
Westmark iſt bekannt geworden durch ihren ein-
mütigen und flammenden Protest gegen beabſich-
tigte Dergewaltigung ohne ,„Abſtimmung“. Was
wir in ſchwerer Stunde trotz des Druckes der
Militärdiktatur unſerem Vaterlande freimütig ge-
lobt haben – Treue bis zum Tode = iſt heute
ſo wahr wie damals. Wir waren gute Deutſche,
wir ſind gute Deutſche und wir wollen gute
Deutsche bleiben . . . . Wir haben für die Zu-
kunft keinen brennenderen Wunſch als die Wieder-
vereinigung mit unseren deutſchen Brüdern“ uſw.
. Auguſt: Ein junger Saardeutſcher aus Naßweiler
wird durch die Nachläſſigkeit der Regierungskom-
miſſion gezwungen, in Nancy Mlilitärdienſt zu
leiſten. Der junge Mann wurde wider Recht und
Gesetz im Saargebiet durch franzöſiſche Gendarmen
verhaftet und abtransportiert. Die Regierungs-
kommission ließ alles zu, ohne dagegen zu pro-
teſtieren.
Auguſt: In Goslar wird die Kameraden-Vereini-
gung ehem. I174er gegründet, sie zählt ſofort 500
Mitalieder.
Auguſt: Die Preſſe berichtete von einem Fall,
welcher den Beweis liefert, daß die Bergwerks-
direktion (Köchlin) Bewerbungen zur franzöſiſchen
Fr e m d e nl e g i o n Vorſchub leiſtet.
„Der Saardeutſche“
wird von der Regierungskommission auf ein Mo-
nat verboten wegen eines Artikels über elsaß-
lothringiſche Fragen.
Auguſt: Don einem unerhörten Uebergriff des
franzöſiſchen Militärs bei der 70er Kaſerne meldet
wieder die Preſſe. An der Aussſchreitung be-
teiligten fich außer einfachen Soldaten ſelbſt ein
Offizier, der mit einem Schlagring bewaffnet war
und ihn gegen einen Kriegsbeſchädigten ſchwang.
Preſſe und Bürgerschaft ſind empört über die
Roheit und niedrige Gesinnung der Franzoſen.
. Auguſt: Die Preſſe klagt über Behelligung der
Bürgerſchaft durch franzöſiſche Soldaten in der
Moltkeſtraßze und an der Ulanenkaſerne.
Das Metzer „Freie Iournal“ ſchreibt in einem
Artikel „Saarbrücker Eindrücke“: „Es hat keinen
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Zweck, mit der Wahrheit hinter dem Berge halten
zu wollen: Das Reſultat (franzöſiſche Tätigkeit)
zeigt, daß nicht die richtigen Leute am richtigen
Plate waren. Und das Verſäumte nachzuholen, iſt
Danaidenarbeit: Waſſer in ein bodenloſes Faß."
Der Franken am 1. Auguſt 5,02; am 31. Auguſt
September 1925.
. September: Bürgermeiſter Ludwig in Neunkirchen
* begeht den 40. Jahrestag seiner dortigen Amts-
tätigkeit, in der Neunkirchen von einem kleinen
Ort zu einer Induſtrieſtadtt mit 4d0 000 Ein-
wohnern heranwuchs.
. September: Niederwürzbach zahlt am 31. Auguſt
2640 Einwohner.
. September: In der Preſſe wird der 22. Bericht
der Regierungskommisſſion an den OPölkerbund
veröfsentlicht. Die Regierungskommiſsion hatte,
wie bekannt, verſucht, mit allen Mitteln die Ab-
haltung der Jahrtauſendfeier zu hintertreiben. In
dem Bericht erklärt ſie aber: „Die Regierungs-
kommiſſion hatte das Recht, zu erwarten, daß ihre
Il i b er al e Haltung geſchäßt werden würde. . .“
„Die Regierungskommiſssion bedauert, feſtſtellen zu
müſſen, daß das von ihr an den Tag gelegte
Wohlwollen verkannt worden iſt. . .“. „Die Re-
qierungskommissſion hat die Erfahrung gemacht,
das Nichtanerkennen ihrer Derfügungen und die
Auslegung derſelben durch die Preſſe ergeben für
ein Abſtimmungsgebiet eine Lektion, welcher die
Regierungskommiſssion in Zukunft wird Rechnung
tragen müſſen.en. –~ Liberale Haltung, Wohl-
wollen uſw., weiter geht's nimmer. Die
Drohungen, die Rault hier noch folgen läßt, er-
folgen auf Grund von hHirngeſpinſten ſeiner
Spitzelwirtſchaft. Er wird in der engliſchen Preſſe
dafür ſtark abgerüffelt, die bei dieſer Gelegenheit
auf die Teilnahme der ,, neutralen“ Regierung an
franzöſiſchen Truppenparaden hinweiſt. Selbſt die
deutſchfeindliche „Times“ findet ſcharfe Worte
gegen die Regierungskommission, beſonders gegen
Rault.
Nach dem Bericht der Regierungskommiſsſion
zählt das Grubenpersſonal Ende Juni 73 500 Köpfe,
worunter 54 816 Arbeiter unter Tage. Förderung
im April 1 197 4419, im Mai 1 183 781 und im
Iuni 1 126 220 Tonnen. –ö Oer Effektivbeſtand
der lokalen Gendarmerie beträgt am 30. Iuni 817
Mann. An Grubenunfällen ſind im 2. Dierteljahr
1925 zu verzeichnen 3699, mit tödlichem Aus-
gang 13. .
5. September: In Saarbrücken wird eine ſaarlän-
diſche Ha n d e l s a u s ſt e I l u n g für Lebens-
y!::! und Gegenſtände des täglichen Bedarfs er-
. September: 2 Kilometer von der ſaarländiſchen
Grenze entfernt hat eine franzöſiſche Bergwerks-
geſellſchaft bei Karlsbrunn ein großes S p r e n g -
ſto f fl a g e r. errichtet. Die davon betroffenen
ſaarländiſchen Anlieger finden trotz ihrer Proteſte
bei der Regierungskommiſssion nicht den nötigen
Schutz.
. September: Die , Saarbrücker Zeitung“ veröffent-
licht einen aufsehenerregenden Brief des Präſi-
denten Rault, aus dem hervorgeht, daß im April
1923, als Hector wegen Meineids angeklagt