Saarkalender für das Jahr 1927.
. Augult:
Zeittafel
zur Geſchichte des Sanargebiets
vom ]. Anguſt 1925 bis ]. Fuli 1926 *)
Zuſammengeſtellt von A. Z.
Auguſt 1925.
. Auguſt: Derband der Bergarbeiter und Gewerk-
verein chriſtlicher Bergarbeiter beſchließen, den
Streik zu beenden und die Arbeit auf allen
Gruben am Montag, 3. Auguſt, wieder aufzu-
nehmen.
Die Bürgermeiſterei Biſchmisheim zählt am
31. Juli 20 910 Perſonen.
Friedrichsthal hat nach amtlicher Feſtſtellung
Ende Juli 15 217 Einwohner.
Homburg hat Ende Juli 10 051 ortsanweſende
Perſonen.
Die Bürgermeiſterei Püttlingen verzeichnet Ende
Juli 19 440 Perſonen, die Bürgermeiſterei Uchtel-
fangen 18 177.
Verein Sportfreunde 05 Saarbrücken
wollte Gedenkſtaffellauf in Burbach zu Ehren der
gefallenen Dereinskameraden abhalten. Die Poli-
zeibehörde verſagte die Erlaubnis hierzu ,,mit
Rückſicht auf die gegenwärtigen aJeitverhältniſſe“.
In kurzer Zeit das vierte derartige Derbot turne-
riſcher oder ſportlicher Deranſtaltungen. In den
erſten Fällen . begründete man das Verbot mit
„Gefährdung der Ruhe und Ordnung“ oder ,,Stö-
rung des öffentlichen Derkehrs“. Die ,,Saar-
brücker Zeitung“ bemerkt dazu, die Polizei habe
wohl Anweisungen erhalten, die praktiſch der Der-
hängung einer Art Belagerungszuſtandes gleich-
kommen.
. Auguſt: Die Beamten und Arbeiter der Eiſenbahn-
direktion des Saargebiets beſchliegen, den im
Weltkrieg gefallenen Eiſenbahnern ein Ehrendenk-
mal zu errichten.
. Auguſt: Die , Action francaiſe“ erzählt ihren
Leſern, daß das Saargebiet durch die franzöſiſche
Tätigkeit „„in ſeiner Entwicklung rieſenhafte Pro-
portionen angenommen habe, mit dem induſtriellen
Aufschwung gehe ungeheurer Reichtum. Wirtſchaft-
lich habe Frankreich dieſe Blüte zu buchen, poli-
tiſch gehe ſein Einfluß zurück.“ „„Unser Soldat iſt
die einzige Karte, die wir dort noch ausſpielen
können. Derbrennen wir ſie nicht dadurch, daß
wir vorzeitig räumen.“
„Ere Nouvelle“ geht gegen Rault vor und ſagt:
„Er hat ein niedriges Polizeiregime angewandt
und hat eine unangenehme und unfähige Um-
gebung. Schlecht beraten, wurde er gehäſſig und
er hat hierfür den öffentlichen Beweis durch die
kindiſchen Derbote gegeben, die er ſich während der
Jahrtauſendfeier ausgedacht hat.
*) Die Zeit von 600 bis 26. Februar 1920 ſiehe
Saarkalender 1923; vom 26. Februar 1920 bis
3]1. Auguſt 1923 ſiehe Saarkalender 1924; vom 1. Sep-
tember 1923 bis 1. Auguſt 1924 ſiehe Saarkalender
1925; vom 1. Auguſt 1924 bis 1. Juli 1925 ſiehe Saar-
kalender 1926. :
153
Mehrere hundert Saarkinder reiſen zu freier
Kur in Oſt- und Nordſeebäder.
9. Auguſt: Die 4-Millionen:Dollaranleihe des Zweck-
12.
. Auguſt:
verbandes der Saarktkreiſe iſt von der Saarhandels-
bank A.-G. zur Ausgabe gelangt.
Ein von dem Lockſpitzel Steigner und dem Leiter
des franzöſiſchen Propagandablattes Schöttler auf
letzteren in Szene geſetßter Ueberfal wird vom
„Saarkurier“ mit großem Geſchrei als Tat natio-
naliſtiſcher Derbände hingeſtellt. Es handelt ſich
um einen durch Steigner verleiteten jugendlichen
Brauſekopf, den der Lockſpitzel ausrüſtete. Schött-
ler war über alles unterrichtet, ebenſo die Polizei.
Die törichte Angelegenheit hatte bei dem gericht-
lichen Nachſpiel im Ianuar 1926 den Erfolg, daß
dem St. als Haupturheber 1 Iahr 9 Monate Ge-
fängnis diktiert wurde. Der verführte Iüngling
erhielt ein Iahr wegen Entwendung von Spreng-
ſtoff. Schöttler zog es der Sicherheit halber vor,...
vor Gericht nicht zu erſcheinen. Bedeutungsvoll
aus dem Verfahren iſt nur die Feſtſtelung des
Staatsanwalts, daß im Saargebiet keine nationa-
liſtiſchen Derbände exiſtierten. Ein Peitſchenhieb
für jahrelangen Schwindel der franzöſiſchen Pro-
paganda und der Regierungskommiſſion. , Saar-
Kurier“ und ,Dolksſtimme"“" gingen bei der Auf-
bauſchung der Affäre Hand in Hand.
Wegen des Hiſſens ſ<warz -
w e i ß -r o ter F a h n en anläßlich der letten
Nationalfeiern im Saargebiet ſind eine große An-
zahl Strafverfügungen gegen die Bürgerſchaft er-
laſſen worden. Der Vorſtand der Deurſch-Saarlän-
diſchen Volkspartei hat in dieſer Frage eine Be-
kanntmachung herausgegeben, in welcher der
Bürgerſchaft geraten wird, gegen die erlaſſenen
Strafverfügungen Einſpruch zu erheben. Man
hofft, die ganze Angelegenheit niederſchlagen zu
können.
. Auguſt: Die aus Anlaß des Bergarbeiterſtreiks er-
folgte A u f h eb un g d er K o h l enſt e u er
für ausländiſche Kohlen wird wieder rückgängig
gemacht.
Auguſt: Gemeldet wird aus Merchweiler, daß das
Ezrezdeuwat für die gefallenen Helden fertig-
12. Auguſt: In der Preſſe erſcheint ein Artikel, der
juriſtiſch klar den Nachweis führt: 1. Rechtlich
beſitt die Regierungskommiſssion nicht das Recht,
Deutsche aus dem Saargebiet, auch nicht ſolche,
die nicht die Saareinwohnerſchäaft haben, auszu-
weiſen. 2. Rechtlich beſteht nicht die Möglichkeit,
bei einem Belagerungszuſtand die ausübende Ge-
walt der franzöſiſchen Militärbehörde zu über-
tragen. 3. Die nach Antritt der Regierung der
Regierungskommiſſion ergangenen Ausweiſungen
ſind rechtsungültig. 4. Die vorher durch den fran-
zöſiſchen Militärbefehlshaber und die franzöſiſchen