Saarkalender für das Jahr 1926
Leſen dieses Namens mehr oder minder schweren Herzens sich an Epiſoden erinnern,
die sich zur genannten Zeit an der Ross el er Gren zb rü cs e abſpielten. Manchem
wurde sie zum bitteren Verhängnis, als man Waren herüber zu schmuggeln ſuchte, die
uns Saarländern nur mehr dem Namen nach bekannt waren, aber in den lothringiſchen
Orten Kleinrossſeln und Forbach in Hülle und Fülle gekauft werden konnten. Da ganze
Karawanen täglich über die Brücke zogen und die genannten französischen Orte aus-
zukaufen drohten, erſchien auf der Brücke ein Trupp französiſcher Alpenjäger, um den
OGrenzſschmuggel zu überwachen, zu kontrollieren und bisweilen auch ,verdienstvoll“ zu
organisieren. Vornehmlich galt es dem „Gummiſchmuggel“. Mit welchen Rafinessen hier
geschmuggelt wurde, läßt sich kaum beschreiben. Selbſt vor Bädern in der Rossel schreckte
man nicht zurück; Tag und Nacht ſuchte man an weniger überwachten Stellen die Roſsel
zu überſchreiten. Selbſt die mit Pistole bewaffneten Streifpatrouillen konnten den
Schmuggel nicht unterbinden; auch fiel mancher Schuß vonseiten der Grenzwächter
Mancher ſuchte zu dieser Zeit enormes Geld zu machen, indem er die Rolle eines
„Christophorus“ übernahm, nachts gegen Bezahlung zehn, ja zwanzig Säcke durch die
Rossel trug mit Speck, Pfesfer, Kaffee uſw. Nicht selten ſchwemmten die Fluten der
Roſssel auch Speckſeiten an Land. Ja, es erforderte der Schmuggel durch die Rossel auch
Todesopfer. So iſt die oben genannte R oss e lb rù ck e hiſtoriſch, nicht allein wegen des
1918 und 1919 hier unheimlich betriebenen Schmuggel, sondern auch wegen ihres Alters.
Die Geschichte dieser den meiſten Saarländern wohlbekannten Brücke geht zurück
bis in die lette Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bereits ein Vierteljahrtauſend ſtehen die
heutigen sichtbaren Fundamente. Anlaß zu diesem Brückenbau gab der Bau einer Heer-
straße, die König Ludwig XIV. von Frankreich geplant hatte. Im Auguſt des Jahres 1680
wurde auf Anordnung des französſiſchen Königs der Grundstein zu der Feſtung Saarlouis
gciegt. Die Heerſtraße sollte nun eine Verbindung dieſes neuen Stützpunktes des fran-
zöſiſchen Königreichs mit der Festung Bitsch herſtellen. Infolge dauernder Kriege kam
der Bau dieser Heerſtraße, die den Kurs: Bitsch Saargemünd—ForbachKleinrosseln-
Brücke-Großroſſelin–WehrdenSaarlouis haben sollte, nur teilweiſe zur Ausführung.
um diese Zeit wurde nun nach dem geschriebenen Berichte eines glaubwürdigen Zeit-
genoſſen und Chroniſten eine ſchöne, ansehnliche ſteinerne Brücke über die Rosel gebaut.
Da ſich jedoch keines der beiden Grenzländer um die Erhaltung der Brücke kümmerte,
verfiel sie im Laufe der Zeit. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts mußten Frankreich und
Preußen sich notgedrungen wegen des wachſenden Grenzverkehrs auf einen Neubau
einigen. der 1849 erfolgte.
Der BGarre-Gund.
Nää, was war das doch e Weeſe, AIl' duhn ſe ſich bees beſchweere,
Wie mer kunnd do neilich leeſe Un mit Hänn un Sies ſich wehre,
In der Zeidung groß un brääd, Denn der Saarbund ſchun an ſich
Wer zum Saarbund heere dähd. Wär 'ne viel zu ſchimberlich.
Iwwerall do war e Lääwe, Un’ die wo ſich obeniere,
Mancher war graad wie deneewe. Duhn de Saarbund tideliere,
Die han mit der Saarbundsliſchd Daß mer bal de Eckel gridd
Ebbes Scheenes angericht. Un verliert de Abedidd.
Manche sahn a frei un ehrlich, 's ſcheint, es is e großer Rummel,
('s is doch nit so unbeſchweerlich) Wie ſchun effder, viel Getrummel
Joo, ich war ämool so dumm, Viel Gekrääſch (un wenig Woll),
Awer, ich ſin zu mer kumm. Wo die Sach mankiere soll.
Dann, bei dort dem Duhn un Treiwe Eijendlich han jo die Zahle
Wolld uff kene Fall ich bleiwe. Vun de Schdimme bei de Wahle
's war zu t1rudelich un trieb, Jederähnem kloor bewies,
Un do han ich abgeſchrieb. Daß die Akzieje faul un mies.
Awer, daß es gar ſo ſchmählig,
So misraawel un armſelig
Bei de Brieder ausſiehn duht,
Das hätt’ doch ken Minſch vermuut
Aller Schwindel, all die Ränke,
All das Geld un die Geſchenke,
All die Arwet, all die Hat,
Alles, alles for die Kay.
Fritz Kühner, Saarbrücken.
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