trachtet. Man nennt dort diese Grenzlande ,„marckes de l'Est’ (Ostmarken) und
zählt kulturell auch die Westschweiz dazu, ebenso Luxemburg und die Wallonen,
und schon lange vor dem Weltkrieg Elsaß und Lothringen. Indem man diese
Länder zunäckst kulturell zu durchdringen versucht, ist man bemülkt, den fran-
zösischen Gedanken überhaupt vorzutragen und auck auf die politische Staats-
bildung zu erweitern. Unser deutscher Rhein ist das Ziel. Jeder deutsche
Dolitiker muß sich diesen französischen Kerngedanken einprägen. Insofern ist
Frankreich eine stete europäische Gefahr. Denn diese Reibungsflächen am
Rheine sind nickt zu vermeiden, und es ist sehr fraglich, ob mit einem sogenannten
Zwischenreich die Reibung vermieden würde.
Unter solchen SJesichtspunkten ist die Haltung der Saarländer von vor-
bildlicher Bedeutung. Die NRugen der Welt, nicht nur Deutschlands, ruhen
auf Euch, Ihr stammverwandten Saarländer, Ihr Nachbarn Elsaß -Lotkringens !
Mehrfach habt Ikr Euch im Laufe der Geschichte klar und mutvoll zu Deutsch-
land bekannt, zuletzt in jener denkwürdigen Kundgebung im Dezember 1918.
Nuskhalten! Das ist die Losung. NRushalten und treubleiben! Das sind Kräfte
des nationalen Charakters. So könnt Ikr ein Vorbild sein für das zerrissene
Deutschland. Denn was möchte man dem ganzen deutschen Volke mehr ins
Geblüt wünschen als nationalen Eharakter?!
Gerade unsere Orenz-Gaue, die zum Wachksein gezwungen sind, haben darin
eine Nufgabe ersten Ranges. Jede einzelne Dersönlichkeit voll Charakter und
Würde kann durch ikr bewußtes Deutschsein zur Stärkung des Deutschtums
beitragen. Es bedarf dazu keiner lauten oder praklerischen Worte, noch weniger
irgend welcher Hetze, nur des festen Charakters, der weiß, was er will, und
weiſß, wohin er gehört.
Mir deutsckhgesinnten Elsässer Hatten in den letzten Jahren ganz besonders
viel Ditterkeit zu verarbeiten; denn jenes Deutschland am Rhein ist uns verloren;
und viele von uns, die wir dort seit Jahrhunderten eingewurzelt waren, sind
Heimatlos. Doch unbitter, auf Deutschlands Zukunft vertrauend, grüßen wir die
Brüder an der Saar mit der aus tiefsten Herzen kommenden Bitte: bleibt
fest, bleibt treu, bleibt deutsch bis ins Markl!
Tru Trt
/
Weimar, den 9. April 1925.