Saarkalender für das Jahr 1926.
schieden und mit dieser Löſung geschickt den Verſuch zur Goldbewertung der übrigen
innerfranzöſiſchen Anleihen verbunden, indem er die Anleihe als „Goldanleihe“ auflegt
und die alten Anleihen im Verhältnis von 4:1 zur Zahlung annimmt. Dos bedeutet
den erſten Schritt zur Umwandlung der inländischen Papierfranken-Anleiheschulden in
Gold’chulden, der sich die Zuſammenlegung der Papierfranken in Goldfranken in dem
Verhältnis der Goldbewertung des Franken (1 Goldfranken –~4 Papierfranken) an-
schließen soll. Von dem Gelingen dieser Anleiheaktion und den Bemühungen, die auf
einen Ausgleich des laufenden Budgets zielen, iji die Stabilisierung der inneren Finanz-
lage Frankreichs abhängig.
Das Budget für 1925 hat man dadurch auszugleichen verſucht, daß man die Repa-
rationsausgaben auf das Allernotwendigste beſchränkte, überflüssige Stellen im Ge-
somtapparat abbaute, einen Sparkommissar ernannte und auf der anderen Seite die
indirekten und direkten Steuern erhöhte, neue Steuern einführte und ein neues
System zur besseren Erfassung der Steuern einrichtete. Theoretiſch iſt das Budget für
192% ausgeglichen, es fragt sich jedoch, ob durch den Marokkokrieg nicht eine neue
Untlerbilanz verurſacht wird.
Die Tilgung der Auslandsschulden, die unter Zugrundelegung der bei der engliſch-
amerikanischen Schuldeneinigung festgesetzten Bedingungen jährlich etwa 7,2 Milliarden
rersordern würde, soll erst ab 1929 erfolgen. Von diesem Jahre ab steht Frankreich
nach dem Dawesplan eine jährliche Reparationszahlung von 1,8 Milliarden Goldmark
zu. Diejer Betrag und die 1 Milliarde Franken, die Frankreich jährlich aus seinen
ausländischen Anleiheguthaben zufließen, soll das „Auslandbudget“ ausgleichen und eine
regelmäſzige Abtragung der Auslandsschulden ermöglichen.
Koarn:solidierung der schwebenden Schulden durch ihre Umwandlung in langfriſtige
Anleiheſchulden, Zuſammenlegung aller Inlandsanleihen und der umlaufenden Noten
auf ihren Goldwert und Stabilisierung der Anleihen wie der Währung durch einen vollen
Ausgleich des laufenden Budgets, spätere Tilgung der Auslandsſchulden mit Hilfe der
Daweszehlungen, das sind die Hauptziele des franzöſiſchen Finanzreformprogramms.
Möglich iſt. daß zur Tilgung der Auslandsschulden im Einverständnis mit den Alliierten
roch ein anderer Ausweg gefunden werden wird (das Kolonialproblem ſpielt in diese
Frage auch herein), für die weitere Gestaltung der Währungsverhältnisse bleibt diese
"Frage jedoch ohne Bedeutung. ;
Die Aussichten der Durchführung dieses Programms laſssen sich angesichts der In-
flalionstendenzen in der franzöſiſchen Industrie und der Kämpfe, die ſich um die Perſon
der französischen Finanzminiſter abspielen nur schwer beurteilen. Es wird jedenfails
noch Jahre dauern, bis die Folgen der Mißwirtſchaft in den Nachkriegsjahren endgültig
beseitigt ſcin werden. Frankenhaussen und Frankenbaissen werden auch in der nächsten
Zeit keine Seltenheit sein, im Saargebiet aber werden dieſe immer wieder den Ruf nach
der deutſchen Mark auslösen. Mit der Forderung nach der Mark ist jedoch die Forde-
rung nach einer Wiederöffnung des deutschen Absatzgebietes und der Beseitigung der
gallgrenze eng verbunden, da der Aufbau unserer ganzen Preis- und Selbstkostenkal-
kulaiion auf Goldmark unmöglich iſt, ſo lange wir auf die Ausfuhr nach einem valuta-
kranken Lande zwangsläufig angewiesen sind. Anders liegen die Verhältnisse in dem
Morzent, in dem der Franken ebenfalls auf einer Goldbaſis ſtabiliſiert sein wird, dann
wird die Wiedereinführung der Reichsmark in das Saargebiet, deſſen Verſorgung mit
franzéſiſchen Zahlungsmitteln zu der Frankeninflation nicht unwesentlich beigetragen
hat, auch im französiſchen Interesse liegen.
Der Fluch. Die ,Bauſelen“ (Baſe Helene, ein Neunkirchener Original) war, wie man ſo im Saarlande
ſagt, gut katholiſch. Mefters beſuchte ſie den allen alten Neunkirchenern noch gut bekannten und beliebten
Paſtor Meyer. Eines Tages sprach ſie auch wieder unter irgend einem kleinen Anliegen vor. Es herrſchte
bittere Kälte, draußen knirſchte der Schnee. Die Bas Len betrat die Stube des Herrn Paſtor, indem ſie ſagte:
„Himmel, Herr Gott, Sakrament, do ſoll doch gleich der Deuwel dren ſchlahn, es das aber weder ä Sauktält
herr Paſchtor!“ „„Na Bas Len, mit ſolch kräftigen Flüchen tritt man doch nicht in ein Pfarrhaus ein,“ meinte
seruhigruh der err. Paſtor. „Dunnerwetter, das ſtemmt lierr Paſchtor, no dann Gelobt ſei Ieſus Chriſtus!"
erwiderte die Bas Len.
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