Saarkalender tür das Jahr 1926
Jetzt iſch e kluger Kopp uff den Infall kumm
Es wär eigentlich doch gar zu dumm
Daß mer ſich immer über die Brück müßt drücke
Wam mer nur wollt e Brief weg ſchicke. –~
Nun hat er sogleich e Bittſchrift ufgericht
Un erzählt die ganz Geſchlicht
Hoorklän wie sich's verhält
Mit solcher Plag der St. Johanner Welt.,
Un daß es sehr zu winsche wär
Wenn ämol die große Beſchwer
Die nur die Geſchäftbe thät Hhemme
A Enn wollt nemme.
Dem gute Gedank und dem Ding zu lieb
Hann dann noch viel Annere met unnerſchrieb
's war fein gedreht und gut gedacht,
Kurzum, mit dem Kaſchte hat sich's gemacht.
Das war e Fräd, 1was hann ſe gelacht!
In der Vorstadt hat's am stärkste gekracht.
Alles war voll Jubel unn erxaltirt
Nächst hätte se gar illuminirt;
Doch brenne die Laterne ‘jetzt so hell,
Daß es am End in alle Fäll
Wär Ueberfluß gewän
Sich so ebbes zu unerſtehn. ~
Nach vielem Berathen die Quer und Krumm
Sinn überäns se endlich kumm
Daß dem neue Briefkaſchte zu Ehr
A qutes Eſſe am Beſchte wär.
Der Mann in dem- Haus wo der Kaſchte hängt
Hat ah nit lang drüber noh gedenkt
Un zuletzt ganz uninteressirt
De Bürger von der Stadt ſseine Tiſch offerirt.
Am Dunnerstag Obend, es war ſchon dunkel
Do saßen die Herren beim Lichtergefunkel
Un ſscherzten und tranken, – die 40 an Zahl
Beim dampfenden Eſſen, beim süßen Potal
Un spitzten den Mund und tranken recht wachker,
Gedachten nit Rößlein's und ODechslein's im Acker,
Noch sſpät hat man's uf der Stroß gehört
Wie Ihnen dies Alles Vergnügen gewöährt.
Auch hat sie, wie's öfter in Saavbruck paſsſirt
Durchaus der Kaſstengeiſt nit genirt.
Nur haben die Herren nicht ganz bedacht,
Daß man noch viel mehr Schritte macht
Um über die Brück zur Poſt zu gehn
Als wenn man am Bären bleibet stehn,
Und ich sah dieſe Feſtlichkeit
An, als bedeutendes Zeichen der Zeit,
Denn jedem Feortſchritt, qroß und klein.
Muß doch am Ende gehuldigt sein;
Und somit werden sie beschuldigt:
Daß sie dem „F or t schritt“ nicht gehuldigt.
Ein kleiner Nachklang zur Städtevereinigung. Die entſcheidende Derſammlung zur Vereinigung der Städte
Saarbrücken, St. Iohann und Malſtatt-Burbach leitete als kommiſsariſcher Bürgermeiſter Schmoock. Nach dem
Verleſen des Antrags in Anwesenheit aller Stadtverordnelen der Städte bittet der Dorſihende um die Zu-
ſtimmung. Die Saarbrücker und St. Johanner ſtimmen ab. Von den Malſtatt-Burbachern regt ſich keiner,
schließlich nickt “der Hüttendirektor Köhl mit dem Kopfe. Schmoock, dem die damalige Abhängigkeit des Stadt-
rats von dem Willen der Hütte nur zu gut aus eigener Ersahrung bekannt war, erklärt nach dem Nicken
Köhls: „Die Herren Stadtverordneten von Malſtatt Burbach haben zugestimmt.“
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