Full text: 1926 (0004)

Saarkalender für das Jahr 1926 
  
  
  
  
  
Die Dampfer „Baarbrücken" und „Amrum“ auf der Rückfahrt nach dem Hafen von Babang 
den Schiffsboden gedrungen zu ſein ſchienen, aufzureißen und das Schiff damit leck zu 
machen. Es gab eben keine andere Wahl, und die vereinten Anstrengungen wurden end- 
lich auch von Erfolg gekrönt. Langſam begann die „Saarbrücken“ ihre Lage zu verändern 
und der Zugkraft der „Amrum“ nachzugeben. Einige Minuten ſpäter Tignaliſierte die 
„Saarbrücken“ : „Wir sind frei!" Im gleichen Augenblick brach bei der „Amrum“ die 
Schlepptrosse; sie ſchoß durch das Freiwerden der Maſchinenkräfte mit einem mächtigen 
Ruck vorwärts und wäre um ein Haar auf den Strand geraten und vielleicht ſelbst ein Opfer der 
See geworden. Später erwies ſich dann noch, daß die „Amrum“ durch den Ruck einen 
Anker mit 45 Faden Kette verloren hatte, doch brauchte dieſer Verluſt nicht ſehr tragiſch 
genommen zu werden. War es doch für die Beſatzung der „Amrum“ eine große Genugtuung, 
ein so wertvolles deutſches Schiff wie die „Saarbrücken“ vor dem ſonst sicheren Unter- 
gange gerettet zu haben. 
Dampfer „Amrum“ hat dann noch die „Saarbrücken“ in den Hafen von Sabang zurück- 
begleitet, um im Falle weiterer Not zur Hand zu sein. Es ging jedoch alles glatt, und 
die „Saarbrücken“ konnte bald, nachdem die verhältnismäßig nicht ſchweren Bodenſchäden 
im Dock beseitigt waren, ihre Reise fortſetzen. 
Die verkannte Notbremſe. Ein Bauer, der bei allen Gelegenheiten gerne ſeine vermeintliche Ueberlegen- 
heit kundgab, fuhr mit einigen Reiſeonkeln, die bekanntlich aller Ränke voll ſind, zuſammen nach Lebach. 
Da damals die Köllertäler noch ziemlich von der Welt abgeſchnitten waren und unſer Bäuerleins Fahrt die 
zweite ſeines Lebens war, ſo war ihm die Einrichtung der Notbremſe noch ein Buch mit ſieben Siegeln. Trogz- 
dem ſchwadronierte er und führte das große Wort, wollte gar die Reiſenden uzen, bis es einem von ihnen, die 
ſich alle ſtehend an den von der Decke hängenden Lederriemen feſthiellen, während der Bauer den Griff der 
Notbremſe zur Stütze benutte, zu dumm wurde, und er ſprach: „Ihr kinne ſo geſscheit ſinn, Detter, wie nr 
wolle, den Griff, den ihr in dr Hand halle, zieje ihr nit erunner!“ „Wat?“ erregte ſich der Bauer, ,,dat loh 
wär gelacht!“ und: wupp! runter war die Notbremſe. ,„Ja“, lachte er überlegen und deutete auf ſeine Mus- 
keln, „loh muß mrt han“, — und einem Reiſenden auf die Stirn deutend, „nit eloh!l“n Wie ihm aber der 
Schaffner für ſeine Kraftleiſtung 100 Mk. abknöpfte, ſoll sein Gesichtsausdruck sehr biel an Gutmütigkeit 
verloren haben. 
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