Full text: 1926 (0004)

Saarkalender für das Jahr 1926 
  
  
Mit Genugtuung und innerer Freude können wir Saardeutſchen nun auf unsere 
fünfte Bundestagung zurückblicken. Der Saarverein hat eine hohe Misſſion: Das 
deutsche Gewissen wach zu halten, unsere Heimat zu verteidigen und unseren ſchwer 
geprüften Landsleuten die Ueberzeugung zu verſchaffen, daß wir im weiten Vaterland 
zerſtreuten Saargebietler ihrer nie vergeſſen, um auch ihre Zugehörigkeit zu unserm 
Vaterland zu retten. Dafür mit Erfolg zu kämpfen und Opfer zu bringen, sei unsere 
Freude und unsere Genugtuung. Was Ludwig Keſsſing, der Bergmannsdichter, an der 
Ruhr dem Saargebiet zuruft, wollen wir beherzigen: 
„Dein Aug’ von edlem Stolz erhellt, 
Blick’ heiter in den Tag! 
Zum Prüfstein biſt du ja gestellt, 
O, zeige du der ganzen Welt, 
Was deut ſche Art vermag.“ 
  
Ein Kapitel von der culture frangaise. 
E ? Zur leur Batk. daß vcy ſeuar Eultur io ringenemuen ( u) rei sue. ghts !? 
her. Die Selbstberäucherung iſt ein unveräußerliches Erbstück der welſchen Natur, wie der 
Fleiß und die Arbeitskraft zum Saarländer. Aber tönende Worte sind noch lange nicht Taten. 
Im Saargebiet haben wir fünf lange Jahre genügend Gelegenheit gehabt, Vergleiche zwiſchen 
deutſchem und franzöſiſchem Weſen anzustellen. Die Wage fliegt in die Höhe, ſobald den hoch- 
trabenden Tiraden auch die ihnen entsprechenden Taten folgen sollen. Wie roh und für unſere 
Auffassung jedes vornehmen Empfindens bar steht da der welſche Nachbar; es gibt keine Brücke 
von uns nach drüben, vom ernsten, ſinnenden und gemütvollen deutſchen Charakter zu dem 
theatraliſchen Gebaren unserer Gegner. Heldenverehrung, Achtung auch vor dem Feinde, der in 
ehrlicher Überzeugung für sein Vaterland gekämpft und den Tod für Heimat und Herd erlitten, 
das ist echtdeutſche Art. Und mit ihm Hand in Hand den Sinn für den Schutz der Kunst. Wer 
hätte es sich nur denken können, daß die Deutschen das Denkmal des Marschalls Ney in Metz 
irgendwie beſchmutzt, verleßt oder gar heruntergeriſſen hätten! Uchtung vor dem Gegner im Feld 
hätte eine ſolche Barbarei nie ; 
geduldet. Deutſche Kultur steht | 
zu hoch für ſolche Schandtat. 
Nur vollendete Unkultur, über- 
tüncht durch eine ürdberreiche 
Phraſeologie, iſt ſolchen Roheiten 
§ zug s wrdethetſ suf ven 
die Franzoſen an den Denkmälern 
auf den Spicherer Höhen ſtill- 
ſchweigend dulden. 
Holländer beſuchten vor 
fniger Zeit pas Saargetiet 11° 
niſſe im „Nieuwe Rotterd. Cou- 
rant‘). Dort heißt es : 
„. . . . Puſtend überwand der 
ſchwere Motor unseres Kraft- 
wagens die ſteile Anhöhe zum 
Gipfel der Spicherer Berge. Wir : . 
hielten still vor einer Herberge, Culture krangaise. 
an der uns auffiel, daß der Das umgestürzte Denkmal Kaiser Wilhelms I. 
frühere deutſche Name überkalkt 
und darauf ein franzöſiſcher geſchrieben war. Wind und Wetter haben den Kalk abgebröckelt 
und nun kommt wieder der deutſche Name zum Vorsſchein. Dazu machte einer unſerer Reiſegefährten 
die treffende, bittere Bemerkung: „. . . . Das ist das genaue Bild der wirklichen Zuſtände im 
E(argsbiet und auch im übrigen beſetten Gebiet. Unter dem franzöſiſchen Firnis pulſiert deutſches 
eben." 
  
  
  
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