Saarkalender für das Jahr 1926
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Baanrländiſche Brenneſſeln.
Erinnerungsblätter an die Eröffnung des Landesrats am 19. Juli 1922.
Abg. Schmelzer: „Die Botſchaft der Regierungskommission klingt aus in der Betonung der
Idee der Völkerverſöhnung. Die liberale Volkspartei des Saargebiets unterſtreicht die Idee der
Völkerverſöhnung, die gerade dem Wohle einer Grenzbevölkerung, wie wir es sind, dient. Wir möchten
aber die Gelegenheit nicht vorbeigehen laſſen, auf das ernsteſte darauf hinzuweisen, daß dieſer Idee
im Saargebiet nur gedien werden kann mit der achtung vor unſerem deutſchen
Volkstum."
Abg. Dr. Scheuer: „Deshalb halte ich es in dieſem Augenblick, da der Landesrat eröffnet
wird, für nötig, meiner Meinung dahingehend Ausdruck zu geben, daß ein gedeihliches Zuſammen-
arbeiten nur dann möglich sein wird, wenn die Regierungskommiſsion ihre bisherige Politik von
Grund aus ändert. Denn die bisherige Politik der Regierungskommiſssion, die im wesent-
lichen darauf hinauslief, das d eutſche Saargebiet von seinem Mutterlande abzutreten,
Hat die Bevölkerung des Saargebietes bitter enttäuſcht.“
„Vor allem soll die Regierungskommission aus d em Ausf all der Wahlen erkennen,
daß das Saargebiet deutſch iſt und deutſch bleiben will. Die Bekenntnis der Bevölkerung
zum Deutſchtum, was ich besonders betone, iſt kein nationalistiſcher Chauvinismus, sondern es iſt der
Ausdruck der Liebe zur deutſchen Heimat und zum deutſchen Volk, es iſt das Gefühl der
Gemeinſamkeit des Gewordenſeins und der Gemeinsamkeit der jetzt und künsſtig zu bestehenden Not.
Eine Reaierung, die das Wohl der Bevölkerung will, darf ſolche Gefühle, die keinen
anderen, als einen idealen Grund haben, nicht miß achten.“
Ein Treuſchwur.
Seit tausend Jahren sind wir deutsch! Deutsch fließt
In uns das Blut, im Strom die Slut der Saar.
Schafft unsere Hand im Bergwerk und im Acker,
Deutsch beten wir, deutsch ziehn wir unsere Kinder,
Deutsch fterben wir in unserer letzten Stund!
Und darum wolln wir unser deutsches Recht!
Wenn ſsich die Zeit erfüllt, daß fremde Satzung
Von uns genommen wird, so wollen wir laut
Bekennen uns zum angeftammten Volk!
Wir fordern mitzutragen deutsches Schicksal
In Sreud und Leid, in Elend und in Kraft,
In saurer Arbeit und In froher Luft
An Schönheit, an herzfreuendem Gesang,
In schwerem Opfer, ftetiger Geduld,
Und menschenwürdigem, zäh errungenem Recht!
Das laßt uns hier geloben miteinander
Und welcher Weg uns auch beschieden sei,
Wir finden heim zum deutschen Vaterland.
. Aus dem Feſtſpiel,, Das Saarvögelein'', das im Saalbau am 18. Juni zum Jugendtag der Jahrtauſendfeier tif;
geführt wurde. Nach oben angeführten Worten ſprangen alle Kinder in heller Begeiſterung auf und sangen: „Ich hab'
mich ergeben mit Herz und mit Hand, zu leben und zu ſterben für's heil'ge Vaterland!"
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Franzofſen über die Rheinlandpolitik.
„Saarbrücken, die Hauptſtadt des Saargebiets, das der Vertrag von Verſailles Frankreich über-
laſſen hat, damit es im Namen des Völkerbunds verwaltet wird."
f Aus dem offiziellen Führer der französiſchen Oſtbahn
„Der tiefe Geiſt des Rheinlandes iſt dankbar denen, die ihm Heroismus, Uneigennützigkeit (désintéressement)
und Ehre darbringen.“ Maurice Barrès.
! . „Jeder Punkt des Friedensvertrages iſt den Franzoſen heilig. Frankreich will nichts, als Wahrheit und
Gerechtigkeit. Raymond Poincaré (Aus einer Bratenrede 1921).
„Frankreich ſteht vor der Aufgabe, die germaniſche Kultur Rheinlands innerlich zu überwinden und durch
die franzöſiſch-romaniſche zu erſetzen. „Temps“ (21. Mai 1919).
„Ein Rheinland, dem wir die Augen öffnen wollen über ſeine Intereſſen von morgen."
André Tardieu (L'Homme Libre, 14. Il. 1920).
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