Full text: 1926 (0004)

Saarkalender für das Jahr 1926 
4. Di e Beerdigung. 
Eines Tages wollte „Pabbe“ seinen Jagöofreund Leiben gut h besuchen. Als er 
an das Haus kam, begegnete ihn Er d m enger. Letzterer frug „Pabbe“, wo er denn 
hin wolle; der „Pabbe“ sagte, er wolle seinen alten Freund Leiben guth besuchen. 
E., der über großes schauſpieleriſches Talent verfügte, erzählte dem „Pabbe“ halb 
weinend, er käme gerade von L. Dieser ſei plötzlich an einem Schlage geſtorben. Be- 
trübt ging „Pabbe“ wieder nach Hauſe. E. verſicherte dem „Pabbe“ aber, er wollte ihm 
die Stunde der Beerdigung morgen früh telefoniſch mitteilen. Am Leichentag zur ange- 
gebenen Stunde erſchien „Pabbe“ in tiefem Schwarz mit der „Angströhre“ auf dem 
Schädel am Hauſe von Leibenguth. Er wunderte sich, daß noch kein Leichenwagen 
uſrw. da war, als plötzlich Freund L. in der Türe erscheint. Die Ueberraſchung war 
groß. L. nahm nun „Pabbe“ mit ins Jagdzimmer, wo eine Flaſche nach der anderen 
geleert wurde. Alles war natürlich von E., dem alten Possenſpieler, mit Leibenguth 
abgemacht worden. Als spät abends der „Pabbe“ betrunken wie ein Brezelbub bei der 
„Bas Pabbe“ erſchien, gab es eine sehr lange und geharniſchte Gardinenpredigt. Die 
besſere Hälfte hielt ihm vor, er hätte die Beerdigung nur vorgespiegelt, um ausgiebig 
trinken zu können und ſchließlich ſelbſt als „Leiche“ heimzukehren. 
5. Die gestörte Nachtruhe. 
Eines Tages fuhren die beiden Freunde nach Waldmohr in die Rheinpfalz auf die 
Jagd, allwo sie im Dorfwirtshauſe übernachteten. Ehe sie zu Bett gingen, hatte der 
alte E. seinem Freund „Pabbe“ einen Igel ins Schlafzimmer gesetzt. Nach dem üb- 
lichen Umtrunk ging man zu Bett. Kaum hatte der „Pabbe“ seine Kerze ausgeblaſen, 
so ging ein ganz geheimnisvolles Getrippel unter dem Kleiderſchrank los. Sobald 
„Pappe“ Licht machte, war alles wieder still. So ging es einige Stunden in der Nacht 
„Pabbe“, der weniger tapfer war, als er renommieren konnte, stand in seiner Angst 
auf und weckte seinen Freund E. Dieser ſchirmpfte fürchterlich, ging aber doch mit, um 
nach dem vermeintlichen Geiſt zu ſuchen. Da brachte man unter dem größten „Hallo“ 
den unſchuldigen Stachelmann unter dem Schrank als Störenfried heraus. 
6. Der Bockan ſtan d. 
„So trunken macht kein Saft der Traube, 
wie Maiengrün vom Buchenlaubel!“ 
Es war im Wonnemonat Mai. Wie alle Jäger waren auch die beiden „Alten“ 
freundlicher Bedienung hold, und so zogen die beiden schon abends nach Ludwigsthal 
zu der Frau Wirtin „Wagner-Bettchen“. Hier wurde nun fröhlich gezecht, um früh- 
morgens um 3 Uhr loszuziehen an den Hirſchberg, um dort den braven ber Böcken, 
die hier zu Holze zogen, aufzulauern. Jeder bezog seinen Stand, der ,„Pabbe“ hatte 
zuviel „Pälzer Wein“ getrunken und bald ſchlief er selig ein und träumte. Da ſich 
kein Reh sehen ließ, wollte Freund E. den „Pabbe“ abrufen. Oh, was sah er da, 
„Pabbe“ war ſanft entſchlafen, an einer alten Kiefer lehnte der gespannte Drilling. 
E. nahm den Drilling an sich und fuhr mit der Bahn von Bexbach nach Neunktirchen; 
hier ging er zum Frühſchoppen an den Stammtisch. Er hing den Drilling (entladen 
natürlich) über dem Stammtisch auf. Nachmittags erschien „Pabbe“ auch zum Früh- 
ſchoppen, sehr verdutzt ohne Gewehr. Er machte ein ziemlich dummes Gesicht, als er 
seinen Drilling am Stammtiſch hängen sah. E. erzählte ihm nun, der bekannte Wilddieb 
„Stolze-Louis“ hätte vor kurzer Zeit das Gewehr hier abgeliefert. 
Es war der letzte Streich, den Erdmenger seinem alten Freund und Jagdkumpan 
geſpielt hat. Ob der alte E. oben in „Walhaila“ noch ſolche tolle Streiche liefert, ent- 
zieht sich meiner Kenntnis. 
Gut zurückgegeben. Vor ca. 30 Jahren ſaßen im ,„Kittche“ zu Neunkirchen zwei damals aller- 
orts bekannte Gelegenheitsarbeiter, die mit Rücksicht auf ihre Nachkommenſchaft nur mit ihren 
Vornamen genannt seien. Pitt „ſaß“, weil er –~ nach seiner Ansicht ~ eine Uhr, die ihm nicht 
gehörte, versehentlich in ſeine Taſche gesteckt hatte. und Nickel leiſtete ihm Geſellſchaft, weil er 
zuſah, wie in Betſchbach eine Kuh ohne Willen des Beſitzers ihren Stall verlaſſen mußte. Das 
Gericht nannte dies Schmiereſtehen. – Eines Tages, beim Holzhauen im Hof, rief Nickel dem 
Leidensgenossen zu: „Sa mer mol, Pitt, wieviel Uhr is dann?“ Pit merkte jedoch die Fopperei 
und rief schlagfertig zurück: „Nickel, es is Zeit zum Melke.“ 
Nachahmenswerter Stil. „Ludwigshafen, 10. 1. 25. Herrn .. .... Saarbrücken. Auf 
Ihren allerwerteſten vom gestrigen gestatten wir uns mitzuteilen, daß uſw.“ 
  
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