2,
22.
. Augulſt:
Saarkalender für das Jahr 1926
Zeittafel
zur Geſchichte des Hnargebiets
vom ]. Anguſt 1924 bis Ende Fuli 1925 *)
Zuſammengeſtellt von A. Z.
Auguſt 1924.
Auguſt: Ein Aufruf an die Saarbevöikerung
erſucht, am Sonntag, 3. Auguſt, der Kriegsopfer
zu gedenken, Trauergottesdienſte abzuhalten, alle
Gedenkſteine zu ſchmücken und 12 Uhr mittags
ein ſtummes Gedenken von 2 Minuten Dauer
eintreten zu laſsſen.
. Auguſt: In der Preſſe wird nachgewiesen, daß
Saarbund, Saarzentralverband und , Derhand der
Saarbergleute" Organiſationen mit demſelben
Ziele ſind, das Saargebiet an Frantkreich zu
bringen unter dem ſſeparatiſtiſchen Schlagwort:
„Das Saarland den Saarländern!“
. Auguſt: Neunkirchen zählte Ende Juli 4o0o 026
Seelen. Eröffnung der Erſten Saarländiſchen
Möbelmeſse.
. Auguſt: Bekanntgegeben wird eine neue Denk-
ſchrift der Parteien an den Völkerbund, in der
auf Grund des DVersailler Dertrages die endgül-
tige Entfernung des franzöſiſchen Militärs aus
dem Saargebiet gefordert wird. An Sicherheits-
organen find Ende 1924 vorhanden 755 Gendarmen
(Landjäger), 533 kommunale Poliziſten und 400
Mann bewaffneter Grubenſchutz, alſo etwa 1700
Mann. —~ Luxemburg unterhält nur 4393 Mann.
Mit 500 Gendarmen iſt nach allgemeinem Urteil
die Sicherheit im Saargebiet auf alle Fälle ge-
währleiſtet. Rault will aus durchſichtigen Grün-
den 4000 Gendarmen, eine unmögliche Zahl, mit
der er vor dem Dölkerbund nur operiert, um das
franzöſiſche Militär gegen den Vertrag im Saar-
gebiet zu behalten.
. Auguſt: Veröffentlicht wird eine Denkſchrift der
politiſchen Parteien über die mißbräuchliche Aus-
beutung des Saargebiets durch Frankreich. Er-
wähnt wird u. a., daß der franzöſiſche Senator
Perrier in ſeinem Bericht ſagte, daß bei den Saar-
gruben auf ein Kapital von 300 Millionen Gold-
mark 1920 eine Rente komme von 7,25 Nrozent,
1921 eine ſolche von 6,68 Prozent (hundert Tage
Bergmannsſtreik) und 1922 sogar eine Rente von
10,90 Prozent zu verzeichnen geweſen ſei.
Auguſt: Das ſpaniſche Mitglied der Regierungs-
kommiſſion Eſpinoſa de los Monteros f. Die
Preſſe widmet ihm ehrenvolle Nachrufe.
. Auguſt: Die Saarſseparatiſten, die das deulſche
Geſetz zum Schutz der Republik wegen ihres Lan-
desverrats sürchten, wenden ſich an den Völker-
bund und bitten um Schutz, wenn 1935 das Land
wieder deutſch iſt. Rault befürwortet die Bitte
und will die Sicherheit der Einwohner gewähr-
leiſten ohne Unterſchied der politischen Meinung.
~ Niemand bedroht die Separatiſten, die jeder
anständige Menſch verachtet. Die ,, Saorbrücker
28.
31.
30.
3].
Zeitung“ ſagt daher bei dieſer Gelegenheit dem
Präſidenten, „er möge lieber dafür ſorgen, daß
die Freiheit der Meinung im Saergebiet dort ge-
wahrt wird, wo ſie tatſächlich unterdrückt und be-
droht iſt“.
Auguſt: Veröffentlicht wird im Saargebiet der
neue Proteſt der deutſchen Regierung vom 9. Aug.
an den Völkerbund gegen die franzöſiſchen
Schulen. Derlangt wird, daß jene trangçöſiſchen
Schulen, die nicht Dolks- oder techniſche Schulen
ſind, aufgehoben werden, daß der Unterricht in
den franzöſiſchen Schulen nur in französſiſcher
Sprache erteilt wird und daß dieſe Schulen nur
von franzöſiſchen Kindern beſucht werden
Auguſt: Angekündigt wird zum 15. September die
Schließung der Röchlingſchen Eiſen- und Stahl-
werke wegen zu teurer Kohlenpreiſe. Vadurch
Derluſte bisher 25 Millionen Franken. Von der
Kündigung betroffen 12 000 Arbeiter.
und 31. Auguſt: 60jähriges Stiftungsfeſt der St.
Ingberter Feuerwehr.
Auguſt: Kein deutſches Kind in eine franzöſiſche
Schule! Don den Kanzeln verleſen wird folgender
Aufruf der in der Kreisſynode verſammelten
Presbyter der Synoden Saarbrücken und St. Io-
hann: ,, Angesichts der großen Gefahr, die im I
Saargebiet unſeren Kindern durch die immer
weiter um ſich greifende Ausbreitung und Aus-
geſtaltung der franzöſiſchen Schulen Hedroht,
mahnen wir erneut alle evangeliſchen Däter und
Mütter, ihre Kinder den bewährten deutſchen
Schulen zuzuführen und alle Eingriffe in ihre
elterlichen Rechte entſchloſſen abzuwehren. Wir
ſind es unsſerem Volkstum, unserem evangeliſchen
Glauben, unſerer Dergangenheit und Zukunft
ſchuldig, unſere Kinder in deutſchen Schulen zu
erziehen. Ein hohes Gut iſt uns in unſeren Kin-
dern anvertraut, ſorget und betet, daß Ihr vor
Gott und Euren Kindern ein gutes Hewiſſen
habt."
September 1924.
. September: Große Heiterkeit erregt die Stellung-
nahme der Regierungskommiſſion gegen die Grün-
dung von neuen Geſangvereinen. Ein in Men-
ningen (Kreis Merzig) ins Leben gerufener Ge-
ſangverein kam um Genehmigung ſeiner Neu-
gründung ein. Die Antragſteller erhielten ein
Schreiben, in dem es u. a. heißt: „Die Regie-
rungskommission hat die Genehmigung verweigert,
da bereits ein Geſangverein in Menningen be-
ſteht und ein Bedürfnis zur Gründung weiterer
Gesangvereine nicht vorhanden iſt.“! Auf dies
völlig ungeſsetßliche Schreiben antwortete de.
Saar-Sängerbund, daß er . die in Unkkenntnis
unserer gesetzlichen Beſtimmungen verfaßte Ver-
fügung als ungeſchrieben betrachte.
*) Die Zeit von 600 bis 26. Februar 1920 ſiehe Saarkalender 1923; vom 26. Februar 1920 bis
31. Auguſt 1923 Jahrgang des Saarkalenders 1924; vom 1. September 1923 bis 1. Auguſt 1924 daar-
kalender 1925.
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