Saarkalender für das Jahr 1926
Der Bananrübergang der Preußen bei Beckingen 1814.
Don Dr. M. Chriſtnach.
Napoleons Herrſchaft über den Kontinent war auf den Eisfeldern Rußlands
zuſammengebrochen. Was den Armeen Europas nicht gelungen war, der allgewaltigen
Natur war es gelungen. Sie hatte dem ſtolzen Korsſen ein unüberwindliches Halt in
seiner Machtpolitik geboten.
Die Trümmer der ſtolzen Armee ſuchten nach dem Debakel in Rußland als kläg-
liche Reſte die Heimat zu erreichen. Größere Truppenmassſen fluteten durch unser
Saargebiet ihrer weſtlichen Heimat zu. Den noch wehrkräftigen Regimentern Napoleons
folgten Sieche und Kranke, die teils mit Schiffen sſaaraufwärts abtransportiert wurden,
teils in Spitälern und Familien zurückblieben. Es folgten sodann die Freiheitskriege
und nach der Schlacht bei Leipzig die Vertreibung der Franzoſen aus Deutſchland.
Blücher hatte den Rhein bei Caub in der Neujahrsnacht mit der ſchleſiſchen Armee
überſchritten. Er rückte nach seiner Proklamation an die Bewohner des linken Rhein-
ufers über den Hunsrück naheaufwärts. Die ſchleſisſche Armee teilte sich dann. Blücher
nahm mit seinen Truppen den Weg über Lautereck, Kuſel nach St. Wendel, wo er am
8.. Januar Quartier bezog. Er rückte dann über Ottweiler nach Saarbrücken vor. Die
reſtlichen Truppen der ſchlesiſchen Armee unter General v. York erreichten durch das
Hauſtadter Tal die Saar bei Beckingen. Die Stärke der Yorkſchen Truppen belief ſich
auf 22 100 Mann und 661 Offiziere. Dem Yorkſchen Korps wurde der Auftrag zuteil,
die Festung Saarlouis mit kurzentſchloſſenem Handſtreich zu nehmen und zu dieſein
Zwecke die Saar zwiſchen Saarbrücken und Merzig zu überschreiten. Blücher wollte
mit dem Fall von Saarlouis dem Marſchall Marmont, der in der Pfalz mit 20 000 Mann
unweit Kaiserslautern ſtand, den Rückweg nach Metz abſchneiden. Dieſer Plan konute .
jedoch nicht ausgeführt werden. Marmont hatte in eiligem Rückzuge die Saar erreicht
und dieſe bei Saargemünd und Saarbrücken uberſchritten. Nachdem er die Brücken.
der Saar in die Luft gesprengt hatte, sammelte er seine beim Rückzug in Unordnung
geratenen Truppen und nahm Aufstellung hinter der Saar, mit dem äußersten linken
Ö Flügel im Festungsbereich von Saarlouis. Eine Ueberrumpelung dieser Feste durch .
Kavallerie, die sich aus preußischen Dragonern und schwarzen Huſaren, der Avantgarde
des Yorkſchen Korps, zuſammenſetzte, war durch den schnellen Rückzug Marmonts ver-
eitelt. Man griff nun zu dem Plane, Saarlouis und die Saarlinie zu umgehen, um
Marmont dennoch den Weg nach Metz abzuſchneiden.
Das zweite Korps unter Sacken überſchritt die Saar bei Saarbrücken, während
Hz;! BymyerRehtingen als den geeigneten Uebergangspunkt für seine Truppen
Trotzdem Beckingen keineswegs mehr im Feuerbereich von Saarlouis lag, gestaltete
sich der Uebergang äußersſt schwierig. Die Saar war infolge Hochwassers gewaltig ange-
ſchwollen und mit starkem Treibeis bedeckt. (Vergl v. Briesen, Geschichte des Kreises
Merzig.) Der Brückenbau stieß auf furchtbaren Widerstand des nassen Elementes. Zuerſt
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sodaß eine Schiffsrequiſition nur auf der unteren Saar möglich war.
In Merzig hatte man mit großer Mühe 20-30 kleinere Kanalſchiffe, die meiſt zum-
Kohlentransport als Pendelſchiffe verwandt wurden, zusammengebracht. Es wurde nun
der Verſuch gemacht, die Schiffe sſaaraufwäris nach Beckingen zu schaffen. Die Hoch-
waſsſserfluten und das Treibeis machten jedoch diesen Verſuch zu nichte. Bei normalem
Waſsserſtande wäre dieser Schiffstransport ein Werk weniger Stunden gewesen. Schiffs-
leute, Schiffsknechte, Bauern mit Halfenpferden waren zur Genüge aufgeboten. Ber-
gebens suchte man die Schiffe stromaufwärts zu schaffen. Alles Fluchen der Pferde-
treiber, jedes weitere Vorgeſpann war umſfonſt. Die Schiffe fuhren gegen das Packeis,
waren bald davon umſäumt und binnen weniger Minuten bei der grimmigen Kiälte
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geſamte Vormarſch und Abſchneidungsplan von dem ſrchnellen Ueberſchreiten der Saar
abhing. Jedoch ein Schiff nach dem andern mußte eingefroren zurückgelassen werden.
Bei hereinbrechender Nacht langte man mit 8.~10 Schiffen am Uebergangspunkte an.
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