Saarkalender für das Jahr 1925
Heimat-Citeratur.
Von KR. S.
Wenn hier von Heimat-Literatur gehandelt
werden soll, so iſt damit nicht gemeint das
literariſche Schaffen saarländischer Schriftsteller
allgemein. Davon iſt in den erſten Jahrgängen
des Saarkalenders schon an verſchiedenen
Stellen die Rede gewesen. Gemeint ist viel-
mehr die literarische Tatsache, daß in letzter
Zeit ganz besonders stark in Erscheinung tritt
das Bestreben einzelner Schriftsteller, das wahre
Sein, die Bedeutung und den Wert unseres
Fleckchens Heimaterde, sei es in Form von
übersichtlichen Gesamtdarstellungen oder von sich
zu einem großen Gesamtbild ergänzenden Mono-
graphien, ins rechte Licht zu rücken. An dieſer
. ohne Zweifel kulturell hochwichtigen Aufgabe
beteiligen sich neben saarländischen Schriftstellern
und Verlegern auch solche aus dem Reich.
: Aus den Veröffentlichungen der letzten Zeit
heben wir u. a. folgende hervor:
Proof. Dr. h. c Ru pp ers b er g -S a ar -
b r ü c> e n, der bekannte heimatliche Hiſtoriker,
hat im Verlag der „Saarbrücker Landeszeitung“
fire „Geschichte des Saargebietes“ erſcheinen
aſsen.
Der Verlag Fr. Brandſtetter-Leip-
à i g brachte im vergangenen Sommer in der
Reihe seiner heimatlichen Landſchaftsbände einen
sehr beachtlichen Band, betitelt „Saarland“,
heraus. Als Herausgeber zeichnet Studienrat
Dr. Fr. Kl ö v ek o rn - Saarbrücken.
Die meiste Arbeit auf dem Gebiet der Heimat-
literatur hat bis jetzt jedoch der sehr rührige
Verlag Gebr. Hof er A.-G., Saar-
b r ü > e n geleiſtet:
Der ſstädtiſche Mittelſchullehrer Wil h e l m
Martin ſchildert in einem handlichen Bänd-
chen „Land und Leute an der Saar“.
Das ſchon vor dem Kriege erſchienene heimat-
geschichtliche Werk des Rektors K on ſt ant i n
Zi m mer „Unsere Saarheimat im Wandel der
Zeiten“ kam im abgelaufenen Jahre in zweiter
Auflage heraus.
Das umfangreichſte Werk aller ſaarländiſchen
Heimatliteratur ſtellt jedoch die im Hofer-Verlag
erschienene volkstümliche Monographien-Reihe:
„Unsere Saarheimat“ dar. Namhafteſte Kenner
des Saargebietes ſind Mitarbeiter an dieſem
Sammelwerk, das von Rektor K arl Schnei-
d e r- S a ar b r ü c e n unter Förderung der
Lehrerkammer des Saargebietes herausgegeben
wird. Die in Form von volkstümlich geſchrie-
benen, in ſich geſchloſſcncen und gesondert
erscheinenden Eingzeldarſtellungen, die gzum
großen Teil illuſtriert ſind, ergeben in ihrer
Gesamtheit ein Bild unserer Saarheimat, mie
es bisher in dieſer Vollständigkeit noch nicht
beſteht. Von der auch drucktechniſch ſehr be-
achtlichen Sammlung sind bis zur Stunde
folgende Bände erschienen: Band 1: An der
Sa arm aid W a n d er w e g. Von Theo
Schmidt. Band 2: Reichs gr af J ock e l.
Ein Bliesgauroman. Von Auguſt Becker. Band Z:
Heilmittel. und Heilbräuche im
S a ar g e b i e t. Von Karl Schneider. Band 4:
Sitte und Brauch im Saargebie t.
Von Dr. Jak. Zewe. Band 5: Sa ng und
Sänger an der Saar. Von Phil. Stilz.
Band 6: Tur n en un d Sp ort im S a a r -
g e b i e t. Von Ludw. Bruch. Band 7: Abri ß
einer Wirtſchafts ge ſchichte des
Sa ar g e bi e te s.. Von Dr. Werner Leh-
mann. Band s: A elt e ſte Ge ſ chi cht e d e s
Blies gau e s. Von Karl Pöhlmann. Band 9:
Orts geſchichte von Friedrichsthal.
Von Wilh. Schaetzing. Band 10: Ge ſch icht e
der ev ang e li ſ chen Kir h en g e m e in d e
S a ar Hr ü < en 1. Von Prof. Dr. h. e.
Ruppersberg. Weitere Bände folgen.
An ſaarländiſcher Heimatliteratur wird's in
Zukunft nicht fehlen. Das iſt gut. Je näher
die Schicksalsſtunde des Jahres 1935 heranrückt,
um so eindringlicher muß allen, die es angeht,
der Wert unserer d e ut ſ ch e n Saarheimat in
Herz und Hirn eingehämmert werden, auf daß
ein jeglicher wisse, was er „ererbt von ſeinen
Vätern hat“, und was er zu tun ſchuldig iſt
als getreuer Haushalter, als Treuhänder des
Vaterlands. ;
Der Scharfrichter von Saarbrücken. Der Scharfrichter Dietrich Rhein kaufte am
28. Februar 1714 ein. herrschaftliches Haus in der St. Johanner (katholischen) Kirchen-
t:! het HEA Gre UU g Hirt Fock We a
wohnte noch im Jahre 1819 in dieſem Hauſe.
Das Hochgericht war auf dem Galgenberg an der Metzer Straße. In der dahinter-
liegenden Galgendelle wurden die Hingerichtetetk begraben. Zumeist waren die Ver-
urteilten Leute im mittleren Alter, nur 1720 wurde ein junges Mädchen aus Heusweiler
wegen Kindesmord enthauptet.