Saarkalender flir das Jahr 1925
gYyenannt das „Güäuſegretel von Ffechingen".
Von A. Ludt, Rektor in Elversberg.
h V enn heute ein Fremder nach meinem Heimatsdorfe Fechingen kommt und
/F E bau. Wohlgefällig treten seine Formen uns entgegen und eine Tafel ver-
SV kündet mit weit lesbarer Schrift: „Hier in diesem Hauſe wurde die Gräfin
Katharina von Ottweiler, genannt das „Gänſegretel“, geboren“. Befriedigt zieht der
nach dem Geburtshause der Gräfin Katharina von Ottweiler fragt, so zeigt J :
man ihm in der Nähe der Kunkelſchen Gaſtwirtſchaft einen stattlichen Neuen.. |
Wanderer seine Straße weiter, in der feſten Ueberzeugung, das Geburtshaus des Gänſee.
gretels geſchaut zu haben. Der Fechinger denkt sich das Geburilshaus ganz anders; weiß
er doch, daß sein „Gänsegretel“ armer Leute Kind war und nicht in einem ſo ſtattlichen
Bau das Licht der Welt erblickt hat. Er denkt an ein altes, baufälliges Haus mit
kleinen Fenſterchen, an die „Kanzel“, an die schwankende Treppe, die von außen nach
dem Innern führte und darunter die Kinder so gerne spielten, er erinnert ſich mit Freunoe j
an den schönen Weinstock, der beinahe alle Außenwände überzog und von dem er ab
und zu auch einmal einen „Hängel“ bekam. Das war das Haus, darin sein „Gänsegretel“
eboren wurde, in dem es seine Jugend verlebte, bis ein glücklicher Stern. es nach dem
Fürſtenfchloß führte. Das gegenwärtige Haus ſteht an der Stelle des Geburtshauſes und
müßte, um nicht falſche Vorstellungen hervorzurufen, die Inschrift tragen: „An dieser I
Stelle stand . . . ." Ein Bild jenes Hauſes dürfte wohl nicht vorzufinden sein, manher.
wird ſich nun fragen, wie es ausgeſehen haben mag. Ich bin. in der glücklichen Lange. .
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