Saarkalender für das Jahr 1925
BHaarländiſches Immergrün.
Erinnerungsblätter aus dem Landesrat.
Die Regierung darf den Versailler Vertrag nicht immer zu unſern Ungunſten auslegen, ſondern
ſie muß versuchen, aus dem Verſailler Vertrag alles herauszuholen, was :ugunſten der Saarbevölkeruug
ſpricht. Abg. R. Becker (Landesrat 28. 4. 1923).
Die Antiſtrcikverordnung (v. 2. Mai 1923) iſt ein Ausnahmegeſetz ſchlimmſter Art und geeignet,
der Lüge, der Verlcumtung, dem Schmarotzertum Tür und Tor zu öffnen. Sie drückt die Arbeiter zu
Kulis herab. Sie wird aber das hohe Ziel der Erkämpfurg von Menſchenrechten, die auch im Friedens-
vertrag eine Verankerung gi funden haben, nicht zu verwirren vermögen. Wir ſtehen h er gemeinſam
mit denjenigen im Völkerbundsrat, die dieſes Gefühl für Menſchenrechte zum Ausdruck gebracht haben.
Abg. Petri (Landesrat 30. 9. 1923).
Des Saarpfälzers Neujahrsgebet.
Der Hammer sauft, der Ambos zittert,
Du großer Schmied des Weltgeschicks,
Von deinem heil'gen Zorn umwittert,
Im Banne deines Slammenblicks
Laß’ uns die hände bebend heben:
Mög’ alles Schlechte untergeh’n,
Doch deutsche Art und deutsches Leben
In hellem Glanze auferſteh'n!
m.
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Politische Gesundsheitslehren.
„Dahin iſt alle Sorge um den Staat, gelockert ſind die Zügel, ungestraft übertritt ein jeder die Gesetze .....
All- Gesetze ſind aus Spinnweben zuſamm engewebt, kaum die kleinſten Heuſchrecken können in ihnen feſtgehalten werden . ...
Alle wachen über ihren perſönlichen Vorteil, ke ne Eorge für das Nächstliegende und Zukünftige . . . . Wo keine Ordnung
iſt, da iſt Verwirrung, und wo Verwirrung, da iſt keiner sicher. Die Ordnung verlangt, daß jenen Entartungen und
Gefahren, in denen sich der Staat befindet, ſorafäliig und eiligſt abgeholfen wird, we I eine tödliche Krankheit das
Deutiche Reich befallen hat. Wenn mc. n dieser nicht .ſchleunigſt durch ein heilſames Gegengift begegnet, ſo wird un-
zweifelhaft der Tod erfolcen, und man wird das Reich in Deutſchland ſuchen, aber nicht dort finden; in der Folge
werden Fremde unſer Land einnehmen und ſich in uns teilen"...
Nicolaus von Cues (140121464).
(1401 in Cues an der Moſel geboren, 1448 Kardinal. Geſtorben in Todi [Umbrien] 1464.
Görres nennt N. v. C. den bedeutendſten Mann, den das Rheinland je hervorgebracht hat.)
T eben.
Vertrauen wir Gott, jeder ſich ſelbſt und dem andern, ſo wird ſich's wohl fügen!
: Goethe (Wilhelm Meiſters Wanderjahre).
Vertrauen heilet das Herz und iſt die beſte Schutzwehr !
Fr. W. Gotter (Gedichte 1787).
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Saarkalender 1925. Ä 3