Saarkalender für das Jahr 1925
Haarländiſches Immergrün.
Erinnerungsblätter aus dem Landesrat.
Die Regierung hat der Bergverwaltung die Kohlensſteuer erlaſſen, ſie trägt dafür "/s der Laſten
des ſaarländiſchen ÜciIhatss. Damit hat die Regierungskommiſſion den Einfluß der franzöſiſchen
Bergverwaltung auf /s beſchränkt, ſodaß dieser Einfluß nur 162/13 Prozent und nicht, wie bisher,
100 Prozent betragen dürfe. Für das Sechſtel der Bergverwaltung muß die Bevölkerung übrigens die
Garnisonen und das mensſchenunwürdige Wohnen in Kauf nehmen. - Das im Saarſstatut enthaltene
Wort ,„Zollſnſtem“ hat die Regierungskommiſſion ausgelegt als die Gesamtheit der franzöſiſchen Geſeße
und Zollvorſchriften. Frankreich iſt hierbei ausreichend zu Worte gekommen, wo aber hat man die
Sachwalter der Saarbevölkerung befragt? Die Regierungskommiſsion iſt über die Intereſſen der
Saarbevölkerung hinweggeſschritten, wie man über Leichen ſchreitet.
Abg. Rich. Becker (Landesrat 19. 5. 24).
Das vornehmſte Recht, das ein Kulturvolk besitzt, iſt das Recht auf Gesetzesbildung. Dieſe
Geſetzesbildung iſt dem eigenen ſchöpferiſchen Willen des Saarvolkes genommen und in die Hand eines
Gremiums gelegt, das zu 80 Prozent aus Nichtſaarländern und Nichtdeutſchen ſich zuſammenſetzt und
deſſen einheimiſches Mitglied nicht vom Vertrauen der Bevölkerung getragen iſt.
Abg. Kiefer (Landesrat 28. 4. 23).
Des Baartals neue Blüte.
Im Bericht der Regierungskommission vom erſten Quartal 1924
heitt Mt Schluß: „Das Saarland erfreue sich wiederum einer
Das Saunrland ſtrahlt im ſchönen Bilde,
Bo ſanft regiert durch Frankreichs Milde,
Iſt's helle freude, es zu ſehen
In neuem Glück und Wothpergehen !
Ich klag' nicht an, daß Golt behüte, Das Unheil greift in alle Klaſſen,
Dos Bergamt ſteht in voller Blüte; Die Läden leer und leer die Kaſſen.
Marianne lacht und wird's ihm lohnen, Es fehlt Kredit! In tauſend Nöten
Bie ſäckelt viele Goldmillionen. Geht ſchon die letzte Hoffnung flöten.
Auch moncher Lump iſt guter Dinge; Der Pleitegeier, leiſe, leiſe,
Don wegen welſcher Pimperlinge; Zieht über BGtadt und Land die Kreiſe.
Er rafft das Gold mit vollen Händen, Ein jeder ſeufzt In ſchweren Borgen
Ihm will das Blühen auch nicht enden. Und kämpft ums Brot von heut' ouf morgen; ,
Das Denutſchtum nur, daß Gott erbarme, Des Volkes Wohlfahrt bleibt zu ſuchen,
Hitzt tief in Not und grauem Harme. Nur Leid und Thränen ſind zu buchen.
Im ganzen Lande thront der Dalles, Im ganzen Lande thront der Dalles,
Aber ſonſt blüht?kalles! Aber ſonſt blüht alles ! A. Z.
En. gin.
Politische Gesund%Heitsregeln.
„Es gibt heute Dinge, und die Preſſe gehört zu ihnen, bei denen man nicht mehr darüber zu entſcheiden hat, ob
ſie gut seien oder nicht, ſondern bei denen es nur darauf ankommt, ob man ſsich dem Strom der öffentlichen Meinung
widerſetzen kann Die Entziehung der Preſſefreiheit wäre aber unter einer konstitutionellen Regierung ein verletzender
Anachronismus, ein wahrer Wahnſinn.“
Napoleon |I.
Ja, man kann euch besſchimpfen, erniedrigen muß man ſich ſelber.
Deutſche ſeid ihr, vom höchſten Willen geprägt. Jahrhunderte
ſchauen auf euch, die unendliche Reihe erhabenſter Geiſter.
Seid ihrer würdig und haltet zuſammen! Was deutſch iſt, bleib' deutſch, ſonſt
dorre die Hand euch am Arm und verfaul’ euch die Seele im Leibe!
Hermann Stehr (im „Oberſchleſien"-Buch).
Teben.
Eine Stunde Gerechtigkeit geübt gilt mehr als ſiebzig Jahre Gebet. (Türkiſches Sprichwort.)
Nichts kränkt den Menſchen tiefer, als wenn er da, wo er Liebe und Wohlwollen erwarten darf, nicht einmal
die einfachſte Gerechtigkeit findet und ſich eine ungerechte Behandlung gefallen laſſen muß.
Eduard von Hartmann (Phänomenologie des ſittlichen Bewußtseins 1878).
In der unverbrüchlichen Handhabung der Gerechtigkeit beſteht vor allem die Majeſtät und Heiligkeit des Staates.
Friedr. Jul. Sta hl (Staatslehre 1847).
Selig ſind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden. (Matth 5. V. 10.) ;
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