Full text: 1925 (0003)

  
  
: .15. 
bs. 
17. 
21. 
22. 
April: Der „Verwaltungsausſchuß“ erklärt 
die kombinierten Stimmzetel, die die Aende- 
rung des Wahlsyſtems durch die Regie- 
rungskommiſssion ohne Anhören des Landes- 
rats ausgleichen sollte, für ungültig. Das 
Ziel der freien Liſtenwahl war, wie man 
annahm, die Führer der politiſchen Par- 
teien aus dem Landesrat zu entfernen. 
Einige Parteien einigten sich und ver- 
eitelten mit 20 710 veränderten Stimm- 
zeiteln dieſe Absicht. Natürlich protestierten 
die Saarseparatiſten und auch die Schmoll- 
partei. Berufung an das Oberverwaltungs- 
gericht. 
April: Die Presſſe veröffentlicht eine 
Warnung vor dem Beſuch der franzöſiſchen 
Schulen. Eltern werden die von der Re- 
gierungskommission eingeführten Anmelde- 
formulare ins Haus geſschickt, teilweise 
sſogar schon ausgefüllt, für jedes Kind be- 
ſonders. Zum Schluß der Warnung heißt 
es: „Denkt daran, daß Ihr euren eigenen 
Kindern dafür verantwortlich ſeid, wenn 
Ihr sie den deutschen Schulen entzieht!“ 
April: Die Konferenz der evangeliſchen 
Arbeiter, Angestellten und Beamten be- 
ſchließt den Anschluß an die Deutſch-saar- 
ländiſche Volkspartei. 
April: Gemeldet wird, daß bei einer Feier 
zu Ehren der Schutzpatronin Frankreichs, 
der Jungfrau von Orleans, in einem Orte 
ſämtliche Klassen mit Lehrern und Schülern 
teilnehmen mußten. Der Schlußhymnus 
endete mit ,„Vire Jeanne – vive la 
France‘, auch die „deutschen“ Lehrer und 
Kinder sangen dieſe Worte. 
. April: Wieder wird ein franzöſiſcher Be- 
amter der Regierungskommission zur Ver- 
fügung gestellt, es iſt der Richter am Land- 
gericht in Straßburg, Matter. 
. April: Im Sitzungssaal des Landesrates 
hat man deutſche Kernsprüche ſschämig mit 
den Farben der Regierungskommission 
(blau-weiß-schwarz) verhängt. Der neue 
Präsident des Landesrats Scheuer - St. 
Ingbert tritt sein Amt an. Zur Erörterung 
ſteht u. a. die Wohnungsnot, wobei er- 
wähnt wird, daß vom November 1918 bis 
Mai 1920 in Saarbrücken 561 Wohnungen 
mit 2365 Räumen und außerdem noch 638 
möblierte Zimmer beſchlagnahmt worden 
ſeien. Abgeordneter S e n d e r fordert Ent- 
fernung. der französiſchen Truppen, obwohl 
dies Frankreich ſehr ſchwer falle. Man habe 
in Paris die Meinung über die Saarländer 
dahin revidiert: „Le plus grand boeche 
c'est le Sarrois!l‘’ Festgestellt erscheint, daß 
es im Saargebiet 20 000 Wohnungsuchende 
giht. Die Redner gehen scharf ins Gericht 
mit der Regierungskommiſsion. Ueber die 
Zahl der Einreisſesſichtvermerke entgegnet 
Abg. Schmelzer, die Angaben des Regie- 
rungsvertreters berichtigend, dieſer habe 
auch hier wieder eins vergesſen: J e d e r 
Deutsche braucht dieſen Einreiſeſichtvermerk, 
nicht aber ein Franzoſe, Engländer oder 
Saarkalender für das Jahr 1925 
Holländer. Seien an diese aber solche Ver- 
merke erteilt, ſo beruhe das auf einem 
Irrtum. 
Ma.i : 
. Mai: Veröffentlicht wird ein Bericht der 
franzöſiſch-ſaarländiſchen Handelskammer 
aus dem ,Moniteur ofkfieiell de Commerce 
et de I’Industrie“ über das Saargebiet. Ge- 
warnt wird vor ihm in der Zuſchrift in 
folgender Weise: „Es ist jedoch am Platze, 
mit der Gewährung von Krediten sehr vor- 
sichtig zu sein."“ Eine eigenartige Förderung 
saarländiſcher Interessen! 
Eine Veröffentlichung in der Preſſe er- 
bringt den Nachweis, daß die hohen Kohlen- 
preiſe der Bergwerksdirektion ruinös auf 
Der 
Preis der Saarkohle stellt ſich zurzeit gegen- 
über der Ruhrkohle um 20 Prozent teurer 
gegenüber der engliſchen Kohle (frei euro- 
ftilche Häfen gerechnet) um 9 Prozent 
öher. 
unſer VWirtſchaftsleben einwirken. 
. Mai: Proteſt des Saar - Blies - Gaues der 
Deutschen Turnerſchaft gegen die Oberſte 
Polizeiverwaltung, die einen Werbe-Staffel- 
lauf quer durch Saarbrücken verboten hat 
„wegen Störung der Gottesdienste“. In dem 
Proteſt heißt es: „Wir erblicken in dem 
Vorgehen der Oberſten Polizeiverwaltung 
wieder erneuten Beweis einer bewußten 
Unterbindung unserer Turnſache zur Hebung 
und Förderung der notwendigen Volks- 
geſundheit und Volkskraft. Verlangt wird 
unbehinderte Freiheit in der Ausübung ge- 
ſundheitlicher Betätigung. 
. In der Verbandssſitzung evangeliſcher Ar- 
beiterverine an der Saar werden die 
Zwangsmaßnahmen und Gemwaltmittel in 
einer Bergmannsgemeinde geſchildert, mit 
denen man den Beſuch der Franzoſen- 
schulen zu erzwingen sucht. Es folgt dann 
unter dem Beifall aller das Gelöbnis: Wir 
halten unersſchüttert feſt an der deutſchen 
und evangeliſchen Erziehung unserer Kinder 
bis zu dem Tag, der Treue und untreue 
lohnt. 
. Mai: Der Arbeitgeberverband für das Bau- 
gewerbe im Saarrevier hält seine Haupt- 
verſammlung ab. Er ſtellt feſt, daß die 
Zahl der Wohnungsuchenden am 11. Juli 
1922 betragen habe 17 677 und 20 046 am 
1. Juli 1923. Gefordert wird der Abbau 
der Wohnungszwangswirtſchaft als wich- 
tigstes Mittel gegen das Elend. 
. Mai: Neunkirchen notiert 40 000 Ein- 
wohner. 
. Mai: Bekannt wird, daß die Vereinigten 
Vopelius- und Wenhyel'ſchen Glashütten 
wegen zu hoher Produktionskoſten zum 
1. Juni ihren Betrieb ſsſtillegen müssen. 
Eine Weiterführung des Werkes sei nur 
bei Verringerung der Kohlenpreiſe um 25 
bis 30 Prozent und bei einer Ermäßigung 
des Lohnes um 20 Prozent möglich. 
. Mai: Das Saargebiet erfreut ſich eines 
„w i r k lichen Wohlergehen s“. Die 
  
  
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