Saarkalender für das Jahr 1925
Dr. Kappel, Litzenberger und Zender, lebt der letztgenannte noch als Rektor a. D. und
freut ſich, an der Jubelfeier teilnehmen zu können. Wieviele von den Schülern des
erſten Jahrgangs noch mitfeiern können, – Herr Rentner Philipp Eisenbeis hofft,
einige seiner Klaſſenkameraden beim Feste wiederzuſehen.
Wo auf dem weiten Erdenrund der „Saarkalender 1925“ in die Hände eines ehe-
maligen Neunkircher Penälers kommt, sollen dieſe Zeilen ihn an vergangene Tage
erinnern und ſeine Gedanken zur Blies ziehen. Neben dem Baterhauſe erſcheint ihm
ü wieder die Schule in der Viktoriaſtraße, wo jetzt das Lyzeum untergebracht iſt, oder es
tritt das 1900 beim 25jährigen Jubiläum eingeweihte Schulgebäude vor seine Augen,
das von der Höhe über die Stadt hin zum Bahnhof hinüber den Heimkehrenden
grüßt. Und er macht sich auf und kehrt zum Feste in die Heimat zurück.
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das Schulhaus in der Viktoriastraße bezogen. 1879 wurde die Öbertertia eröffnet, damit
aber der Ausbau abgebrochen. Erſt als Direktor Wernicke 1896 als Leiter der Anſtalt
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| ſtaatlich anerkannt. Den Streit der Meinungen, ob die Schule zu einem humaniſtiſchen
Gymnaſium oder zu einem Realgymnasium ausgeſtaltet werden solle, entschied Freiherr
von Stumm zugunsten der Realbildung. So wurde denn Ostern 1904 die erste Reife-
prüfung abgehalten und damit das Realgymnasium vollendet. "Seit Oſtern 1921 befindet
sich das Reaigymnaſium in Umwandlung zu einer Reformanſstalt, d. h. der fremßb-
| ſprachliche Unterricht iſt in Sexta nicht lateinisch, ſondern französisch. Bis Quarta haben
beide Parallelklaſſen nur dieſe eine Fremdſprache. Ostern 1924 wurde geschieden: die
î gymnasiale Uuntertertia begann mit Latein, die Real-Untertertia mit Engliſch.
Außer für Herausgabe der Feſtſchrift sorgt der Ausschuß, der aus Lehrern und
früheren Schülern gebildet iſt, für Unterbringung der Gäſte, die zur Jubelfeier kommen
wollen, und bittet, die Abſich, zu kommen, dem Direktor des Reformgymnaſiums
mitzuteilen. Da im April die Witterung zu fraglich iſt, wird die Mittsommerzeit
gewählt. Der 21. Juni eignet sich wohl zu Feiern im Freien: möge die Sonne über
Schule und Schüler leuchten!
Auch eine Kritik. „Als ich noch Prinz war von Arkadien“ d. h. als ich mich noch nicht von
dem harten Redaktionsſchemel auf den mehr ruhigen Verlagsseſſel zurückgezogen hatte, kam
ines Tages eine hieſige Schriftstellerin empört in mein Heiligtum. Was war geſchehen? Sie
hatte eine Novelle eingeſchickt und einer meiner jungen Kollegen hatte das Manuſkript mit der
vielleicht wahren, aber wenig höflichen Bemerkung zurückgesandt: ,Das P a pier, auf dem
die Novelle ſte ht, iſt ganz miſera bel, ſ< ade um das ſchöne Papier!“
ùYch rerſprach als gebildeter Mitteleuropäer, die Dame beruhigend und begütigend, alles mögliche
und unmögliche. Innerlich überlegte ich aber dabei in meinem brutalen Herzen ſchon, wie ich
dem jungen Herrn zu seinem vorzüglichen Witz gratulieren könnte.
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