Full text: 1924 (0002)

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Saarkalender für das Jahr 1924. 
  
  
  
  
  
  
  
Zweck dieſes Buches, in das Feuer zu blaſen, es will vielmehr einen friedlichen Ausgleich der Inter- 
eſſen anstreben aufgrund der uns garantierten Rechte und Freiheiten. Daher ſoil an dieſer Stelle 
nicht die ſchier endloſe Reihe berechtigter Klagen als Kronzeugen aufmarsſchieren von den Aus- 
weiſungen bis herab zu den Flaggenfragen. Als Leute von Ehre verlangen wir aber in dem liberalen 
Geiſte regiert zu werden, der das Saarsſtatut geſchaffen hat und den auch sein Wortlaut in Wahr- 
heit atmet. Die Veröffentlichung der Verhandlungen darüber lassen heute keinen Zweifel mehr, 
daß es sich bei uns nicht um die Errichtung einer französiſchen Kolonie handelt, ſondern für Frank- 
reich nur um die Sicherſtellung der Kohlengewinnung bei voller Wahrung der Rechte der deutſchen 
Bevölkerung und ihrer Wohlfahrt. Nach der Genfer Juli-Tagung mit ihrem klärenden Gewitter er- 
wartet das Saarvolk eine neue Aera in der bisher nur verbitternden Regierungskunſt. Die alte 
konnte ſselbſt für Frankreich nicht unglücklicher sein, ſie vollendete aber, was wir gerne anerkennen, 
ein gutes Werk, sie ſchuf durch Leiden aller Art eine geſchloſſene Phalanx der Bevölkerung. 
Die Front unterbricht heute keine Lücke, sie steht geſchloſſen und entſchloſſen. Deſerteure gibt es 
. auch in dem tapferſten Heer, aber niemand legt hier Wert auf die Rückkehr der ſchwankenden 
ſzſatter: . iſt geſchlossſen tro, der 150 000 Saarfranzosen, der Fabelwesen Tardieus. Die unholden 
Geiſter treiben noch immer in der westlichen Preſſe ihr Unwesen, darum eine kurze Feſtſtellung: 
Im Jahre 1910 bezeichneten bei der Volkszählung 3 4 2 Personen im gesamten Saargebiet franzöſiſh, 
als ihre Muttersprache. Es ist natürlich klar, daß dies nicht gleichbedeutend iſt mit Franzosen, die 
eine Annektion wünſchen, von ihnen hat eine Aufhellung die Zahl 91 ergeben. Ihre natürliche 
Vermehrung innerhalb 8 Jahren auf 150 000 zu berechnen, erscheint mir bei allem Wohlwollen an 
den unabänderlichen Gesetzen zu ſcheitern, denen menſchliche Wesen nach Gottes Willen unter- 
worfen ſind. Die Menſchenzahl wächſt eben nicht so rapide wie der Dollarkurs. 
Ich hätte noch viel, ſehr vieles zu sagen, aber längst iſt der Raum überſchritten, der mir zur Ver- 
fügung stand. Was uns auch in der Zeiten Schoß noch vom Schickſal beſtimmt iſt, bleiben wir im 
Leiden stark, ſo wird es unseren Geist stolz, frei machen und verinnerlichen. Darf auch im 
deutschen Saargebiet keine deutſche Fahne flattern, sondern nur die Flagge der Regierungs- 
kommission und die franzöſiſche Trikolore, unser Staatsſymbol bleibt uns heilig, ſchmückt es auch 
nicht Straßen und Plätze, seine Farben blühen und glühen in der Heimat Herzen. 
Sucht nicht des Reiches Fahne hier im Staube! 
Durch herben Schmerz geheiligt und gefeit, 
Führt ſtark und feſt des Saartals deutscher Glaube 
Durch Winternacht zur sel'gen Frühlingszeit. A.-. Z: 
& äÄÖZ{ == — 
Eine peinvalle Angelegenheit. 
Der ganze Band der „Saarbrücker Zeitung“ v. J. 1833 bringt nur eine einzige Nachricht 
von Intereſſe in einer Beilage zu Nr. 30 vom Freitag, den 26. Juli. aus der man 
wohl ſchließen darf, daß es zu einer großen Prügelei zwischen Zivil und Militär ge- 
kommen sein muß. Es hat den Anſchein, als ob man einen recht üblen Verlauf der 
Sache befürchtete und wandte sich an den König, der eine gnädige Geſinnung zeigt. Des 
Nähere ergibt sich aus dem Wortlaut der Beilage: t : 
Es gereicht uns zur größten Freude unseren Verehrten Mitbürgern nachſtehendes 
tigeuhändive Sgreiten qr uurellecten 219: Zſientticg mitteilen au „tönntt; 
ge se: “serechtigkcit2liebe “und j rt ti n Huld unseres t cc rehersn 
onarchen seyn wird. 
„In der von der Bürgerschaft am 5. ds. Mts. eingereichben Anzeige über den 
Exzeß, welcher am 12. Mai ds. Js. dort stattgesunden hat, finde ich keine wesent- 
liche Abweichung von derjenigen, we'che Mir bereits früher vom General- 
Kommando gemacht iſt, und es ſind daher keine außerordentliche Maßregeln, 
welche die Bürgerſchaft zu besorgen scheint, anzuordnen. ; 
Pe rlzn. den 19. gui 18:3 V Bezeichnet: Fri ed rich Wilh elm.“ 
An dile Bürgerschaft zu St. Johann - Saarbrücken. | 
Der bei der Abfaſſung der Adxeffe zuiqmurengetreten gewesene Ausſchuß, 
Friedr. Lucas, L. Rolls, Jac. Bruch, Wack, L. Geisbauer und L. Eichacker, 
Sohn der Wittwe Eichacker. 
  
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