Full text: 1924 (0002)

  
Saarkalender für das Jahr 1924. 
Heiteres vom BHanargedbiet 
nus alter und neuer Zeit. 
Geſammelt von A. Z. 
In III.: 
Scherz im Schmerz, 
Das gibt Humor. 
Saphir. 
Aus dem ſaarländiſchen Volksleben.') 
Am Stammtisch. 
Das is Eich giſchher Omend widder e Lääwe gewehn, wie uff Matze Hochzeit. Die ganz Wirts- 
ſchövubb hat gewimmelt un gewawwelt vun. tauter Minſche. Un do ſin Eich e paar debei gewehn, 
die han e Meilche am Kobb gehadd, wie so e Enteſchwabbel. Das hat ken Minud ſchdill geſchdann, 
und vor lauter Gebabbel hat' mer ſei eije Wort nit verſchhann. Nure, wann de Herr Diſchbedaadoor 
angefang hat, dann hat's Ruh gewe. Der hat's awer a widder an sich gehadd! Aemol, do hat er 
uff de Diſch gefeijert, daß es ganz Guwernemah geſchoggelt hat, un dann ſahd er: „Ich wääß 
nit, wo das do noch enaus ſoll! Alle Auweeblick ebbes neijes un immer ebbes anneres. Mer mennt 
graad, die wollde de Hanjockel met uns mache. Do sin se awer an die richtig Adreß kumm. Das 
kann ich ne verzähle. Do solle so uns ämool kenne lehre, wann se uns noch nit kenne.“ 
De Karel, der wo neewe an em gehuckt hat, der hat in ähm Schdick met em Kopp genickt un 
ſahd: „Aweile do haſchde de alſo awer ämol so richtig de Nagel uff de Schdifdekopp getroff. Die solle 
alſo doch nit menne, daß mir alſo vun Dummbach ſin un so. Wo die alſo hin wille, do kumme mir 
alſo ſchun lang her. Eerſchd, do han se alſo das Gedinges met dere Saarinwohnerſchaft ſserecht- 
gedethielt. als wann mir so halwe Kutzekepp wäre, die wo also halwer im Wasser un halwer uff em 
ruckene hucke un ſo.“ 
Do fallt em awer de Herr Brenneſsſelspoſſer ins Wort un sſahd: „Mein lieber Herr Kundidder, 
da mußt De Dich nich so arig drieber aufreegen. Du mußt immer bedenken, daß den Herrſchaften 
doch ſchon so manches hier kwaſi zu Wasser geworden iſt, und daß sie manichmal doch auch so richtig 
auf dem Trockenen sitzen tun. Da iſt die Geschichte mit den Schulen doch viel iebler. Man kennde quaſi 
bald doordig geeben, wenn man drieber nachdenken tut, was sie ſich da nun kwaſsi leiſten tun. Aber, 
meine Großmutter in der Gerberſchorooß hat immer ſchon geſahd, wer zuletzt lachen tut, der lacht 
immer noch am beſten.“ 
„Jo, jo,“ sſahd do de Luij, „der lacht immer noch am beſchde“ | 
' Do ribbelt ſich awer a de Philipp in ſsei'm Eckelje. Er hat de ganze Oomend do gehuckt un hat 
e Gesicht gemach, wie so e Dibbe voll Gekwellde. Jetz ſchdrahlt er wie ſo e Batſchämer un ſahd: 
„Eewe die Sort Leit, die ſäwele ſich ſelwerſchd die Naas aus em Gesicht eraus. Mer wääß bal nit, 
1s mer e Biebche oder e Mäddche, awer, was mer do erlääwe duht, do derf mer ſich bal iwwer nix 
meh verwunnere. Wann das die Schnerr oder de Herr Bulle-Ballerich oder mei Kuſing, de Herr 
Schdadtrat aus der Hinnergaß, noch erlääbd hätt, ich glaab, die wäre noch drei Dah vor ihrem 
Dood geſchdorb. Was hädde die erſchd dozu geſahd, wann ſie ſich hädde missſe noh de Notbver- 
ordnung richte, oder wann se sich hädde miſsſe sounsolang ohne Zeidung behelfe un wäre sounsolang 
  
nit iwwer die effendliche Meinung verorijendiert gewe. Nä, eewe die Sort Leit, die treiwe's doch e 
bisje zu aarig. Mer wääß bal nit, es mer e Biebche odder e Mädche, awer so ebbes, . . .' 
Iwwerdem kummd de Herr Wirt an de Diſch. Mer hat em die ganz Zeit ſchon angemerkt, daß 
er ebbes uff der Lewwer gehadd hat. Er hat ſchun e par mol de Kopp zu der Dier enaus geſchdeckt, 
als wann er noh'm Wedder gucke wolld, un wan die Luft draus sſauwer war, dann hat er dabber 
widder gezabbd. Dobei hat awer immer ähn Au am Krahne un es anner an der Notverordnung 
  
. *) Fritz Kühner, durch ſeine Dichtungen in Saarbrücker Mundart in der engeren Heimat bekannt und beliebt, 
gibt hier humorvoll und lebenswahr eine Skizze, die uns in den einzelnen Perſonen die charakteriſtiſchen Hauptvertreter 
der ſaarländiſchen Bevölkerung vorführt. Der Disputator und der Arnuäler Chrittia: bilden den Durchſchnittstyp der 
Einheimiſchen. Geſund an Lung und Zung', rheiniſch Blut in ihrer leichten Erregbarkeit, derb, ohne Furcht, dabei 
aufrichtig und treu. Der St. Johanner Chriſtian kennzeichnet die Volksgenoſſen, deren Blut durch Pfälzer Miſchung 
ale Verdild der in Urbelt. und Sorge müde "gewordene Bürger. Eû trinkt till jein Gläschen m Freundeskreis; 
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und der Brenneſselspoſſer (Brenneſselveredler) dagegen ſind echt saarländiſche Spezies, erzählen mit Vorliebe von 
der Vergangenheit und möchten gerne vor ihren Freunden als kenntnisreich erſcheinen. Der ängstliche Wirt, in ſteter 
Furcht vor Spitzeln und Spionen, vervollſtändigt die fröhliche Runde. Eine Leidenſchaft haben aber alle, sie ſind ſtolz auf 
die Geſchichte ihrer Heimat und lieben ihr Vaterland von ganzem Herzen. 
  
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