Full text: 1924 (0002)

12. 
14. 
Saarkalender für das Jahr 1924. 
. Sept.: Hector wiederbestätigt! Der Völker- 
bund ſpricht ihm ,seinen“ Dank aus. Ent- 
rüſtung im Saargebiet. Presſe veröffentlicht 
eine Denkſchrift der politiſchen Parteien, 
wonach Hector als Bürgermeiſter von Saar- 
louis einen Beschluß der Stadtverordneten- 
verſammlung vom 28. Juli 1919, durch den 
einige wirtschaftliche Maßnahmen erbeten 
wurden, in eine Loyalitätserklärung für 
Frankreich umgeändert habe. 
. Sept.: Hector antwortet auf die Denktkſchrift 
der politiſchen Parteien durch Wiedergabe 
des deutſchen und französſiſchen Textes 
seiner Schrift. 
Sept.. Kommùurniſtiſcher Stadtverordneter 
Fries hat am 2. 8. sein Mandat nieder- 
gelegt und mitgeteilt, daß er seinen Wohn- 
ſitz nach Frankreich verlege. Kollegium wid- 
mét dem ,ſscheidenden Rednertalent“ 
„warme“ Worte. 
. Sept.: Presse gibt genaue Gegenüberſtellung 
der beiden Texte in Sachen Hector, die die 
Richtigkeit ihrer Behauptung beweist. Fran- 
zöſiſche Preſſe verwendet ſich einige Tage 
ſpäter für die Korrektheit der Ueber- 
sezung. Einige namhafte Mitglieder des 
Völkerbundrates sollen in Geheimſitzung 
Bedenken gegen bedingungsloſe Wieder- 
beſtätigung Hectors geäußert haben. 
Nanſen-Norwegen ſpricht im Völkerbund 
auch über das Saargebiet, u. a. untersſtützt 
er eine Anregung Lord Ceeils, künftig das 
.20. Sept.: Die Redakteure der „Volksstimme“, 
sſaarländiſche Mitglied der Regierungskome . 
miſſion in Uebereinſtimmung mit dem Lan- 
desrat zu ernennen. 
. Sept.: Balfour übt Kritik an Nansen, warnt 
vor der im Saargebiet entfalteten Propa- 
gandà, die den Ereignissen von 1936 gelte: 
„Hören wir nicht auf Leute, die von Haus 
zu Haus gehen und falſche Behauptungen 
aufstellen, die nicht bewiesen werden kön- 
nen.“. – Rault in Genf = französiſcher 
Fsleglerte Hanotaux gibt ihm zu Ehren 
ein Bankett. 
. Sept.: Hanotaux-Frankreich ſpricht u. a. im 
Völkerbund ; 
Regierungskommiſsion, 
untersſtützt, sich nicht aus der Bahn der Ge- 
kechtigheit und der Unparteilichkeit reißen 
zu lassen“,. 
Sept.: „Daily News“ ktritiſiert die fran- 
zösiſche Saarpolitik, sagt u. a.: „Die Saar 
iſt durch und durch deutſch“n. – An den 
Postämtern wird von nun an der Franken- 
kurs angeſchlagen. 
Sept.: Französischer Minister der öffent- 
lichen Arbeiten, Le Trocqueur, reiſt zu einer 
Studienreiſe nach den Saargruben. 
„vom festen Entschluß der 
vom Völkerbund 
16.918. Sept.: Landwirtſchaftliche Ausſtellung 
18. 
für das Saargebiet in Neunktirchen. 
Sept.: In der Aula des Neunktirchner Gym- 
naſiums wird eine Gedenktafel angebracht: 
„In dieſem Saale hat der Präſident der 
vom Völkerbund zur Verwaltung des Saar- 
gebietes eingeſetzten Regierungskommission, 
Victor Rault, am 28. 12. 1921 die Ver- 
leihung der Städteordnung in Neunkirchen 
verkündet“ (später abgeändert in „an Neun- 
kirchen“), ſchärfsſter Proteſt der Stadtver- 
ordneten. ; 
23. 
28. 
Rauſch und Lehmann, werden ausgewiesen 
wegen Gefährdung der Ruhe, der Sicher- 
ô ſchärfsſter Proteſt 
der geſamten Presse, dem ſich dann auch 
die Stadtverordneten und am 23. 9. der 
Parteitag in Augsburg anſchließen. 
heit und der Ordnung; 
Sept.: Das Saarbrücker Theater gibt eine 
Zeitſchrift „Saarbrücker HBlätter faùür 
Theater und Kunſt“ heraus. 
Sept.: Die Kriegsopfer und Hinterbliebenen 
erhalten als Winterbeihilfe 100 Franken. 
~ Die Handelskammer gibt 1 Mark- 
Notgeldsſche ine in Form von Relchsbank- 
ſchecks heraus. – Die neuen Glocken für 
hie Hgzlokkir:he werden an Ort und Stelle 
gebracht. 
. Oktober: Verbot der Oberſten Polizeiverwal- 
tung des Saargebiets, den Kölner Männer- 
gesangverein, der in Saarbrücken . u. Neun- 
kirchen Konzerte gibt, am Saarbrücker 
Bahnhof feierlich zu empfangen und am 
Rathaus zu begrüßen. – Kreistag Saar- 
louis lehnt die Frankenbesoldung der An- 
geſtellten ab. ~ Einholen der neuen Glocken 
für die Ludwigskirche. 
. Okt.: Die Arbeiterſchaft der Firma Villeroy 
& Boch richtet ein ſcharfes Proteſstſchreiben 
an die Rgierungskommission betreffs eines 
Provokationsfalles in Mettlach. Die Frau 
eines franzöſiſchen Zollbeamten hat einen 
Invaliden „Sale-boche“ genannt, am nächsten 
Tage ſtellten mehrere Zollbeamte den Be- 
leidigten und ſchleppten ihn zur Gen- 
darmeriewache. Was gedenkt die Regie- 
rungskommission zum Schutz friedlicher 
Bürger zu tun? 
Okt.: Eröffnung des U.-T.-Kinos an der 
Kaiser-Friedrich-Brücke. 
Okt.: Erscheinen des „Wörterbuches der 
Mundart des Saarbrücker Landes nieohbſt 
einer Grammatik der Mundart“; von Frdr. 
Schön. – „Nya Dagligt Allehanda“ schreibt 
gelegentlich der Wahl Brantings in den 
Völkerbundsrat über das Saargebiet u. a.: 
„Schweden wird jetzt mitverantwortlich für 
die Verwaltung des Saargebiets. Es iſt 
vollkommen klar, daß dieſe Verwaltung 
bus tiztet Gesichtspunkten heraus em- 
pörend iſt.“ 
7. Okt.: Die Handelskammer gibt auch Behelfs- 
10. 
11. 
scheine von 5000 Mk. heraus. 
Okt.: Die Regierungskommisſſion hat die 
Bildung des Studienaussſchusses vorgenom- 
men und damit die g,parlamentariſche- 
Körperschaft“ des Saargebietes vollendet; 
am 14. Okt. fand der Empfang des Aus- 
ſchusſes durch die Regierungskommission 
statt, ame 16. Okt. seine erste Sitzung. 
Okt. Verhandlung gegen Schäfer, der an- 
geklagt iſt, das französiſche Offizierkorps 
beleidigt zu haben; am 18. 10. erfolgt das 
Urteil: 5000 Mk. Geldſtrafe, im Nichtbeitrei- 
bungsfalle für je 50 Mk. 1 Tag Gefängnis 
(betont, das dies nicht das Höchstmaß). 
  
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