Full text: 1924 (0002)

Ich fürchte, auch in dieſer Weiterentwicklung. iſt mein Beiſpiel für das 
lieutige Deutſchland zutreffend. 
Nber ich fülire es weiter und vollende es. Es ſind da Daſſagiere vorhanden, 
die ihre RKaltblütigkeit bewahrt haben. Sie bemerken, daß der Kapitän und 
die Mannſchaft ihrer ungeheuer ſchweren Nufgabe, das Schiff in einen AKafen 
zu bringen, getreulich obliegen. Sie wiſſen, daß, wenn die Daſſagiere meutern, 
das Schiff kentern oder an einer Klippe zerſchellen oder ein Opfer von Diraten 
werden muß. Nuchkh dieſe dürfen natürlich nicht feklen in dem Bilde, das wir 
nun einmal gewählt haben. Solche Leute mit heißem Herzen und kühlem Kopf 
werden auf dieſer gefäkrlichen Fakrt viel zu tun haben. Sie werden um ſich 
ier beruhigen, ſchſichten und Mut macken. Sie werden verkindern, daſ Gruppen- 
pſychoſen ausbrechen und ſich etwa Menſckhen in Verzweiflung, wie eine Rerde 
dem Leittiere nach, in die See ſtürzen. Glaubt, werden ſie ſagen, ſo ſehr es auch 
demoliert iſt, an die Jücktigkeit eures Schiffes und daß es, nun der eigentliche 
Sturm Hinter ihm ſiegt, der Dünung nickt mehr erliegen wird. Sie werden auf 
den Aafen Khinweiſen und den Nugenblick, von dem ſie ſicher vorausſetzen, daß 
er kommen wird, wo das Herrliche, brave, alte Schiff gedockt und wiederkergeſtellt 
werden kann. 
Deutſchland iſt alſo dieſes Schiff. Und ſo rufe ich allen hundert Millionen 
Europäern deutſcher Zunge zu: bleibt einig im Koffen, im SIlauben und in der 
Gewißheit, daß Deutſchland den Kafen erreichen, gedockt und wiederhkergeſtellt 
werden wird. Ich rufe denen zu, die wie die Ratten das Schiff verlaſſen wollen, 
im Waknſinn der Verzweiflung oder in einem ſogenannten Rettungsboot: kommt 
zur Beſinnung, habt SGeduld, es iſt immer nock Zeit, euch ſelbſt zu morden. 
Das einige Schiff, das einige Deutſckland, ſo ſage ich mit voller Ueberzeugung 
immer wieder und wieder, es muß den Hafen erreichen, es kann nickt untergehen. 
. Mir wollen das DBild hiermit verabſckhieden. 
Es gibt bekanntlich einen aktiven, d. f. tätigen Mut und einen paſſiveen. 
 duldenden Mut. Die Indianer Nmerikas, von ikiren Feinden an den Marterpgfaal. 
geſtellt, wußten reckt gut, welcher der größere iſt, nämlich der duldende iſt dre. 
größere. Unſer Schickſal aber mackt augenblicklich die furchtbare Drobe aft. 
unleren duldenden Mut. Darin muß heute der Deutſche den Mann zeigen. 
Es iſt auch bereits gang und gäbe geworden, unter den ausgeſuckten und ſinnloſn. 
Leiden, die man uns fortgeſett zumutet, eiter zu ſcheinen und ſo zu tun, ls. 
ſähen wir nichts, als hörten wir nickts, als röchen wir nickt die mepfhitiſcklſcnen. 
Dünſte und vor allem, als wären wir okne Sefühl. 
Duldender Mut iſt aber nicht Nbgeſtumpftheit und Schwäcke. Er iſt ſelbſt- 
bewußte Kraft. Duldender Mut überwindet das Feindliche ebenſomolſl wien 
Handelnder Mut. Duldender Mut behauhtet ſich in ſich ſelbſt. Die Derſönlickkit 
zieht ſich auf ſich ſelbſt, in ſich ſelbſt zurück und behauptet ſich ſo, unverletzbar 
in ifrem Stolz, ihrer Würde, ihrem Weſen, d. k. ihrer Eigenart. Der Tod kan 
ſolcher Derſönlickkeit ein Ziel ſeten, aber da bei einem Volke wie dem deutſclkae 
von Sterben im Zeitraum des näckſten Jakhrtauſends nickt die Rede ſein kann, 
ſo iſt an dem Erfolg unſeres paſſiven Mutes, unſerer Ireue zu uns ſelbſt, kin. 
Zweifel erlaubt. 
Rgnete endorf ) f ( 
i. Rieſengebirge.
	        
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