Full text: 1924 (0002)

Saarkalender für das Jahr 1924. 
Der alte Brunnen zu St. Johann. 
Unſer Saarbrücker Kunstgelehrter, Herr Dr. Karl L o hme y e r-Heidelberg, hat im 
Staatsarchiv zu Coblenz unter Fasc. Naſssau-Saarbrücken B 247 Acta, enthaltend 
Nachrichten über Bauten und Häuſer zu St. Johann, 1541-1764, ein lesenswertes 
Schriſlstück zu dem großen Brunnen auf dem St. Johanner Markte gefunden. Es iſt 
der Vertrag zwiſchen dem Schloßbaumeiſter Kempter und dem Rat der Stadt 
. St. Johann zwecks Errichtung eines Brunnens auf dem St. Johanner Markte. 
„Copy Verding Zedels des Newen Bronnens zu St. Johann.“ 
„Heudt den zwoelften Decembris Im Jahr Sechzehnhundert und zwey Ist In 
beyſein des strengen Edlen und veſten Johann Niclaſen von Hagen Grafflich Naſſaw 
Sarprückiſchen Raths und Oberamptmans p. allhier und dem Ernuesten Herrn Adolph 
Bernhardt Schefflern., Scholteyßen und rentmeiſters dieses orths zwüeschen der Statt 
St. Johann Eins und dem Ersamen und erfahrenen meiſter Hein richen Kempter 
urſers Gnedigen Herrn Bawmeiſtern Verdingung Eines Bronnens der maßen volgent 
vurgenohmen und beredt worden. 
Das nemlichen gemelter Bawmeiſter nach seinem verfertigten und vorgelegten 
Abriß oder Viſirungz der Statt St. Johann angedingt zu machen ein Newen Be- 
ſtendigen Steinen Bronnen Kaſten mit Innerts einer zierlichen ſteinen Seul und 
mapfen, welche Seul mit Bildtwerk bezirt, darauf ein Alt fraenckiſch römisch Bildt 
Sechs ſchue Lang aufs vleißigst und zierlichſt gehawen mit zweyen haltenden ſSchielt 
und wapen, da dan zur rechten seiten daßelbig wohl erhaben und ein zemblichs größer 
mit dem Naßawiſchen unsers gnedigen Herrn wappen und dan das ander zur . 
ter feen mit einem gzirlichen ſchilt, darauf der Statt wapen gehawen ſsein ſolle, 
verfertigt werde. 
Der Bronnen Caſten aber soll Innerts zehen ſchuhig weithe und außerhalb drey | 
zehen ſchue' ueber erdt mit denn geſimpſen haben und ungefehr Siebenthalben ſschue 
hoch ſein und oberhalb rings herumb ufs bestendigſt und zierlichſt mit ſtarcken ſchönen 
Gesimpſen und Poſsamenten Im ſechs Eckht gehawen werden, da dan zwüſchen den 
Ecken Jedes platt In ganz ſteinwerck eingesetzt, wie auch deß Kaſtens Bodem vleißig 
euif rider L "wet Pt alles yo ut. der grohtdurſſt. uh . rorgt; zicht Z 
und verſehen werden solle, alles dermaßen, wie ſolches die viſirung mit ſich bringt 
und dann auch von mehr gedachten Bawmeisſstern erklärt worden, daß er verhoffenllich 
mehr zierlich Kunsſtreich und Löblichr solches werkes hie und zwüſchen nechſt Könfftigen 
Ichannes Baptista mit hülf Gottes beßer dan der Abriß mit sich bringt uff den platz 
Banfertlig Lifern werde, alſo und der maßen, das es der ſstatt nützlich und dem 
meistern rühmlich sein solle auch unerweißlich. 
Von solcher Arbeit, die er Bawmeiſster In seine coſten, die Stein zu Brechen, zu 
hawen und auch aufzuſetzen, aufgenohmen, soll JIme nach Volprachter Arbeit voll- 
komentlich erlegt und Bezahlt werden die ſumma Ein hundert und dreißig gülden 
jeden p. 15 bat. Dieser wehrungh. Item sein werkzeug darzu In Spietzen zu erhalten, 
und sonsten was zum aufrichten bedörfftiq sein wirdt, anlangt, will solches die Stadt 
verordnen und ſtellen und da das Werckh allerdings aufgevricht, so ſolle der Statt 
Unbenohmen sein, da sie eingen fehl oder mangel, (ſo doch mit zu besorgen) wider 
verhoffen Spüeren solten, das sie durch andere dieſes handtwercks erfahrne sich zu 
Informirn und vielgedachter Bawmeiſter solchen tefect uff sein gefahr und coſten 
zuuerbeßern ſchuldig und verbunden sein solle, so ein theil dem Andern gelopt zu 
hallen und zu beſtettigung dieses Alles seindt dieſer Verding Zedul zwen gleiches 
Inhalts verfertigt und von dem Burgermeiſtern zur Zeit und Jme Bawmeiſtern zu 
allerseits nachrichtung undersſchrieben worden. 
Actum St. Johann bey Sarpruckh ut ſup: 
Also underſchrieben 
Jacob Spanier, Burgenmeiſster. 
Heinrich Kempter, Steinhauer und Maurer. 
Doch als der Bau vollendet war, sagte er „Bürgermeiſter und Gericht ſampt zu- 
geordnelen zu St. Johann“ nicht zu, wie ein Bevicht an den Grafen vom Mai 1605 
zeigl. Die Arbeit fei nicht ſorgfältig genug ausgeführt, denn „gleich im Anfang ſssei 
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