Saarkalender für das Jahr 1924.
gerade die deutſche Schiffahrt durch das Diktat von Versailles vergewaltigt worden. Die
deutſche Handelsflotte, die beim ‘Ausbruch des Krieges gerade auf See war oder ſich in
feindlichen Häfen befand, war eine leichte Beute unserer Gegner, und was noch. an Handels-
schiffen in unſerem Beſitz geblieben war, wurde uns bis auf wenige Schiffe von geringer
Größe genommen. Das Ziel unserer Gegner, insbesondere Englands, die deutsche Flagge
aus dem Weltſchiffahrtsverkehr zu streichen, war erreicht!
Aber der rege Unternehmersinn unserer großen Schiffahrtsgesſellſchaften, der Hamburg-
AmerikorLinie in Hamburg und des Norddeutſchen Lloyd in Bremen an der Spitz, ließ
ſich durch diesen katastrophalen Rückſchlag nicht in Fesseln schlagen. Die friſche freie Briſe,
die von der See herein in das Land an der Waterkante dringt, verleiht auch dort dem
Menſchenſchlag einen festen, aufrechten Charakter. Bald ging man wieder ans Werk, für
das Verlorene Ersatz zu schaffen, und auf den Werſten regten sich die Hände, sodaß schon
heute wieder eine stattliche Handelsflotte der deutschen Seeschiffahrt zur Verfügung steht
und die deutschen Farben über die Weltmeere trägt. In der deutſchen Not aber erkennen
wir, wie die deutſchen Lande und Stämme ungertrennlich zuſammengehören, soll die
Hoffnung auf eine deutsche Zukunft nicht zuſchanden werden. Und dieſen Sinn prägen
auch die Namen der neuen deutschen Handelsdampfer aus, die jeder für sich ein Stück
deutschen Landes und in ihrer Gesamtheit das Deutsche Reich in den fernen Weltteilen
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bringen. Wir finden aus unſerer engern rheiniſchen Heimat Städtenamen wie „Köln“
und ,Trier“ darunter. Ein Stück der deutschen Heimat, unser liebes Saarland, iſt noch
von stürmischen politiſchen Wogen umbrauſt, aber treu hält es den Kurs zur deutschen
Heimat, mit der es fest verankert iſt. Und die Hoffnung, diesen Ankergrund nicht zu
verlieren, verkörpert nunmehr ein neuer deutscher Handelsdampfer, von dessen Bug herab
der Name unserer Stadt Saarbrücken leuchtet. Wenn dieſe Zeilen den Leſern unſeres
Kalenders Z Geſuht kommen, wird sich das Schiff schon zu seiner ersten Reiſe nach dem
ernen | ien en.
Es war ein feierlicher Akt, als der Rieſsenrumpf des Schiffes am 23. Juni von Stapel
lief und seinem Elemente übergeben wurde. Auf der Werft der Aktiengeſsellſchaft Weser
in Bremen wuchs der stolze Bau von seiner Kiellegung langsam in die Höhe. Stahl, im
Saargebiet geſchmiedet, lieferte die Platten mit, die, feſt vernietet, zum Rumpf sich wölben.
Weit ragte der Bau über die Dächer der Werksbauten, die sich um die Werftanlage
drängen. Ehrengäſte der Stadt Saarbrücken wohnten dem Festakte bei. Zu Tauſenden
erschienen die Bremer wie selten zu einer Schiffstaufe, um der „Saarbrücken“ Glück zu
ihren Fahrten zu wünschen. Auch die Saarbrücker Jugend war vertreten. Ferienkinder
aus dem Saargebiet waren es, die zur Erholung an die Waterkante geſchickt waren. Ein
friſcher Saarbrücker Bub’ war es, der keck die Treppe gur Taufbühne Hinaarfstieg, frei
dem Schiffe seinen Spruch widmete, der ausklang in der Versicherung, daß die Saar-
bevölkerung die alte, oft bewährte Treue zum deutſchen Vaterlande bewahren und ſstets
bekunden werde.
K.
Als Vertreter der Bürgerschaft Saarbrückens hielt Bürgermeister Neikes dem jungen
Schisfe die Taufrede. Stolz erfülle uns, daß dieses stattliche Schiff den Namen Saar-
brückens tragen ſolle. Er sprach von der Kulturaufgabe, die die Zeit uns gestellt und
ſchloß mit einem Weiheſpruch. Sein dreifaches: Hipp, hipp, hurrah, das er der
„f brücken“ weihte, fand ein tausendfaches Echo, das wie eine gewaltige Woge
aufbrandete.
Der stattliche Schiffsrumpf setzte sich langsam in Bewegung. Auf ein Zeichen fiel die
stützende Zimmerung, und sicher glitt das Schiff den Schlitten hinab in den Werfthafen.
Hochauf rauſchten die Wogen am Heck, die Schiffsſchrauben schlugen ihve ersten Kreiſe und
lustig flatterten im Winde die Farben des Norddeutschen. Lloyd und der Meſerwerfe von
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„s ücken“. geplant.
Unſeve Bilder zeigen den Moment des Stapellaufes und das Schiff nach seiner
Vollendung. Möge der Dampfer „Saarbrücken“ den Namen der deutſchen Saarſtadt über
die Meere tragen als ehernes Zeugnis deutscher Tüchtigkeit, zugleich aber auch als Bote
ider Wahrheit, daß Deutschland und das Saargebiet eins sind für alle Zeiten.
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