Saarfkaiender für das Jahr 16..
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humoriſtiſches aus dem Snanrrevier,
Geſammelt von A. Z.
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„Peue
Das „Gutzje“*)
Ihr» traurigen Augen, du runzlig Geſicht, verhußeltes Männchen, wer kannte dich nicht!
I< ſehe di noh in verſchliſſenem- Kleid, zu enge der Rok, der Pudel zu weit.
Im Brückenbogen dein Lebensglük, raſierteſt du emſig „fünf Pfennig das Stüc!"
Die „Brille der Großſtadt“ voll Wiß und Humor, du gabſt ſie beſcheiden dem, der ſie erkor. -
50 lebte er ſtill, Philiſoph, wie er war, ein deutſcher Diogenes hier an der Saar.
Müd' ſ<loß er die Augen, macht' leiſ' fih davon ; ade, du ſpra<wirres Babylon !
Es ſchwingt ſich die ewige Seele empor ; das Gußzje ſteht vor dem Himmelstor ;
Mit pochendem Herzen klopft ſhüchtern er an, am Guklo<h erſcheint ein heiliger Mann :
„Ad, Gußje, grüß Gott' !' Sankt Peter es ſpricht, „du haſt ein deutſches, altehrlich Geſicht,
Na, ſonſt übers Saartal, es bleibt unerhört, da ſind ſchon die Engel im Himmel empört !
Und hier in dem alten Saarbrücker Derein iſt nichts wie ein großes Lamento und Schrein!
Wir wiſſen ja alles, wer Uns bei Eu< liebt, wer Armut bewudert, Betrug übt und ſchiebt ;
Wahrhaftig das iſt ja der wüſteſte Hohn auf's Sakrament und die heil'ge Religion !
Dody) du ſei willkommen, von Herzen ſo rein, dein Konto iſt glatt, komm näher, tritt ein!"
Und Tränen im Auge, das Herz voller Sreud nah allem irdiſ<en Elend und Leid,
Begrüßt mit Geſang, in leuchtendem Schein, ſo zog unſer Gußje - wie mocht ihm da ſein -
An der. Hand eines Engleins in den Himmel hinein. 4.53
Nad Drucklegung obiger Zeilen erhielt ic noh, wie ich es von vornherein vorgeſehen, von Herrn Frit Kühner einige
Worte über's Gußje im Saarbrücker Dialekt. Sie mögen nachfolgend ihren Platz finden
*) Der Spißname des oben abgebildeten Originals war das „Gutzje“. Das Wort iſt der ſaarländiſche Ausdruck für jene
Iudterware, die ſonſt der Deutſche ſo gefühlvoll wie vaterländiſ< Bonbon nennt.
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