Saarfalender für das Jahr 1923
Nachdem die Poſten von Saarbrücken und
Zweibrücken ſowie diejenigen der Bistümer
Trier und Köln in den Beſiß der franzö-
ſiſchen Republik gekommen waren, ernannte
der mit Geſeßesbefugniſſen ausgeſtattete
Regierungskommiſſär für das Rheinland
Rudler in Mainz im Jahre 1798 den Bürger
Bernhard Loiff in Aachen zum Poſt-Inſpek-
tor der vier preußiſchen Departements Don-
nersberg, Saar, Rhein und Moſel und Roer.
Im Saardepartement befanden ſich vier
gewöhnliche Briefpoſtbüros : Trier, Saar-
brücken, Birkenfeld und Prüm, ſowie zwei
Nebenbüros zu Merzig und Wittlih. Der
Verkehr wurde in dem bisherigen Umfange
beibehalten, zum Teil erfuhr er ſogar noh
eine weitere Ausgeſtaltung.
Der inzwiſchen zur Directrice de poste er-
nannten Poſtmeiſterin madame Kieſo war
noh für Kurze Zeit ein franzöſiſcher Poſt-
direktor Godet gefolgt. Dieſer wirkte mit
zwei Sekretären namens Saunot und Seig-
neroles in dem bisherigen Poſtbüro in der
Neugaſſe, im zweiten Hauſe weſtlich von der
Kaſerne.
Nachdem im Jahre 1815 das Saargebiet zu
Preußen gekommen war, fiel die Leitung des
Poſtweſens, wenn au<h für Kurze Zeit,
wieder der Taxis'ſchen Verwaltung zu- Denn
ſ<on am 1. Juli 1816 kamen ſämtliche frühe-
ren Thurn- und Taxis'ſhen Poſtanſtalten der
Königlich - Preußiſchen Rheinprovinz auch
unter preußiſche Verwaltung.
In dem Reicsdeputationsſchluß von 1803
erſchienen die Taxis'ſ<hen Poſten nicht
mebr als Kaiſerliche " Reichspoſten, [ſon-
dern lediglich als fürſtlich Taxis'ſhe Poſten
angeführt. Das Reihs-General-Erbpoſtamt
war dur< dieſes Geſetz aufgehoben. Der
Leiter des Saarbrücker Poſtamts beegnet
uns daher 1815 in Joſeph Ludwia von Co-
hauſen nicht mehr als Kaiſerlicher Reichs-
poſtmeiſter, ſondern als „Hochfürſtlich Thurn-
und Taxis'ſcher Poſtmeiſter“. Exr wurde, wie
die Taxis'ſchen Poſtbeamten allgemein, am
1. Juli 1816 in den preußiſchen. Staatsdienſt
übernommen.
Im Verlaufe des nunmehr begonnenen
Jahrhunderts erfuhr das geſamte Verkehrs-
weſen derart einſchneidende Verbeſſerungen,
daß in Anbetracht der aufeinander folgenden
Kulturerrungenſhaften die ehemaligen Ver-
kehrsbilder vollſtändig verwiſcht wurden und
unſerer Zeit kaum mehr als ein ſtilles, wenn
auch unberechtigtes Mitleiden dafür übrig
geblieben iſt.
Zunächſt wurde im Jahre 1833 das am
Ludwigsplaß gelegene Wohnhaus der Erben
Rupied für Poſtzwecke: angekauft. Urſprüng-
li< von dem Fürſten Wilhelm Heinrich für
eine gewiſſe Louiſe von Freithal gebaut,
diente es wuhrend der republikaniſchen Zeit
als Gendarmerieſtation und ging ſpäter in
Privatbeſit über. Hier ſpielte ſich fortan
das Verkehrsleben Saarbrückens, Zunächſt in
ſeiner alten Ruhe und Beſchaulichkeit ab.
Allerdings war das no<h damals, da die
Wälder neugieriger als heute in das Weich-
bild der Saarſtädte lugten und die heutige
St. Johanner Bahnhofſtraße dur< üÜppige
Wieſen und Kornfelder führte, darauf der
Schweinehirt ſinnierend hinter ſeinen Shüß-
lingen einherzog und ab und zu kräftig in
ſein Horn ſtieß. Wenn dann aber jenſeits
der Saar die Trierer Perſonenpoſt ſichtbar
wurde, mochte er ſih wohl kaum in ein
Fernduett mit dem Poſtillion eingelaſſen
haben, der um ſo ſchneidiger in den verſonn-
ten Nachmittag hineinblies.
Die Zahl der Poſtgewaltigen im Saar-
gebiet war nicht allzu groß. Unſere lieben
Alten mögen ſich ihrer Namen vielleicht no<
erinnern, wenn nicht gar den einen oder den
anderen perſönlich im Gedächtnis haben. Sie
ſeien darum aus den Jahren 1847-1850 ein-
mal alle namentlich aufgeführt.
Bei dem Königli< Preußiſchen Grenzamt
zu Saarbrücken wirkten die Herren: Opffer-
mann, Poſtdirektor, Offizier der franzöſiſchen
Ehrenlegion; Dickmann, Ober-Poſtſekretär;
Schwieger und Wahl, Poſtſekretäre; Hild
Poſthalter; Engel, Briefträger; Schellenberg,
Wagenmeiſter; Simon, - Landbriefträger. ;
Dem Grenz ? Poſtamt Saarbrücken waren
untergeordnet 1. die Poſtexpeditionen St.
Wendel (Poſtexpediteur und Poſthalter Cetto),
Ottweiler (Poſtexpediteur Uhlifh), Baum-
holder (Poſtexpediteur und Steuer-Rezeptor
Blum)» Grumbach (Poſtexpediteur und 'Steuer-
Rezeptor Stumm), 2. die Königl. Briefſamm-
lung zu Sien (Bürgermeiſter und Brief-
ſammler Fr. Hornung), 3. die Königliche Poſt-
ſtation zu Friedrichsthal (Poſthaltex Wenzel)-
Könioliches Poſtamt zu Saarlouis: Wah-
len, Poſtdirektor; Bielen, Ober-Poſtſekretär;
Leon, Poſtſekretär; Suhle, Poſtſchreiber;
Hayer, Poſthalter; Saur und Reiſinger,
Kondukteure; Behr, Briefträger; Rieſe, in-
terimiſt. Bürodiener und Packbote, Trabert
und Ko<h, Lanvdbriefträger. .
Dem Poſtamt waren untergeordnet 1. die
Poſtexpeditionen Lebach (Poſtexpediteur,
Poſthalter und Bürgermeiſter Reuſc<), Tholey
(Poſtexp. Cetto), Merzia (Voſtexped. und
Steuer-Rezeptor Wolff, Poſthalter Gußen-
burger), Wadern (Poſtexp.. und Steuer-Re-
zeptor von Seydewit, Poſthalter Jungbluth),
Mettlach (Poſtexp. Häberlein), 2. die Brief-
ſammlung in Losheim (Bürgermeiſter und
Briefſammler Marx). =
Die den Verkehrsanſtalten des Saargebiets
vorgeſeßte Ober-Poſtdirektion hatte ihren
Siß in Trier. Vorſitzender derſelben war im
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