Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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Die Entnazifizierungsarbeit (cette täche delicate) sollte möglichst bald in deutsche 
Verantwortung übergehen. Baumont plädierte dafür, daß sich die französische Mili 
tärregierung auf die Kontrolle der laufenden Arbeit beschränken solle 16 . Ausfüh 
rungsbestimmungen, Verordnungen und Sanktionen sollten im Namen der deutschen 
Verwaltungen erlassen, die Anweisungen dazu in mündlicher Form von der Militär 
regierung gegeben werden: Enfin, si les fonctionnaires etaient epures uniquement 
par les autorites occupantes, un discredit definitif serait jete sur ceux qui restent en 
place. II serait trop facile en effet ä la propagande nazie de faire ressortir que le Sa 
botage de leur action est un acte de resistance au vainqueur 17 . 
Baumont hielt aufgrund der Erfahrungen der ersten Entnazifizierungsphase 
(epuration SHAEF) neue zentrale Direktiven für notwendig. Die Entnazifizierung 
müsse nach den SHAEF-Richtlinien fortgeführt und erweitert, Fehler korrigiert, eine 
größere Einheitlichkeit innerhalb der Zone hergestellt und Wanderungen entnazifi 
zierter Personen zwischen den Besatzungszonen vermieden werden: II fallait, en 
somme, normaliser iepuration l8 . 
3.3. Die Planung der Entnazifizierung in der Privatwirtschaft 
In den ersten Wochen und Monaten nach Kriegsende wurde der Säuberung der Pri 
vatwirtschaft kaum Bedeutung beigemessen. Viele Betriebe waren noch mit Auf 
räumungsarbeiten beschäftigt, andere bereits unter Sequester (Zwangsverwaltung) 
gestellt. Entlassen oder interniert wurden nur diejenigen bekannten NS-Aktivisten, 
deren weiterer Verbleib im Betrieb den Besatzungstruppen zu gefährlich erschien 19 . 
Anfang September beauftragte Generaldirektor Filippi Baumont mit der Planung ei 
ner Entnazifizierungsdirektive für die Privatwirtschaft 20 . Baumont mußte feststellen, 
daß über die bisher durchgeführten Maßnahmen kaum Informationen zu bekommen 
waren. Es zeigte sich, daß sehr unterschiedlich und meist nur oberflächlich vorge 
gangen worden war (a la fois superficielle et chaotique). Er beklagte die Passivität 
der französischen Dienststellen und ihren hinhaltenden Widerstand gegen Anord 
nungen der Securite Militaire: Notons que c'est surtout la Securite Militaire qui 
s'occupait de ce travail, les Services techniques se gardant d'intervenir et, ä vrai 
dire, n'etant pas tres chauds pour un genre d'activite auquel il n'est pas dans leur 
habitude de proceder 21 . 
Baumont suchte einen Mittelweg zwischen einer Entnazifizierung, die die gesamte 
Privatwirtschaft auf politisch belastete Personen durchsuchte, und dem Verzicht auf 
jegliche Säuberungsmaßnahmen. Während im ersten Fall eine Störung der Produk 
16 Ebd. 
17 Rapport, 31.12.1945 (Anm. 9); Rapport, 16.10.1945 (Anm. 6). 
18 Dönazification, 29.11.1945 (Anm. 12). 
19 Ebd. 
20 CCFA/DGEF: Filippi an Baumont, 3.9. u. 11.10.1945. Als Anregung überreichte Filippi Baumont eine 
Kopie des Ergebnisprotokolls der Konferenz der Militärregierung in Bad Ems mit den deutschen Re 
gierungspräsidenten des Rheinlandes am 22. August 1945 (Kapitel B.2.2.); AOFAA DGEF c.200. 
21 Baumont, 5.9.1945 (Anm. 10).
	        
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