Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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SHAEF) und grenzte mit der Bezeichnung epuration systematique 5 die darauffol 
gende zweite Phase der eigenständigen französischen Entnazifizierungspolitik auch 
inhaltlich davon ab. 
Die Situation im Saarland 5 6 
Die französische Militärregierung überprüfte die von der amerikanischen Militärre 
gierung durchgeführten Maßnahmen. Brigadegeneral Collignon beanstandete die 
ausgebliebene Entnazifizierung der Stadtverwaltung Saarbrückens 7 , Lieutenant-Co 
lonel Cogombles stellte eine sehr oberflächliche Säuberung seines Landkreises Saar 
brücken fest, und Colonel Lais kritisierte, daß die vom SHAEF angeordneten Ver 
haftungen noch nicht vorgenommen worden waren: Par ailleurs, des nazis notoires 
et influents circulent librement 8 . 
Die Ausgangslage war für die französische Entnazifizierungspolitik schlecht. In den 
Lagern waren hunderte von Personen inhaftiert, deren Internierungsgrund man nicht 
kannte, weil die Unterlagen fehlten. Der Militärregierung wurde andererseits ihre 
Aufgabe erleichtert: Außergewöhnlich viele Personen waren nicht in das Saarland 
zurückgekehrt. Bedingt durch Kriegsgefangenschaft, Flucht und Evakuierung waren 
Ende 1945 von den normalerweise 19.200 Beschäftigten des öffentlichen Dienstes 
nur 10.500, d.h. etwa 60%, an ihre Dienststelle zurückgekehrt. Die Militärregierung 
war der Auffassung, daß der größere Teil dieser Personen politische Gründe für sein 
Fernbleiben hatte und sprach ihre Entlassung aus 9 . 
5 Grohnert benutzt den Begriff "auto-epuration" zur Kennzeichnung der 2. Phase der Entnazifizierung in 
der ZFO (S. 59, 67ff.). Ich bevorzuge stattdessen die Bezeichnung "epuration systdmatique”, die auch 
vom Service Epuration zur Charakterisierung dieser Phase verwendet wurde. Die Verwendung des Be 
griffes "auto-dpuration" ist problematisch, da er ebenso für die deutsche "Selbst-Entnazifizierung” 
durch Flucht und Selbstmord steht; siehe zum Beispiel: Henke, Die Trennung, S. 32. 
6 Zur Situation des Saarlandes im Jahr 1945: Gestier, Markus: Der Beginn des politischen Lebens in 
St. Ingbert nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in: ZGS 36 (1988), S. 172-184; Herrmann, Das 
Saarland; Trautes, Hans: Erinnerungen an Saarbrücken während des Zweiten Weltkrieges 1939-1945. 
Saarbrücken 1982. Zur NS-Geschichte an der Saar: Mallmann, Klaus und Gerhard Paul: Herrschaft 
und Alltag. Ein Industrierevier im Dritten Reich. Bonn 1991; Zehn statt tausend Jahre (insbesondere 
die Aufsätze von Gerhard Paul, Peter Wolfanger u. Volker Rödel); Rödel, Volker: Die Behörde des 
Reichsstatthalters in der Westmark, in: JWLG 10 (1984), S. 287-318; Wolfanger, Peter: Die national 
sozialistische Politik. 
7 Bericht des Brigadegenerals Collignon an General Dody (Gdnerai de Corps d'Armee und Cdt. de la 
XXIe Region in Metz), 30.6.1945; von diesem an General de Gaulle weitergeschickt; MAE Z EU/Sarre 
1944-49 d.10/130-144. 
8 GMSA/Det.H Saarbrücken: Cogombles: Compte rendu, Juli 1945. Dagegen konstatierte Lindauer er 
staunt, daß in seinem Landkreis anscheinend nur Antifaschisten wohnten: Au premier abord. tout le 
monde dans mon Landkreis est antinazi. Mon officier de SP (Securite Publique; R.M.) s'efforce de 
prouver le contraire\ GMSA/D6t.I Ottweiler/St. Wendel: Lindauer an Lais, 14.7.1945; AP GG d.7-W 
(Papiers Tersac); Lais, 6.7.1945 (Anm. 1). 
9 GMSA/DAA/1C 5095: Grandval an Laffon, 16.10.1945; AOFAA DGAP c.232 p.48. Durch die 
Grenzlage und die heftigen Kampfhandlungen waren die Länder der französischen Besatzungszone be 
sonders stark entvölkert gewesen. Das Saarland bildete jedoch im Ausmaß dieser Fluchtbewegung 
einen Sonderfall, der sich auch in den Entnazifizierungsstatistiken widerspiegelt.
	        
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