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part de la Commission d'Administration du Territoire de la Sarre que de celle de
certaines personnalites religieuses et des partis politiques 89
Wehr forderte von Grandval die Rücknahme der Ausweisungsbefehle und die Über
prüfung der Einzelfälle in einem geordneten Verfahren. Auf diesem Ausweisungsbe
fehl (liegt) nicht Gottes Segen und Wohlgefallen ermahnte er Grandval und betonte:
Die Evangelische Kirche ist aufs tiefste erschüttert durch die herzzerreißende leibli
che und seelische Not der großen Zahl der Ausgewiesenen 90 . Auch der Bischof von
Speyer, Wendel, und die katholische Kirche Trier setzten sich für die Betroffenen
ein 91 . Die Verwaltungskommission beschloß wegen der vielen offensichtlichen Fehl
urteile bei Grandval vorzusprechen. Sie bat ihn um eine Überprüfung der Befehle
durch eine saarländisch-französische Kommission 92 . Die politischen Parteien rea
gierten einmütig: In einer gemeinsamen Resolution forderten Johannes Hoffmann
(CVP), Richard Kim (SPS), Gustav Bruch (DP) und Fritz Nickolay (KP) Grandval
auf, im Interesse der Befriedung und eines aufrichtigen Zusammenarbeitens die an
gekündigten Maßnahmen zurückzunehmen. Diese würden nicht nur eine außeror
dentliche Härte für die Betroffenen darstellen, sondern auch die Entwicklung der
demokratischen Kultur gefährden 93 . Nur das MRS lehnte jede Kritik an den für not
wendig erachteten Ausweisungen ab: Aus diesem Grunde mischten wir uns weder bei
der Aufstellung der Listen in die Zuständigkeit der allein verantwortlichen Militärre
gierung ein, noch beteiligten wir uns an den uns unverständlichen Interventionen der
politischen Parteien 94 .
Saarländischen Kritikern gegenüber warb Grandval um Verständnis. Gerade weil der
französischen Militärregierung nichts mehr am Herzen liege als die saarländische
Demokratie, sei diese letzte größere Ausweisungsmaßnahme notwendig geworden.
Sie richte sich nur gegen diejenigen, die sich für demokratisches Gedankengut unzu
gänglich gezeigt hätten: ... que mon gouvemement a estime indispensable de proce-
der ä une seule et unique assez vaste Operation qui a pour but de rejeter de la com-
munaute sarroise des elements qui en raison de leur attitude passee apparaissent
89 GMSA/C AB/POL 510: Grandval an Laffon, 23.6.1947; AOFAA CC POL III K 3 p.44.
90 Kirchenrat Wehr an Grandval, 9.6.1947; AEKSB 08-5/3-2.
91 CCFA/DGAA/INT/5. Sect. 6678: Koenig an das CGAAA, 26.6.1947: Bericht über den Besuch des Bi
schofs von Speyer im Saarland; MAE Z EU/Sarre 1944—49 d.31/205; "Saarländische Volkszeitung"
Nr. 26/47 (28.6.1947), S. lf.
92 Im - auf der nächsten Sitzung abgeänderten - Entwurf des Schreibens hatte die Verwaltungskommis
sion noch Verständnis für die Maßnahmen der Militärregierung geäußert: Wenn wir auch durchaus der
Ansicht sind, daß Ausweisungen notwendig werden können und besonders die Ausweisung der Ele
mente notwendig ist, die in der Hitlerzeit die Bevölkerung terrorisiert haben; VK/Generalsekretär Ku
chenbecker an Grandval, 10.6. (Entwurf) u. 11.6.1947; 94. u. 95. VK-Sitzung, 10./11.6.1947; LA SB
VK 211 u. 212.
93 Hoffmann, Kim, Bruch und Nickolay an Grandval, 7.6.1947; MAE NANTES Cab.Pol. 81/59. Ande
rerseits gab es auch Beschwerden darüber, daß sich einzelne bekannte NS-Aktivisten nicht unter den
Betroffenen befanden. Direktor Danzebrink nannte auf der Sitzung der Verwaltungskommission die
Namen von zwei Personen, gegen deren Verbleib sich die Kritik gerichtet habe; 97. VK-Sitzung,
17.6.1947; LA SB VK 212; Note, 6.6.1947 (Anm. 87).
94 Heute und morgen. Fragen der Taktik des MRS, in: "Die Neue Saar" Nr. 25 (20.6.1947), S. lf.; Sozial
demokratie und MRS von Walter Sender, in: ebd. Nr. 27 (3.7.1947), S. 1.