Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

schiedlich genutzt. Vor allem in Hessen- 
Pfalz konnte die deutsche Verwaltung 
die Entnazifizierung in ihrem Sinne ge 
stalten. 
Die französische Entnazifizierungspo 
litik der Jahre 1945 bis 1947 stellte eine 
Alternative zur amerikanischen Politik 
dar, da sie realistischer an das Problem 
der politischen Vergangenheitsbewälti 
gung heranging und sich eines morali 
schen Rigorismus weitgehend enthielt. 
Die Militärregierung in Baden-Baden 
lehnte das Kollektivschuld-Denken ab 
und ging von der Existenz eines ande 
ren, antifaschistischen Deutschlands 
aus. Seit Herbst 1945 lag die Durchfüh 
rung der Entnazifizierung in deutschen 
Händen; die Militärregierung kontrol 
lierte lediglich die Einhaltung der Be 
stimmungen. In einem zweistufigen 
Verfahren wurde versucht, die individu 
elle politische Schuld der Betroffenen 
festzustellen. Den Fragebogen mußten 
nur die Beschäftigten des öffentlichen 
Dienstes und die Inhaber verantwortli 
cher Posten im öffentlichen Leben und 
in der Privatwirtschaft ausfüllen. NS- 
Aktivisten und andere “gefährliche” 
Personen wurden interniert. Dennoch 
konnte die französische Entnazifizie 
rungspolitik nicht verhindern, daß die 
Säuberungsmaßnahmen zunehmend 
unpopulär wurden. Seit der Einrichtung 
des Spruchkammersystems entstanden 
auch in der französischen Besatzungs 
zone “Mitläuferfabriken”. Die perso 
nelle “Renazifizierung” revidierte zwar 
die meisten Säuberungsmaßnahmen der 
ersten Nachkriegsjahre. Von einem völ 
ligen Scheitern der Entnazifizierung 
kann aber nicht gesprochen werden, da 
die französische Militärregierung ihr 
wichtigstes Ziel erreicht hatte: die 
Schaffung eines demokratischen und 
friedfertigen Deutschlands. 
Dr. phil. Rainer Möhler, Jg. 1961, wis 
senschaftlicher Mitarbeiter im Fachbe 
reich Rechtswissenschaft der Universi 
tät des Saarlandes, Saarbrücken.
	        
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