Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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Damit war der Anlaß für den offenen Ausbruch des schon längere Zeit schwelenden 
Konfliktes zwischen Grandval und Laffon gegeben, der erst durch die Vermittlung 
Koenigs und des Quai d’Orsay geschlichtet werden konnte. Nach Grandvals Meinung 
war dies nicht mehr zu vermeiden gewesen: Je m'excuse de venir ä nouveau vous im- 
portuner avec cette "bagarre", mais il y a reellement des gens avec qui une collabo- 
ration qui devrait etre amicale et confiante devient ä ce point pesante qu'il est pre- 
ferable de crever l'abcesIn einem vierseitigen Antwortschreiben übte Grandval 
herbe Kritik an Laffons Politik, die nicht nur die Frage der Ausweisungen betraf 60 61 . 
Empört wehrte er sich gegen die Behauptung Laffons, er habe die Ergebnisse der 
Entnazifizierung im Saarland gefährdet. Von Anfang an sei ihm bewußt gewesen, 
daß die Entnazifizierung durch umfassende Deprussianisations-Ma&ndhmtn vollen 
det werden müsse. Die erste größere Ausweisungsaktion vom 2. Juli 1946 sei auf 
seine eigene Initiative hin durchgeführt worden. Danach sei er aber zu der Überzeu 
gung gekommen, daß derartige Maßnahmen dem demokratischen Aufbau hinderlich 
seien: ... qu'il etait malaise dans une province de petite etendue et oü la population 
est extremement dense de proceder ä des expulsions tout en continuant de forger une 
opinion et de creer un climat favorable ä la poursuite democratique de la politique 
que j'ai la Charge de mener 62 . Deshalb habe er beschlossen, daß nur noch eine ein 
zige groß angelegte Aktion durchgeführt werden dürfe (une vaste Operation chirur- 
gicale portant en une seule et unique fois sur des milliers d'individus). Seit Septem 
ber hätten seine Abteilungen mit den Planungsarbeiten begonnen und Listen derjeni 
gen Personen (des nazis et des pangermanistes notoires) aufgestellt, deren Auswei 
sung Vorbedingung für eine positive Entwicklung des Saarlandes nach dem Wirt 
schaftsanschluß sei. Die zeitliche Festlegung der Aktion auf Anfang Februar 1947 
begründete Grandval mit dem Näherrücken des Wirtschaftsanschlusses und dem 
Stand der Arbeiten für das Saarstatut. Er sah keinerlei Schwierigkeiten für Koenig, 
im Alliierten Kontrollrat eine Umsiedlung von 15.000 Personen innerhalb der eige 
nen Besatzungszone im Rahmen der Entnazifizierung zu rechtfertigen 63 . 
Laffon beschwerte sich daraufhin bei Koenig und forderte eine Entschuldigung 
Grandvals 64 . Obwohl dieser keinen Grund für eine Entschuldigung sah, unterwarf er 
sich dem Urteilsspruch Koenigs 65 . Koenig bemängelte vor allem den Ton des Schrei 
bens von Grandval und sprach ihm am 4. Februar einen Tadel aus 66 . Während er die 
60 GMSA: Grandval an Koenig ("Personnelle"), 11.1.1947; AP GG d.7-U. 
61 Koenig gegenüber räumte Grandval einen etwas zu scharfen Ton des Antwortschreibens ein, d'une fa- 
gon que vous trouverez peut-etre un peu trop energique "les points sur les i"; ebd. 
62 GMSA: Grandval an Laffon, 11.1.1947; AP GG d.7-U. 
63 Ebd. 
64 Dieses Schreiben wird inhaltlich erwähnt in dem Schreiben Grandvals an Koenig, 21.1.1947; AP GG 
d.7-U. 
65 Je l'accueillerai avec tristesse mais avec l'esprit de discipline que mes chefs ont toujours trouve en moi; 
ebd. 
66 Laffon hatte sich vor allem an den letzten Passagen des Schreibens vom 11. Januar 1947 gestört; das 
betreffende Schreiben endete mit den Worten: Je ne puis ... qu'accueillir avec mepris, une note dont le 
manque de fondement n'a d'egal que le caractere mensonger, Grand val, 11.1.1947 (Anm. 62); 
CCFA/C/CC/SPA 594: Koenig an Grandval ("Personnel & tres confidentiel"), 4.2.1947; AP GG d.7-U.
	        
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