Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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net. Belastungszeugen würden während der Verhandlung ihre früheren Aussagen wi 
derrufen; einige Entlastungszeugen würden ausreichen, um aus einem "alten Kämp 
fer" einen Mitläufer werden zu lassen. Laffon forderte die Ländergouvemeure auf, 
ihre Kontrollrechte effektiver wahrzunehmen: Quelques exemples rapides et bien 
choisis devraient ramener la population ä une conscience plus exacte de ses devoirs 
civiques. Die Militärregierungen sollten gegen zu milde Spruchkammerurteile Ein 
spruch einlegen. Dieses Recht besäßen sie auch bei Urteilen der Berufungsinstanz: 
Le droit de l'Etat correlatif ä son devoir de justice ne peut etre mis en echec par 
l'exercice du droit des particuliers. Sollte sich keine umgehende Verbesserung ein 
stellen, müßten die Länderregierungen auf die Folgen dieser Politik (veritable Sabo 
tage de l'Epuration) aufmerksam gemacht werden: Die Militärregierung müsse dann 
den Demokratisierungsprozeß verzögern und den Erlaß der geplanten Mitläu 
feramnestie verschieben 13 . 
1.3. Der Stand der Demokratisierung im Sommer 1947 
General Koenig plädierte auf der Konferenz am 13. Januar 1947 im Quai d'Orsay da 
für, den neuen deutschen Länderregierungen präzise abgefaßte Vollmachten zu über 
geben. Die nach den Landtagswahlen eingeleitete Entwicklung müsse fortgeführt 
und schriftlich fixiert werden: II faut maintenant determiner exactement les pouvoirs 
qui seront rendus aux Allemands et ceux que l Administration frangaise doit se re- 
server. 11 s'agit, avant tout, ... de former les Allemands a la pratique du pouvoir et 
d'en faire des gouvernants efficaces l4 . Gouverneur Hettier de Boislambert betonte, 
daß das Zugeständnis erweiterter Befugnisse an die deutschen Regierungen auch eine 
weitere Dezentralisierung der Militärregierungsstrukturen erforderlich mache. Der 
Grundsatz der französischen Besatzungspolitik, den deutschen Verwaltungsaufbau 
mit demjenigen der französischen Kontrollorgane abzustimmen, müsse auch jetzt be 
folgt werden: II faut accorder le plus de pouvoirs possible aux Länder. Auch das Er 
ziehungswesen dürfe davon nicht ausgenommen werden. Laffon wollte dagegen den 
Ländergouvemeuren auf keinen Fall mehr Macht zugestehen als den von ihnen kon 
trollierten deutschen Regierungen. Die beratenden deutschen Zonenausschüsse für 
Post, Bahn, Wirtschaft und Finanzen müßten bestehen bleiben: L'action directe du 
Gouvernement Militaire restera donc inevitable dans ce domaine. Zusammen mit 
dem Commissaire General, Lapie, befürwortete er den Verbleib der Kontrolle über 
das Erziehungswesen in Baden-Baden 15 . 
Am 21. Januar 1947 beauftragte Lapie Koenig mit der Planung der Übergabe erwei 
terter Befugnisse an die deutschen Regierungen und der gleichzeitigen Neuverteilung 
der Kompetenzen zwischen Baden-Baden und den Ländergouvemeuren. Dies sollte 
im Rahmen der französischen Pläne für die Schaffung eines föderalistischen deut 
schen Bundesstaates erfolgen. Lapie bekräftigte seine Haltung bezüglich der Kon 
13 CCFA/CAB/C 11385: Laffon, 10.11.1947; AOFAA DG AP c.3306 p.l 15. 
14 Sitzungsbericht der Konferenz im Quai d’Orsay unter Vorsitz von Roger Seydoux, 13.1.1947; AOFAA 
CC POL I B 2 p.l 1 u. BROMMER, S. 342-347, hier S. 345. 
15 Ebd.
	        
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