Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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dem auch danach, was bisher an Aufbauarbeit geleistet worden sei 15 . Diese klare 
Unterscheidung zwischen nominellen Pgs und NS-Aktivisten führte dazu, daß die KP 
intensiv unter den Mitläufern für sich warb und dabei - nach Informationen der Sü- 
rete - auch ehemalige Internierte ansprach 16 . Andererseits kritisierte sie scharf die 
ausgebliebene Entnazifizierung von NS-Aktivisten in Verwaltung und Wirtschaft 17 . 
Die vorbereitenden Arbeiten zur RAO wurden von der KP begrüßt. Sie sah damit 
einen langersehnten Wunsch in Erfüllung gehen. Die wahren Schuldigen: Kriegsge 
winnler, Wehrwirtschaftsführer und Denunzianten sollten endlich zur Rechenschaft 
gezogen, alle Mitläufer dagegen künftig milder beurteilt werden 18 . Die KP forderte 
für das neue Verfahren: 
- öffentliche Verhandlungen und vorzeitige Bekanntgabe der Verhandlungstermine; 
- Recht auf Verteidigung - bei sozial Schwachen durch einen Pflichtverteidiger; 
- Einspruchsrecht für jeden Betroffenen; 
- Aufbau der Spruchkammern nach dem Vorbild der Schöffengerichte und 
- sofortige Entnazifizierung der Internierten, damit zu Unrecht inhaftierte Personen 
möglichst bald freigelassen werden könnten 19 . 
Das MRS 
Das Mouvement pour le Rattachement de la Sarre (MRS) stand satzungsgemäß über 
den einzelnen Parteien. Als politische Sammelbewegung propagierte es den wirt 
schaftlichen und politischen Anschluß des Saarlandes an Frankreich. Zur Frage der 
"Entpreußung" vertrat das MRS eine von den politischen Parteien deutlich abwei 
chende Meinung 20 . Der Nationalsozialismus wurde als extreme Ausprägung des 
preußischen Nationalismus und Imperialismus betrachtet; seit 1935 sei das Saarland 
von den Vertretern dieser Richtung "überflutet" worden. Die Säuberung von Ele 
menten, deren brutale und gierige Konzeption vom Zusammenleben der Menschen 
Staat und Gesellschaft an den Rand des Abgrundes gebracht hatten, wurde als Vor 
bedingung für den Neuaufbau gesehen. Gegen die Masse der Kleinen, der Bedrück 
ten, der Ängstlichen und Sorgebeladenen, deren oft bescheidene soziale Stellung sie 
15 Kleiner Pg - was nun?', "Neue Zeit" (NZ) Nr. 14/46 (10.9.1946), S. 2. 
16 Ces Exnazis et les communistes ont trouve un terrain d'entente, parce que le KP combat notre politique 
et se declare partisan de l'Unite allemande', GMSA/Süret6 St. Ingbert: "Rapport mensuel aoüt 1946"; 
AOFAA DGAP c.1675 p.71. 
17 Kleine Pgs: hier die Großen; NZ Nr. 17/46 (19.9.1946), S. 1. Resolution des 16. Bezirksparteitages der 
KP Saar-Nahe, 17./18.5.1947; LA SB VK 211. 
18 Der KP-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Karl Hoppe, sah im Spätjahr 1947 nur 100 wirklich verant 
wortliche und schuldige Nationalsozialisten im Saarland; das Interview mit Hoppe führte die 
"Saarbrücker Zeitung"; SZ Nr. 115/47 (30.9.1947), S. 1. Ähnliche Forderungen erhob die KP anläßlich 
eines Gespräches mit Staatskommissar Manderscheid. Die Mitläuferamnestien in der sowjetischen Be 
satzungszone wurden von der KP als ein Lichtblick auch für die vielen von der Entnazifizierung betrof 
fenen saarländischen Familien gewürdigt; NZ Nr. 41/47 (10.9.1947), S. 1. 
19 NZ Nr. 10/47 (6.3.1947), S. 1. Resolution des Parteikongresses, Februar 1947; MAE NANTES 
Cab.Pol. 70/17. Diese Forderungen wiederholte die KP in ihrem Landtagswahlprogramm im Herbst 
1947; NZ Nr. 44/46 (20.9.1947), S. 1. 
20 Zum MRS: Schmidt, Bd. 2, S. 76ff.; siehe auch das Kapitel A.3.
	        
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