Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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- die Überprüfung aller bisherigen Epurationsbescheide durch unabhängige Spruch 
kammern; 
- das Recht auf Verteidigung und eine Einspruchsmöglichkeit für die Betroffenen 
und 
- die vorläufige Unterhaltszahlung für vom Amt suspendierte Beamte 4 . 
Der Erlaß der Rechtsanordnung zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Milita 
rismus (RAO) im April 1947 wurde von der CVP als Erfüllung der meisten ihrer 
Forderungen begrüßt: Damit ist eine Lücke in dem bisherigen Epurations-Recht ge 
schlossen, und es sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß die Ungewißheit, 
die manche von den Epurationsmaßnahmen bedrohte oder bereits betroffene Person 
noch bedrückte, endgültig beseitigt wird 5 . Die CVP sprach die Hoffnung aus, daß 
die neuen Mitglieder der Organe sorgfältig ausgewählt werden und mit dem nötigen 
Verantwortungsgefühl an die Arbeit gehen würden. Falls dies geschehe, 
dann sind wir überzeugt, daß unser altes Prinzip, das sich weiteste Bevölke 
rungskreise zu eigen gemacht haben, endlich Anwendung finden wird, nämlich, 
daß die wahrhaft Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden, und daß alle 
die kleinen Parteimitglieder von den Härten verschont bleiben, von denen sie 
vielfach nach dem heutigen Verfahren, bei dem nur nach Aktenlage und 
manchmal auch nach Ressentiments geurteilt wurde, getroffen wurden 6 . 
Die SPS 
Der Sozialdemokrat Peter Zimmer sprach auf der Kundgebung am 27. Oktober 1945 
nur sehr kurz über das NS-Regime, das als Folge der politischen Unreife des deut 
schen Volkes an die Macht gekommen sei 7 . Der Generalsekretär der SPS, Ernst Roth, 
legte in einem Zeitungsartikel zu den Gemeindewahlen im September 1946 das Ver 
hältnis von Sozialdemokratie und Entnazifizierung dar: Er sah die politische Säube 
rung als eine der wichtigsten Voraussetzungen für den notwendigen geistigen und 
politischen Strukturwandel an. Mehr noch als personelle Maßnahmen sei aber der in 
nere geistige Reinigungsprozeß jedes Einzelnen erforderlich. Die SPS strebe die 
Trennung von anständigen und unanständigen Personen durch ein verbessertes Ent 
nazifizierungsverfahren an: Die Spitzbuben, mit oder ohne Parteibuch, die sich in der 
Vergangenheit an ihrem Volke versündigt haben, ins Gefängnis und die anständigen 
Leute zurück in die Gemeinschaft derjenigen, die positiv am Neubau ... teilnehmen 
wollen. Das Saarland könne sich nicht den Luxus leisten, weite Kreise des Volkes 
von jeder Mitarbeit am Wiederaufbau auszuschließen 8 . Andererseits kritisierte die 
4 Die CVP forderte alle Betroffenen auf, Berufungsanträge bei ihr einzureichen; CVP und Entnazifizie 
rung, SVZ Nr. 15/46 (14.9.1946), S. 4; SVZ Nr. 20/46 (12.10.1946), S. 2: Sitzung des erweiterten Vor 
standes der CVP in Saarbrücken, 7.10.1946. 
5 Spruchkammern, Aufsatz eines CVP-Mitglieds, o.D. (April/Mai 1947); LA SB VK 205. 
6 Ebd. 
7 Kundgebung, 27.10.1945 (Anm. 2). Zur SPS: Kunkel, Emst: Dokumente und Erinnerungen zur Ge 
schichte der SPS 1935-1956. Dudweiler 1980. 
8 Sozialdemokratie und Entnazifizierung, Artikel von Emst Roth; "Volksstimme" Nr. 14/46 (11.9.1946), 
S. 1.
	        
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