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fallen war. Meurers äußerte die Hoffnung, daß auch die Militärregierung diesem Er
gebnis zustimmen werde".
Die evangelische Kirche - Saarbrücken
Am 19. Oktober 1945 besuchten die Mitglieder der Kirchenleitung der evangelischen
Kirche der Rheinprovinz, Pfarrer Joachim Beckmann und Konsistorialrat Helmut
Rößler, das Saarland. Sie stellten Grandval den zuvor zum Bevollmächtigten der
Kirchenleitung für das Saarland ernannten Kirchenrat Otto Wehr aus Saarbrücken
vor. Grandval begrüßte die Ernennung Wehrs, afin de realiser une sorte d'autonomie
de l'Eglise protestante de la Sarre, wie er in einem Schreiben an Laffon erklärte.
Wehr sei aktives Mitglied der Bekennenden Kirche und als "Niemöller der Saar" be
kannt * 100 . Auch die Militärregierung in Baden-Baden betonte gegenüber Paris den po
sitiven Effekt dieser Maßnahme auf die französische Saarpolitik 101 .
Erste Suspendierungen waren bereits Ende 1945 durch die Kirchenleitung in Düssel
dorf vorgenommen worden. Der bisherige Superintendent Wilhelm Reichard und
Pfarrer Eugen Roy waren von ihren Amtsgeschäften entbunden worden 102 . Zwei
weitere Pfarrer wurden in den Ruhestand und ein Pfarrer in den Wartestand versetzt;
gegen die betreffenden Personen wurde ein Verfahren vor der innerkirchlichen
Spruchkammer eingeleitet 103 104 . Die Militärregierung in Saarbrücken forderte ihrerseits
die sofortige Suspendierung des Pfarrers Albert Blanke von St. Johann in Saarbrüc
ken, en raison de ses sentiments nazis ,04 . Wehr erreichte, daß Blanke die Möglich
keit zur Rechtfertigung gegeben wurde - die Militärregierung änderte ihren Ent
schluß jedoch nicht. Blanke wurde im Mai 1946 von der Kirchenleitung zuerst nach
Düsseldorf und dann nach Duisburg versetzt 105 .
Der Überprüfungsausschuß für die evangelischen Pfarrer trat im Frühjahr 1946 unter
dem Vorsitz Wehrs zusammen. Zu kirchlichen Vertretern waren die Pfarrer Maus,
" Das endgültige Ergebnis der Entnazifizierung konnte nicht festgestellt werden. Die Dechantenberichte
wiesen jedoch keine schweren politischen Belastungen auf; BSTA TR 86/68; BO Trier: Meurers an
Traut, 19.12.1946; BSTA TR 86/68/146.
100 Ev. Kirche Rheinprovinz: Beckmann an Wehr, 19.10.1945; GMSA/DAA/CAB 503: Grandval an Laf
fon, 20.10.1945: Bericht über den Besuch der Vertreter der Kirchenleitung; AEKRH 12-19-1 u. AO-
FAA CC POL I H 8 c p.23. Auf Wunsch Grandvals bestätigte ihm die Kirchenleitung die Ernennung
am 10. November 1945 schriftlich; AOFAA LAFFON c.19 DGAA/INT 1945. Zum späteren Konflikt
Wehrs mit der Saarbrücker Militärregierung: Thierfelder, Die Kirchenpolitik, S. 234ff.
101 Cette premiere realisation dans le domaine religieux pourra etre utilement exploitee dans tes demar-
ches entreprises actuellement en vue de la creation d'un vicariat apostolique catholique ä Sarrebruck\
CCFA/DGAA/INT/5.Sect. 888: Koenig an das CGAAA, 22.12.1945; AOFAA LAFFON c.10
DGAA/INT 1945. Siehe auch: Conseiller Politique Tarbe de Saint-Hardouin an Außenminister Bidault,
29.12.1945; MAEZEU/Sarre 1944-49d.31/34f.
102 ABl-Ev. Kirche Rheinprovinz Nr. 2/46 (28.3.1946); Beckmann an Reichard, 19.10.1945; AEKRH Bf
12-19-1.
103 Beckmann an Neureuter, 27.5.1946; LA SB RP 70/53f.
104 GMSA: "Rapport mensuel novembre 1945"; Wehr an Sachsse, 23.11.1945; AOFAA CC POL III K 2
u. AEKRH Bf 10.
105 Wehr an Grandval, 21.11.1945; GMSA/DAA/IC 5873: Kuntz an Wehr, 9.2.1946; Rößler an Wehr u.
Grandval, 2.2.1948; AEKSB 08-5/1.