Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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"opportunistische Gleichgültigkeit" die amerikanischen Bestimmungen nur zum Teil 
übernommen, um den Schein gegenüber Parlament und Öffentlichkeit zu wahren: 
Die Entnazifizierung war ein Instrument französischer Besatzungspolitik. Sie sei 
zwei Hauptzielen untergeordnet gewesen: dem auf Kosten Deutschlands zu erfolgen 
den Wiederaufbau Frankreichs und der Sicherung gegen eine erneute Bedrohung 
durch ein Deutsches Reich 10 . 
Obwohl das Thema "Entnazifizierung" auch heute noch in den Ländern der ehemali 
gen französischen Besatzungszone stark emotionalisiert ist, war es bisher kaum Ge 
genstand wissenschaftlicher oder publizistischer Abhandlungen 30 31 . Erst 1981 wurde 
von Klaus-Dietmar Henke die erste, allerdings allein auf deutschem Aktenmaterial 
aufbauende Arbeit zur Entnazifizierung in der französischen Zone veröffentlicht. 
Gegenstand war die politische Säuberung in Württemberg-Hohenzollem 32 . Volker 
Rödel beschrieb in einem Aufsatz die Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz mit 
Schwerpunkt auf dem Bereich des Oberregierungspräsidiums Hessen-Pfalz in Neu 
stadt. Ulrich Springorum hatte zuvor in seiner Verwaltungsgeschichte auch die ver 
schiedenen Institutionen der Entnazifizierung erwähnt, ohne jedoch näher auf sie 
einzugehen 33 . Noch unbefriedigender ist die das Saarland betreffende Forschungssi 
tuation. Bisher ging nur Heinrich Küppers in seiner Geschichte der Bildungspolitik 
näher auf die Entnazifizierung, soweit sie das Erziehungswesen betraf, ein 34 . 
Ende 1991 erschien die Freiburger Dissertation von Reinhard Grohnert zur Entnazi 
fizierung im Land Baden; sie wurde zum Teil in die vorliegende Druckfassung ein 
gearbeitet. Vor allem für die Zeitspanne zwischen dem Ende der Kampfhandlungen 
bis zum August 1945 stellt seine Arbeit eine wertvolle Ergänzung zur vorliegenden 
Untersuchung dar. Auch er kommt zu einer deutlichen Revision der bisherigen Ein 
schätzung der französischen Entnazifizierungspolitik, wie sie vor allem Klaus-Diet 
mar Henke und Justus Fürstenau formuliert hatten 35 . 
Henke und Fürstenau hatten ein besonderes französisches Interesse an der Entnazifi 
zierung verneint. Diese habe höchstens als Hilfsmittel für das Erreichen wichtigerer 
30 Eschenburg, Jahre der Besatzung, S. 118. 
31 Dies gilt auch für die Frage der Ausweisungen aus dem Saarland. Hierzu: die Erinnerungen des be 
kanntesten Vorkämpfers für die prodeutsche Lösung Heinrich Schneider: Das Wunder an der Saar. Ein 
Erfolg politischer Gemeinsamkeit. Stuttgart 1974, S. 52ff.; Beckmann, Herbert (Pseudonym Franz Ruf- 
Fing): Wahlmanöver an der Saar. Köln 1952, S. 118ff., u. Schmidt, Robert: Saarpolitik 1945-1957. 3 
Bde. Berlin 1959-62, hier Bd. 2, S. 1 lOff. 
32 Henke, Klaus-Dietmar: Politische Säuberung unter französischer Besatzung. Stuttgart 1981. 
33 Rödel, Volker: Die Entnazifizierung im Nordteil der französischen Zone, in: Rheinland-Pfalz entsteht, 
S. 261-282; Springorum, S. 90ff., 128ff. u. 168ff. 
34 Küppers, Bildungspolitik. Landesarchivdirektor Prof. Dr. Herrmann stellte mir dankenswerterweise 
sein unveröffentlichtes Manuskript: Die Durchführung der Epuration, zur Verfügung. 
35 Grohnert, Reinhard: Die Entnazifizierung in Baden 1945-1949. Konzeptionen und Praxis der 
"Epuration" am Beispiel eines Landes der französischen Besatzungszone. Stuttgart 1991. Überschnei 
dungen mit der vorliegenden Arbeit ergeben sich im Bereich der zentralen Planung der Entnazifizie 
rungspolitik in Baden-Baden. Die Geschlossenheit seiner Arbeit leidet darunter, daß er sich - trotz ei 
nes dezidiert regionalgeschichtlichen Ansatzes (S. 2) - nicht auf das Land Baden beschränkt, sondern 
auf der Grundlage einer sehr schmalen Quellenbasis versucht, Aussagen auch für die anderen Länder 
der französischen Besatzungszone zu machen.
	        
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