Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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d'Epuration statueront ä nouveau et fonctionneront comme Commission de revision 
des que l'epuration des fonctionnaires en place sera terminee 89 
Allgemeine Unzufriedenheit im Herbst 1946 
Die ersten rechtskräftigen Entnazifizierungsbescheide lösten zahlreiche Proteste aus: 
Die Sanktionen wurden durchweg als zu hart empfunden. Der Landrat von Altenkir 
chen meldete am 1. Oktober 1946 eine zunehmende Beunruhigung in der Beamten 
schaft 90 ; die politischen Parteien im Kreis Prüm protestierten gegen Entscheidungen 
der Bereinigungskommission Trier 91 . Es wurde immer schwieriger, Personen für die 
Mitarbeit bei den Organen zu gewinnen. Aus Birkenfeld meldete der Landrat: Man 
cher scheut sich, der Öffentlichkeit gegenüber diese Verantwortung zu überneh 
men 92 . Die Militärregierung reagierte verärgert angesichts des langsamen Voran- 
schreitens bei der Entnazifizierung; am 4. Dezember wurden die Vorsitzenden der 
Organe und der Dreierausschuß zu einer Besprechung geladen 93 . Roynette veranlaßte 
die Bildung weiterer Bereinigungskommissionen 94 . Die Entnazifizierung kam trotz 
dem nicht voran. Die Bescheide wurden wochenlang in den Ministerien zurückge 
halten, und überall fehlten selbst im Winter 1946/47 noch die einfachsten materiellen 
Voraussetzungen 95 ; so stand zum Beispiel dem Dreierausschuß nur eine Schreibma 
schine zur Verfügung 96 . Je näher das Inkrafttreten des rheinland-pfälzischen Entnazi 
fizierungsgesetzes, der LVO, rückte, desto weniger Verfahren wurden durchgeführt. 
Die Organe wollten den Entscheidungen der Spruchkammern nicht vorgreifen. Das 
Drängen der Militärregierung und des Dreierausschusses blieben erfolglos 97 . 
89 GMRP/EPU 1323: Roynette an den Kreisdelegierten in Prüm, 14.10.1946; AOFAA RP c.901 p.3. 
90 Landrat von Altenkirchen an das Regierungspräsidium, 1.10.1946; GMRP: "Rapport mensuel novem- 
bre 1946"; LHA KO 441/45360/53-58 u. AOFAA DGAP c.233 p.56. 
91 Der CDP-Kreisverband Prüm weigerte sich im Untersuchungsausschuß weiterzuarbeiten, solange nicht 
die Ergebnisse der Kommunalwahlen bei der Sitzverteilung berücksichtigt worden waren. Roynette 
reagierte schroff: Die Zusammensetzung der Organe sei aufgrund französischer Direktiven erfolgt, die 
nicht kritisiert werden dürften. Beim Fernbleiben der CDP-Vertreter sollten deren Sitze von Vertretern 
anderer Parteien besetzt werden; CDP an den Landrat, 21.11.1946; GMRP/EPU 2751: Roynette an den 
Kreisdelegierten, 4,12.1946; AOFAA RP c.901 p.3. 
92 Landrat von Birkenfeld an das Regierungspräsidium, 13.1.1947; LHA KO 441/45361/35-43. 
93 Hierzu: GMRP: "Rapport mensuel dfcembre 1946"; Vermerk des Landrates von St. Goarshausen, 
з. 12.1946; AOFAA DGAP c.233 p.56 u. LHA KO 502/861. 
94 Becker an Roynette, 12.2.1947; GMRP/CAB 4719: De Vassoigne an Becker, 14.2.1947; AOFAA RP 
c.920 p.24 d.229 u. c.901 p.7. 
95 Sitzungen der Bereinigungskommissionen fielen aus, weil kein geeigneter Raum zur Verfügung stand. 
Becker forderte: Notwendig ist dreimal in der Woche ein geheizter Raum mit einem Tisch und sechs 
Stühlen', Becker an das Regierungspräsidium in Koblenz, 21.2.1947; LHA KO 441/45563/123. Zur 
Kritik der Militärregierung: GMRP/EPU 294: Roynette an die Kreisdelegierten, 23.1.1947; 
GMRP/EPU 2230: Hettier de Boislambert an Boden, 25.3.1947; AOFAA RP c,920 p.24 d.229, c.l 104 
и. BROMMER, S. 405f. 
96 Junglas an Boden, 9.12.1946; AOFAA RP c.920 p.24 d.229. 
97 Becker, 12.2.1947 (Anm. 96). Siehe auch den Bericht Thebys an die Militärregierung, Mitte April 
1947; AOFAA RP c.920 p.24 d.229.
	        
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