Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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6. Entnazifizierung in Rheinland-Hessen-Nassau 
6.1. Der Service Epuration 
Ende Januar 1946 ernannte Gouverneur Hettier de Boislambert seinen Offizier Le 
Carbont zum Beauftragten für Entnazifizierungsfragen 1 . Zwei Wochen später wurde 
er bereits durch Elie de Vassoigne abgelöst und der neu eingerichtete Service Epura 
tion direkt dem Secretariat General unterstellt 2 . De Vassoigne hatte vor dem Krieg 
als Ingenieur bei den französischen Autofirmen Citroen und Peugeot gearbeitet und 
war bis zum Direktor der belgischen Zweigniederlassung von Peugeot aufgestiegen. 
Mit Hettier de Boislambert verband ihn eine alte Freundschaft 3 . Aus deutscher 
Kriegsgefangenschaft war er erst nach Kriegsende entlassen worden. Am 
27. Dezember 1945 trat er den Dienst in der Delegation Superieure in Rheinland- 
Hessen-Nassau an. Im April 1946 wurde de Vassoigne zum Chef de Cabinet des 
Gouverneurs befördert. Auch in dieser Funktion bestimmte er weiterhin maßgebend 
die Entnazifizierungspolitik mit. Zu seinem Nachfolger im Service Epuration wurde 
der bisherige Sürete-Offizier Maurice Roy nette ernannt, der bis Ende 1949 den Ser 
vice Epuration leitete 4 . Nach dessen Auflösung wurde Roynette stellvertretender 
Leiter des Service Politique beim Commissariat pour le Land Rhenanie-Palatinat. 
Der Pädagoge und aktive Offizier war nach Freilassung aus deutscher Kriegsgefan 
genschaft bereits seit März 1945 als Chef de Service de la Police Generale au Con- 
tröle de la Sürete in Rheinland-Hessen-Nassau tätig gewesen. 
Der Service Epuration wurde dem Kabinett des Gouverneurs angegliedert und be 
schäftigte im Juli 1946 neben Roynette einen Büroleiter, eine Übersetzerin, drei 
Schreibkräfte und zwei Angestellte. Der Hauptteil der Arbeit bestand in dem Führen 
der Entnazifizierungskartei und dem Überprüfen der Sanktionsvorschläge anhand der 
Gutachten der Militärdienststellen und der Informationen der Sürete 5 . Statistiken 
wurden angefertigt und Sanktionen mit den Dienststellen der Militärregierung abge 
sprochen 6 . Auf die Ermahnungen Laffons hin wurde der Service Epuration allmäh 
lich personell besser ausgestattet: Er umfaßte in den Monaten November 1946 bis 
1 GMRH/SG 46: Hettier de Boislambert, 24.1.1946; AOFAA RP c.1089 p.30. 
2 GMRH/CAB 1198: Hettier de Boislambert, 16.2.1946; AOFAA RP c.1068 p.6. 
3 Hettier de Boislambert nennt ihn in seinen Memoiren mon vieil ami\ Hettier de Boislambert, Claude: 
Les fers de l'espoir. Paris 1978, S. 467. 
4 GMRH/EPU 5: Note de Service, 1.3.1946; GMRH: "Rapport mensuel fövrier 1946"; AOFAA DGAP 
c.233 p.56. De Vassoigne verwendete das Personensigel "EV", Roynette "MR". 
5 Für jeden Fall wurde eine Karte in der alphabetischen, in der Kreis- und in der Verwaltungskartei an 
gelegt. Der Entnazifizierungsbescheid mußte nach der Genehmigung durch den Gouverneur an das 
Oberpräsidium, die betreffende Abteilung der Militärregierung und den zuständigen Kreisdelegierten 
weitergereicht werden; GMRH/EPU 629: "Rapport du Service de l'Epuration pour la periode mai, juin 
& juillet 1946", 6.8.1946; AOFAA DGAP c.233 p.56. Diese Unterlagen konnten in den französischen 
Archiven nicht aufgefunden werden. 
6 Ebd.; Roynette mußte sich auch noch selber um den Heizvorrat für den Winter 1946/47 kümmern; 
Schreiben an den Service de Combustibles des Kreises Koblenz, 9.1.1947; AOFAA RP c.901 p.5.
	        
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