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gierung den Arbeitseinsatz für entlassene Nationalsozialisten an 40 . Bis März 1946
waren von 1.532 Entlassenen 1.274 dem Arbeitsamt gemeldet und 762 einer neuen
Arbeit zugeführt worden 41 . Bis Mitte Juni 1946 hatte sich die Zahl der Entlassenen
mehr als verdoppelt. Von den gemeldeten 2.357 Entlassenen war aber ein Drittel
noch nicht wieder beschäftigt. Der zuständige Arbeitsoffizier Thibault protestierte
bei Koch dagegen 42 .
Die Entlassung belasteter Nationalsozialisten verstärkte den ohnehin schon beste
henden Arbeitskräftemangel. Besonders beim Führungspersonal und beim techni
schen Personal drohte ein Stocken der Verwaltungsarbeit. Ein Mitarbeiter des Ober
regierungspräsidiums brachte das Problem auf den einfachen Nenner: "Man könne
zwar einen Schuhmacher ohne weiteres zum Staatssekretär machen, aber nicht um
gekehrt!" 43 . Die Interessen der technischen Dienststellen der Militärregierung und
des Service Epuration widersprachen sich von Anfang an: Erstere legten den
Schwerpunkt auf das Funktionieren "ihrer" Behörden, während der Service Epuration
versuchte, das politische Ziel der Entnazifizierung zu verwirklichen 44 . Eine Aus
nahme bildete die Behandlung des Landesemährungsamtes in Kaiserslautern. Das
Amt war bereits im Oktober 1945 von einer speziellen Untersuchungskommission
entnazifiziert worden. Mehrere politisch stark belastete Beamte wurden entgegen den
Richtlinien auf Wunsch der Militärregierung weiterbeschäftigt, da ohne sie die Nah
rungsmittelversorgung der Pfalz gefährdet worden wäre 45 . Der Normalfall war dies
aber nicht. Prinzipiell achtete der Service Epuration darauf, daß die Bestimmungen
40 Grundlage dafür war die Baden-Badener Direktive vom 8. Februar 1946. GMPA/AA/INT 901: Major
Imbault-Huart an Eichenlaub, 16.2.1946; LA SP H 13/743/365f.
41 512 Personen waren aus folgenden Gründen noch ohne neue Beschäftigung: arbeitsunfähig: 251,
kriegsversehrt: 8, in Haft: 4, in eine andere Zone abgewandert: 1, zu alt: 16, vorläufig weiterbeschäf
tigt: 11, Überprüfung noch nicht abgeschlossen: 221; GMPA/AA/INT 1863: Bouley an Laffon,
5.4.1946; AOFAA DGAP c.233 p.51.
42 ORP/Koch an Magniez, 24.6.1946. Siehe auch die Meldungen, 24.4. u. 23.5.1946; LA SP H
l3/732/72f„ 399f. u. 688. GMPA/EF/TRA 2551: Thibault an Koch, 17.10.1946; LA SP H 13/746/86.
Die letzten aufgefundenen Zahlen stammen von Mitte September 1946: Von insgesamt 9.893 durch
ZSK-Bescheid entlassenen Personen waren nur 4.023 dem Arbeitsamt gemeldet worden, von denen ein
Drittel noch ohne Arbeit war (unter diesen befanden sich 125 Internierte und 166 Personen mit vorläu
figer Weiterbeschäftigungsgenehmigung); ORP/Koch an Magniez, 24.6.1946; LA SP H 13/733/61.
43 Der Ausspruch ist in dem Schreiben enthalten: ORP/Abt. Finanzen: Bieroth an Brozen-Favereau,
1.7.1946; LA SP H 13/473/278-280. Der Oberbürgermeister von Kaiserslautem, Alex Müller, führte
Gespräche mit der örtlichen Militärregierung, um einen Aufschub der angeordneten Entlassungen zu
erreichen: Diese Maßnahmen würden unweigerlich zu einer Stillegung des gesamten Amtes fuhren;
Müller an den Kreisdelegierten, o.D. (Juli 1946); StA KL 1819. Zur Entnazifizierung in Kaisers lautem:
Müller, Wolfgang: Kaiserslautem 1945/46 - Beiträge zur Stadtgeschichte, in: Jahrbuch zur Geschichte
von Stadt und Landkreis Kaiserslautem 24/25 (1986/87), S. 237-264, hier S. 252f.
44 Auf der Präsidialdirektorenkonferenz am 26. April 1946 hatte Koch das Interesse der Militärregierung
an einem ungestörten Verlauf von Wirtschaft und Verwaltung betont und das Beispiel der BASF ange
führt. Der stenographische Bericht mußte aufgrund einer Intervention der Militärregierung wenige
Tage später korrigiert werden: Es sei keineswegs die Auffassung der Militärregierung, aus technischen
Gründen die politischen Entscheidungen der Entnazifizierungsorgane lahmzulegen oder aufzuschieben;
Präsidialdirektorenkonferenz, 26.4.1946 (Anm. 39), u. die Korrektur des Berichts, 15.5.1946; LA SP H
13/473/312-345.
45 Es handelte sich dabei um Pgs von 1933 und später; ORP/Koch an Magniez, 9.11.1945; LA SP H
13/73 l/777f.