Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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rückgestuft und gegen 20% Gehaltskürzungen ausgesprochen worden. Der Anteil der 
politisch unbelasteten Personen lag in der Haiberger Hütte bei 48%; 9% waren ent 
lassen worden. Die Sanktionsvorschläge des Säuberungsausschusses für die Dillinger 
Hütte sah die Beibehaltung ohne Sanktion von 79% der 236 untersuchten Personen 
vor; lediglich 4 Personen sollten entlassen werden 148 . 
Die Entnazifizierungsergebnisse riefen die Kritik der SPS und der KP hervor. Die 
SPS-Zeitung "Volksstimme" prangerte die milde Entnazifizierung des Industriellen 
Bernhard Seibert sowie das Ergebnis der Entnazifizierung in der Völklinger Hütte 
an. Sie sah wieder einmal den Spruch Laßt die Großen laufen und die Kleinen hän 
gen bestätigt 149 . Die KP kritisierte im Oktober 1947 die Behandlung des Industriellen 
Heinrich Kreitz 150 . Die Ergebnisse der Entnazifizierung lösten auch im Ausland Pro 
test aus: Der Auswärtige Ausschuß der Assemblee Nationale und der Internationale 
Gewerkschaftsbund interessierten sich für die Fälle der Industriellen Franz Haug 
(Eisenwerke Neunkirchen), Felix Vieler (Saarferngas), Alfred Lippmann (Ernst Hec- 
kel-Werke) und Bernhard Seibert (Seibert GmbH) 151 . 
Die Verwaltungskommission sorgte sich dagegen um die Auswirkungen der Epurati- 
onsbescheide auf die Privatwirtschaft. Direktor Danzebrink wies in einer Bespre 
chung mit dem Direktor der Wirtschaftsabteilung der Militärregierung, Oberst Pierre 
Bindschedler, darauf hin, daß die Epurationsmaßnahmen besonders gegenüber den 
kleinen und mittleren Angestellten und Arbeitern zu einer Gefährdung der Produk 
tion führen würden. Er bat daher um einen Sanktionsaufschub von drei Monaten für 
die betroffenen Personen. Bindschedler entgegnete, daß den Betrieben dies alles 
schon längst bekannt gewesen sei und sie ihre Personalpolitik darauf hätten einstellen 
müssen. Seitens der Verwaltungskommission wurde geltend gemacht, daß das Aus 
maß der Sanktionen von allen Beteiligten unterschätzt worden war; jetzt jedoch sei 
durch die Bekanntgabe der Sanktionslisten der Umfang deutlich geworden, und die 
Betriebe würden die Frist nutzen. Bindschedler empfahl abschließend der Verwal 
tungskommission, in einer Eingabe an den Gouverneur einen Sanktionsaufschub für 
die gesamte Industrie zu erbitten 152 . Grandval lehnte dies ab und wies die Verant 
wortlichen in der Militärregierung darauf hin, daß ein Aufschub nur ausnahmsweise 
148 GMSA/DAA/IC-EPU: "Avancement des travaux au 1.12.1946", 15.12.1946; AOFAA DGAP c.232 
p.48. 
149 Seibert, der vor 1945 unter anderem Flugzeughallen hergestellt hatte, baute nach dem Krieg zerstörte 
Brücken wieder auf. Als NSDAP-Mitglied von 1933 und Wehrwirtschaftsführer hatte er bei einem 
jährlichen Verdienst von RM 150.000 vom Untersuchungsausschuß eine Geldbuße von RM 5.000 auf 
erlegt bekommen; "Volksstimme" Nr. 4/47 (23.1.1947), S. 2, u. Nr. 7/47 (15.2.1947), S. 2. 
150 "Neue Zeit" Nr. 53/47 (22.10.1947) u. Nr. 55/47 (29.10.1947). 
151 Für die ersten drei genannten Personen war vom CSE die Sanktion "Entlassung ohne Pension" vorge 
schlagen worden. Haug und Lippmann, NSDAP-Mitglieder seit 1939 bzw. 1932, erhielten aufgrund 
der Fürsprache ihrer Sequesterverwalter einen Sanktionsaufschub zugesprochen. Vieler hatte in seinem 
Fragebogen das Parteieintrittsdatum von 1935/36 angegeben, obwohl er bereits seit 1933 NSDAP-Mit 
glied gewesen war. Die Wirtschaftsdirektion der Militärregierung erreichte die Umwandlung der Sank 
tion in "Pensionierung bei 50% Rente"; GMSA/DAA/IC 831: Grandval an Laffon, 31.01.1947; 
CCFA/CAB/C 2580: Laffon an das CGAAA, 15.3.1947; AP GB 457 AP 72 u. MAE Z EU/Sarre 
1944-49 d.l 8/156f. 
152 VK: Vermerk über eine Besprechung mit Bindschedler, 24.1.1947; LA SB VK 211.
	        
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